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Hingebung und Heiligung

Aus der Oktober 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christlichen Wissenschafter können aus der Geschichte der ersten christlichen Kirche viel lernen. Zu jener Zeit gab es Verfolgungen bis zum Tode, die die größte Hingebung an den Christus und die größte Heiligung für ihn erforderten. Materieller Reichtum wurde freudig aufgegeben, und die sogenannten guten Dinge des materiellen Lebens wurden als Fallstrick angesehen. Offenbar war das Ziel dieser ersten Christen, den Reichtum der Geistigkeit zu gewinnen. Den Berichten, die wir über sie lesen, können wir entnehmen, daß dies auf die meisten zutraf.

Konstantin, der Kaiser des Oströmischen Reichs, erließ für die Christen zwei Toleranzerlasse. Es ist jedoch fraglich, ob er die Sache des Christentums wirklich dadurch begünstigte, daß er ihm den Schutz des Staates verlieh. Ohne Zweifel wurde damals der Schutz des Kaisers als wunderbare Gnade gegen die Nachfolger des Meisters angesehen; denn sie durften in Frieden leben und ohne Furcht Gott dienen. Aber gerade in jenem leiblichen Frieden und in dem Reichtum, zu dem die Kirche schnell gelangte, lag die Gefahr. In dem Maße, wie Reichtum anwuchs, lockerte sich das Festhalten an der Geistigkeit, bis die Kirche zur bloßen Form des Gottesdienstes herabsank und die Kraft, die Kranken zu heilen und die Toten aufzuwecken, verlorenging.

Da der Fortschritt der Bewegung der Christlichen Wissenschaft auf der Geistigkeit ihrer Anhänger und deren Beweis des göttlichen Prinzips beruht, so können uns diese geschichtlichen Tatsachen zur Lehre dienen, damit die Geschichte sich nicht wiederhole. Mrs. Eddy warnt uns vor der Gefahr irdischen Reichtums und weltlicher Beliebtheit; denn das sterbliche Gemüt möchte gern bei seiner eigenen vermeintlichen Welt beliebt sein.

Es ist recht, daß unsere Kirche und wir reich sind, vorausgesetzt, daß wir in der rechten Weise reich sind. Doch wahrer Reichtum ist in Geistigkeit zu finden, in Eigenschaften wie Demut, Sanftmut, Freundlichkeit, Einsicht und in der Kraft zu heilen, und wir sollten uns diese Eigenschaften beständig als Ziel vor Augen halten. Armut und Mangel bringen keine Geistigkeit zum Ausdruck, und es ist die Aufgabe der Christlichen Wissenschaft, sie zu zerstören. Doch es ist vielleicht ein größerer Irrtum, mindestens ist es für das geistige Wachstum gefährlicher, materielle Dinge zu haben oder danach zu trachten, wenn man sie für Reichtum hält.

Leibliche Besserung sollte stets die Folge geistigen Wachstums sein. Ist dies nicht der Fall, so wird unser geistiger Sinn schwächer werden und ein Ende nehmen. Materieller Gewinn darf einen nicht des geistigen Reichtums berauben. Dies heißt nicht, daß der Geschäftsmann in der Fortführung seines Geschäfts nicht tätig sein, oder daß die Hausfrau die häuslichen Zustände nicht verbessern sollte, sondern geistiger Gewinn muß das erste sein, dann wird materielle Besserung hinzukommen. Dadurch wird der Geschäftsmann ein besserer Geschäftsmann, und die Hausfrau kann jene wirkliche Atmosphäre, die das Heim mit Lieblichkeit erfüllt, ins Haus bringen.

In „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 138) hat Mrs. Eddy geschrieben: „Ich kann keine Christliche Wissenschafterin sein, wenn ich nicht alles um Christi willen verlasse”. Um dieses hohe Vorbild des Handelns anzunehmen, müssen wir wissen, daß Fortschritt nicht an der Anhäufung materiellen Reichtums sondern vielmehr am Eindringen in geistiges Verständnis zu messen ist, wodurch wir christusähnlich und befähigt werden, die Kranken schneller zu heilen. Dieser Fortschritt und seine Ergebnisse können leicht dadurch beurteilt werden, daß man sich vergewissert, ob man sein Alles dem Dienste Gottes gibt oder einfach versucht, alles daraus zu bekommen.

