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„Wie ein Adler sein Nest aufstört”

Aus der März 1925-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Beobachter kann viele nützliche Lehren aus der Natur ziehen, und die Bibel ist voll von Gleichnissen und bildlichen Darstellungen, die dem täglichen Tier- und Pflanzenleben entnommen sind. Die Erzählung vom guten Hirten, das Gleichnis von den Lilien auf dem Felde, das Gleichnis vom Säemann, sie alle sind dem Bibelforscher wohl bekannt und leicht verständlich. Doch manche von ihnen sind uns nicht auf den ersten Blick klar, wie zum Beispiel die Stelle im fünften Buch Mose, Kapitel 32, Vers 11. Wir lesen dort: „Wie ein Adler sein Nest aufstört, über seinen Jungen schwebt, seine Fittiche ausbreitet, sie nimmt und auf seinen Flügeln trägt” (engl. Bibel). Dies hat als Gleichnis der Liebe und Fürsorge Gottes eine überaus herrliche und metaphysische Bedeutung.

Ein Naturforscher beobachtete einige Zeit ein hoch über einem Tannenwald in die Felsklüfte gebautes Adlernest. Zwischen den Felsen und den Bäumen darunter war ein hoher Steilabsturz, und es bereitete dem Beobachter große Schwierigkeit, auf einen Punkt zu klettern, von wo aus er das Adlernest sehen konnte. Schließlich wurde seine Mühe belohnt, denn er sah in dem Nest zwei flügge junge Adler, die eben zu ihrem ersten Flug sich anschickten. Er nahm sich vor, diesen Versuch zu beobachten. Es schien ihm, als ob die Adlermutter ihre Jungen mit ermutigenden Rufen und sanften Stößen zu veranlassen suchte, den ersten Flug nach unten zu wagen. Die zwei jungen Adler saßen auf dem Rande des aus dürren Zweigen gebauten Nestes. Schließlich wagte einer von ihnen den Sturz, und bald schwebte er abwärts, den sicheren Baumwipfeln zu. Doch der andere junge Adler schien von Furcht ganz überwältigt zu sein und klammerte sich an die losen Zweige am Rande des Nestes. Die Adlermutter flog, ihn mit Zurufen ermutigend und gelegentlich sanft anstoßend, einigemal im Kreise. Dann flog sie nach unten und versuchte den jungen Vogel durch Locken zu bewegen, ihr zu folgen; doch alles umsonst. Dort hing er, von Furcht ganz gelähmt. Dann sah der Beobachter die Adlermutter etwas sehr Überraschendes ausführen. Sie schoß auf das Nest herab und riß mit einem raschen Schnabelgriff die stützenden Zweige unter dem jungen Adler weg, so daß er ins Leere fiel. In dieser Weise unbarmherzig in die Luft geschleudert, flatterte der junge Vogel verzweifelt mit den Flügeln mit dem Ergebnis, daß er längst erschöpft war, ehe er die Baumwipfel erreichen konnte. Aber, o Wunder der Mutterliebe! Die Adlermutter hielt sich während der ganzen Zeit dicht über ihm, und als sie sah, daß der junge Vogel nicht weiter kommen konnte, ohne zu fallen, breitete sie schnell die Schwingen aus und schob sie unter ihn, bis er sich genügend ausgeruht hatte, um den Flug fortzusetzen, was ihm auch bald mit Erfolg und ohne weitere Furcht gelang. Er hatte fliegen gelernt und Vertrauen und Kraft gewonnen. Was für eine Weisheit kam durch die Adlermutter zum Ausdruck, die, obwohl sie das Nest zerstörte und anscheinend lieblos handelte, in Wirklichkeit eine Wohltat erwies!

Wer unter uns hat sich nicht schon über das mentale Aufstören beklagt, das unsere Gedankengrundlage in einen geistigeren und daher glücklicheren und heiligeren Daseinsbegriff umwandelt? Wir möchten uns an diesen materiellen Gegenstand, an jene Person, an irgend etwas klammern, das wir mit den körperlichen Sinnen wahrnehmen können, wollen aber nicht in etwas hinausgeworfen werden, was für uns noch das unbekannte Reich des Gemüts ist! Doch Gott, der unsere Mutter und Liebe ist, ist immer bei uns; und wenn wir nur vertrauen wollen, werden wir erfahren, daß große und herrliche Segnungen unser warten. Insbesondere lernen wir, daß wir im Gegensatz zu früher, wo wir nur ein beschränktes Nest—das menschliche Bewußtsein—hatten, worin wir uns bewegten, nun unbegrenzte Gelegenheiten vor uns sehen, sobald wir den ersten Flug in das Reich des Wirklichen, des göttlichen Gemüts, wagen. Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 162): „Die Wirkung dieser Wissenschaft besteht darin, daß sie das menschliche Gemüt so aufrührt, daß es seine Grundlage verändert, von welcher aus es nun der Harmonie des göttlichen Gemüts Raum geben kann”. Auf Seite 540 sagt sie ferner: „Um den Strom zu reinigen, muß das schlammige Flußbett aufgerührt werden”, und auf derselben Seite erklärt sie, daß wir wissen sollten, „daß das Gesetz Gottes die sogenannte Sünde und deren Wirkungen nur zu dem Zweck aufdeckt, damit Wahrheit jeden Begriff vom Bösen und jedes Vermögen zu sündigen vernichten möge”.

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