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Glaube und Empfänglichkeit

Aus der Mai 1925-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Betätiger der christlichen Metaphysik gewinnt die Überzeugung, daß er am erfolgreichsten für den Patienten betet, der für die heilende Wahrheit am empfänglichsten ist. Der immer gegenwärtige und für das Heilen und Trösten stets erreichbare Christus findet seinen Weg am leichtesten in die Gesinnung, die gern ihre Türen dem Kommen des göttlichen Erlösers weit öffnet. Eine unzugänglich materielle Gesinnung, die an ihrer falschen Grundlage von Leben und allem, was damit zusammenhängt, zähe festhält, ist für das Heilen durch geistige Mittel weniger empfänglich als die Gesinnung, die sich willig und eifrig auf eine dauernde geistige Grundlage stellt.

Der Glaube an den Christus als den Erlöser der Menschen ist für ein erfolgreiches geistiges Heilen von großer Wichtigkeit; und andererseits ist ein Mangel an diesem Glauben—eine Gesinnung, die sich auf die Materie stützt—ein Zustand, der wenig zum Erfolg beim Verbessern unharmonischer Zustände durch geistige Mittel beiträgt. Das am Ende des dreizehnten Kapitels des Matthäus-Evangeliums erzählte Begebnis veranschaulicht dies. Dort heißt es, daß Jesus, als er in seine Vaterstadt zurückkehrte, „nicht viel Zeichen” unter seinen Nachbarn und Landsleuten tat, „um ihres Unglaubens willen”, oder, wie später einige Übersetzer diese Stelle wiedergeben, „wegen ihres Mangels an Glauben”. Abgesehen von dem Interesse, das die obige Stelle als vortrefflicher Beweis für den oft angeführten Spruch: „Ein Prophet gilt nirgend weniger denn in seinem Vaterland und in seinem Hause” erweckt, bietet er uns die tiefere Lehre, daß er die für Heilung Unempfänglichen nicht zu heilen versuchte. Unverkennbar liegt hierin für den weisen Praktiker eine tiefe Lehre; denn Empfänglichkeit und Glaube hängen eng miteinander zusammen.

Wie viel Verantwortlichkeit dem Praktiker und wie viel dem Patienten zufällt, sind Fragen, über die man mit Gewinn nachdenken kann. Zweifellos hat die angeführte Bibelstelle oft als Erklärung dafür gedient, warum die für die Christus-Botschaft scheinbar Unempfänglichen nicht geheilt werden konnten. Ein sorgfältiges Nachdenken über die Werke des Meisters führt uns zu der Erkenntnis, daß alle, die ihn mit aufrichtigem Interesse für seine Botschaft und seine Werke suchten, ein gewisses Maß von Glauben, d. h. einen gewissen Grad von Empfänglichkeit, für den Einfluß der geistigen Wahrheit hatten. Er heilte das Volk, lesen wir, darunter solche, die an allerlei Krankheiten litten und gekommen waren, seine Botschaft zu hören, und frohlockend heimkehrten. Trotzdem, heißt es, heilte er nicht viele seiner Landsleute. Weshalb nicht? Wegen ihres Mangels an Glauben. Es scheint, daß alle, die für die heilende Berührung des Christus empfänglich sind, und die willig, ja, eifrig bereit sind, ihre materiellen Annahmen aufzugeben, jetzt wie damals am schnellsten und gründlichsten von der Knechtschaft der Krankheit und des Mangels erlöst werden. Diese so beschaffene Gesinnung ist das gute Land, auf das der Same der geistigen Wahrheit gesät werden kann.