Alles um Christi willen verlassen erfordert Hingebung an Gott, das göttlich Gute, und Heiligung für Ihn. Es erfordert so schnell wie möglich den Verzicht auf das sogenannte Gute in der Materie. Es fällt uns nicht schwer zu wünschen, von den Schmerzen des Fleisches frei zu sein; doch es ist schwerer, uns von seinen vermeintlichen Annehmlichkeiten abzuwenden. Behaglichkeit im Fleisch ist nicht oder sollte nicht das Ziel des Christlichen Wissenschafters sein; und gerade hierin liegt die Gefahr, die von jedem beweisführenden Schüler als unwirklich bewiesen werden muß. Nur die Liebe zu Gott und Gehorsam gegen Ihn trägt uns an den Sirenen des Fleisches vorüber, die so manche vielversprechende Laufbahn ins Verderben gelockt haben.

Hingebung an das Gute heiligt uns naturgemäß zum Leben des Guten. Eine solche Hingebung ist geistig, weil wir das Gute, das uns Gott verleiht, suchen, finden und besitzen. Hingebung besteht darin, daß man auf Gott dadurch vertraut, daß man Seine Güte annimmt. Sie hebt das Verlangen über die Fleischtöpfe Ägyptens hinaus in das Reich, wo das Verlangen seine natürlichen himmlischen Gaben findet, und die Hoffnung nicht enttäuscht wird.

Jesus sagte deutlich, daß man nicht zwei Herren ehrlich dienen kann. Ebenso kann man nicht gleichzeitig dem Fleisch frönen und sich dem Geist hingeben. Während es nicht nötig ist, nach Märtyrertum zu trachten, muß der Irrtum dennoch überwunden und nicht in einer Form von Vergleich beibehalten werden. Kein Berg wird dadurch erstiegen, daß man sich in einem lieblichen Tale in eine Hängematte legt. Wir liegen im Kampf mit dem Fleisch und können nur in dem Maße Erfolg haben, wie wir unser Leben Gott weihen und das Kreuz der Verleugnung auf uns nehmen.

Der Weise wandert leicht dahin, indem er es ablehnt, sich durch materielles Gepäck überlasten zu lassen. Geistige Dinge, Dinge eines geistigen, nicht eines materiellen Sinnes, müssen das Ziel des Christlichen Wissenschafters sein. Eine sehr treffende Frage ist: Wie wenden wir die Christliche Wissenschaft an? Bedienen wir uns ihrer lediglich, um uns leiblich gesund zu erhalten und keine Geldschwierigkeiten zu haben? Dies hat auch das wohlgenährte Pferd im Stall. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns nicht den Ort suchen, wo für alle leiblichen Bedürfnisse gesorgt wird, sondern nach dem Himmelreich trachten, wo geistige Tätigkeit über alle Ansprüche der Materie herrscht.

Unsere Gelegenheit ist überreich an Möglichkeiten, die heute noch nicht völlig erkannt werden. Die Christlichen Wissenschafter haben ein Verständnis von dem beweisbaren Prinzip, durch das die Kranken geheilt und die Sünder umgewandelt werden. Die Verantwortung ist erhebend und erfordert sowohl Werke als auch Worte. Wir haben uns für die Obergewalt des Guten entschieden, und die Gelegenheit bietet sich, wenn wir gegen dieses Gute gehorsam sind.

Jeder Christliche Wissenschafter sollte willig sein, den Hilferuf zu erwidern; denn das christliche Heilen darf nicht auf eine Klasse von Menschen beschränkt werden. Furchtsamkeit wird nicht überwunden, solange man sich ihr in dieser Frage unterwirft; und die einzige Art und Weise, in der Heiltätigkeit bewandert zu werden, ist, diese Heiltätigkeit auszuüben.

Die Entschuldigung mit häuslicher Arbeit, dem Geschäft oder dem Mangel an Zeit ist wahrlich keine Entschuldigung. In unserem Kirchenhandbuch (S. 92) schreibt Mrs. Eddy: „Das Heilen der Kranken und Sünder durch die Wahrheit demonstriert, was wir in bezug auf die Christliche Wissenschaft bekräftigen, und nichts kann diese Demonstration ersetzen. Mein Rat ist, daß jedes Mitglied dieser Kirche danach streben soll, durch seine Praxis zu demonstrieren, daß die Christliche Wissenschaft die Kranken rasch und völlig heilt, und dadurch zu beweisen, daß diese Wissenschaft dem Wert, den wir ihr beimessen, vollständig entspricht”. Diese Satzung enthebt kein Mitglied Der Mutter-Kirche der Pflicht, ein christlich-wissenschaftlicher Praktiker zu sein.

Es gibt zwei Gesinnungsarten,— die Maria und die Martha. Martha machte sich viel mit kleinen Dingen zu schaffen, ihr Leben war von kleinlichen Forderungen und einem beschränkten Horizont umgeben. Sie sah nur materielle Gegenstände und ging ganz in der Sorge um sie auf. Maria dagegen saß zu Füßen des großen Meisters und lernte von dem Christus. Ihr Denken war nach oben gerichtet, indem sie ihre Aufmerksamkeit wichtigen Dingen schenkte. Zweifellos wurde Maria infolge ihrer Aufmerksamkeit gegen die göttliche Botschaft eine bessere Haushälterin, während Martha eine weniger gute Christin war, weil sie für eine solche Betrachtung keine Zeit hatte.

Das sterbliche Gemüt würde einwenden, wir müßten erst von Schmerzen, von Mangel aller Art befreit werden, dann könnten wir in einem bloßen leiblichen Zustande von unserer Freiheit in Zufriedenheit Gebrauch machen. Heilen durch die Christliche Wissenschaft ist zwiefach in seinem Wesen. In dem Maße, wie irrige Zustände überwunden werden, muß eine entsprechende geistige Besserung eintreten, selbst wenn es nicht sofort sichtbar wird. Ohne geistigen Segen wäre das Heilen im Sinne der Christlichen Wissenschaft nicht besser als dasjenige irgend einer materiellen Lehre. Jedesmal, wenn eine falsche Annahme aufgegeben wird, wird ein Schritt in geistiger Hinsicht getan; denn wir sind von einer unwahren Last getrennt worden.

Sind wir nicht dankbar, daß unsere Führerin es ablehnte, sich von den kleinlichen Dingen, die viele Leute für wichtig halten, gefangennehmen zu lassen? Wäre Mrs. Eddy eine so große Führerin gewesen, wenn sie ein weniger selbstloses Leben geführt hätte? Sie erwachte aus dem Materie-Traum zu dem Ruf der Geistigkeit und zu den Gelegenheiten, die diese bietet. Das Feld ist weiß zur Ernte; viele Menschen mühen sich mit dem Einbringen der Ernte ab, doch die Sicheln sind vielleicht stumpf. Warum sollen wir einer Sache, die wir immer noch materiell hegen, erlauben, die Geräte so stumpf zu machen, daß wir nur teilweise ernten? Mißerfolge sollten uns zu der Notwendigkeit tieferer Demut und größerer Anstrengung erwecken.

Die Arbeit für das Wohl der Menschheit erfordert mehr Heiligung, mehr Hingebung. Dem Selbst darf nicht gefrönt werden; denn es hindert die Hingebung an die Sache der Selbstlosigkeit. Sein Alles für die Sache der Christlichen Wissenschaft hingeben heißt, an seiner Stelle ein beweisbares Verständnis der Allheit Gottes empfangen. Hingebung an das Gute fordert die Verleugnung alles Bösen; sie fordert vermehrte Geistigkeit und verlangt die neue Geburt, die täglich die tiefere Einprägung des Himmels trägt.

Segnungen werden sicherlich in Fülle vorhanden sein für jeden Christlichen Wissenschafter, der der gebieterischen Anweisung des Meisters eingedenk ist und sie befolgt,— der Anweisung: „Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch”.


Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, zu rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten.— Lukas 5:31, 32.

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