Es gibt jedoch anscheinend verschiedene Grade der Bereitwilligkeit. Wenige sind wohl bereit, alle Liebe zur Materialität aufzugeben; jede Annahme, die dem Anspruch entspringt, daß Leben der Materie innewohne und für ihr Fortbestehen von der Materie abhängig sei, zu verlassen; jedes Gefühl der Befriedigung, die man im Besitz und im Gebrauch materieller Dinge zu finden glaubt, zu opfern; den materiellen Sinn von Leben zu verlieren, um den Lohn des ewigen Lebens zu gewinnen. Um jedoch Gott vollständig vertrauen zu können, ist ein solches Opfer erforderlich, da die Liebe zur Materialität das geistige Wachstum hindert. Unsere Führerin drückt sich über die Notwendigkeit eines solchen Aufgebens bestimmt aus. „Wenn wir für Heiligkeit nicht geschickt sind, können wir Heiligkeit nicht empfangen”, erklärt sie auf Seite 15 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” und fährt bedeutungsvoll fort (S. 16): „Ein großes Opfer materieller Dinge muß diesem vorgeschrittenen geistigen Verständnis vorausgehen”.

Wir können versichert sein, daß man nur durch das vollständige Verlassen der Liebe zu materiellen Dingen und zu den mit ihnen zusammenhängenden Erfahrungen, nur dadurch, daß man sich ganz der göttlichen Eingebung ergibt, hoffen oder rechtmäßig erwarten kann, den vollen Lohn des wahrhaft Gerechten in geistigem Gesegnetsein zu erlangen. In der festen Überzeugung von dieser Notwendigkeit schreibt Mrs. Eddy auf Seite 9 des Lehrbuchs, wo sie das erste Gebot auslegt: „Dieses Gebot schließt viel in sich, ja, das Aufgeben aller rein materiellen Empfindung, Neigung und Anbetung”. Wahrlich, eine tiefgreifende Darlegung,—„aller rein materiellen Empfindung, Neigung und Anbetung”; und doch erklärte sie diesen Zustand als erforderlich, um die Krone der Heiligkeit zu gewinnen und zu tragen. Des Herrn Lob: „Ei, du frommer und getreuer Knecht” wurde auf keiner anderen Grundlage erworben.

Der christlich-wissenschaftliche Praktiker übernimmt die Verantwortung für das christliche Wirken mit allem, was dieser Ausdruck an Menschenfreundlichkeit, Mitgefühl, Erbarmen, Geduld und unwandelbarer Güte und Liebe in sich schließt,—kurz, mit allen christlichen Tugenden, die ein wahrhaft hingebendes Leben kennzeichnen. Wer hiernach strebt, übernimmt die Pflicht, bei dem Vorgang der Selbsterlösung zu helfen, indem er sich aufs äußerste bemüht, die Empfänglichkeit zu erlangen und in ihr zu verharren, materielle Annahmen so weit wie möglich auszuschließen und sich über die Versuchung, die als Entmutigung und Niedergedrücktheit an einen herantritt, zu erheben. Er sollte ernstlich danach streben, die Höhen des geistigen Verständnisses zu erklimmen.

Obwohl der Praktiker für den Mangel an diesen Eigenschaften auf seiten des Patienten gerechterweise nicht verantwortlich gemacht werden kann, so kann doch das richtige Verständnis und seine beharrliche Anwendung durch den Vertreter viel dazu beitragen, im Gedanken des Patienten die scheinbaren Ansprüche von Gleichgültigkeit, Untätigkeit, ja, sogar von Widerstand gegen die heilende Berührung der Wahrheit aufzulösen. „Die Willigkeit, wie ein kleines Kind zu werden”, sagt unsere Führerin auf Seite 323 und 324 von Wissenschaft und Gesundheit, „und das Alte um des Neuen willen aufzugeben, macht den Gedanken für die vorgeschrittene Idee empfänglich. Die Freudigkeit, die falschen Marksteine zu verlassen, und die Freude sie verschwinden zu sehen—eine solche Gesinnung beschleunigt die endgültige Harmonie”. Es ist über jeden gegenteiligen Einwand hinaus wahr, daß die besten Ergebnisse durch die engste Zusammenarbeit des Praktikers und des Patienten in der Absicht und im Verlangen erreicht werden. Dadurch wird ein Gesinnungszustand zubereitet, aus dem die reichste Ernte der „Frucht des Geistes” ersprießt.

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