Vor neunzehn Jahren wurde ich von einem Nervenleiden befallen, das sich von Jahr zu Jahr verschlimmerte. Mein Schwächezustand war derart, daß es schien, als ob ich sterben müßte. Alle ärztliche Hilfe war umsonst. Vor ungefähr zehn Jahren wurde ich durch eine liebe Verwandte auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam gemacht. Ohne zu wissen, was dies sei, wandte ich mich an sie um Hilfe, worauf es mir bald besser ging. Ich las auch einige Aufsätze in den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, konnte aber die Lehre weder verstehen noch anwenden. Die Besserung hielt ungefähr ein Jahr an; dann verschlimmerte sich mein Zustand so bedenklich, daß ich oft zu sterben wünschte. Im Herbst 1921 wurde ich nach der Geburt eines Kindes schwermütig. Dazu kam noch der falsche Glaube, daß die Schwermut vererbt sei; denn mein Bruder und meine Schwester hatten auch darunter gelitten. Ich kam nun so weit, daß ich jeden Abend befürchtete, ich könne am nächsten Morgen meine Angehörigen nicht mehr erkennen; und nach einiger Zeit erkannte ich mein Töchterchen nicht mehr. Ich war so von Furcht erfüllt, daß ich nicht mehr beten und mich nicht mehr freuen konnte. Kurz gesagt, meine Trübsal war ein unerträgliches Leiden geworden.
Nachdem ich einige Monate in diesem Zustande zugebracht hatte, wurde ich auf Verlangen meines Mannes in eine Nervenheilanstalt gebracht, doch ohne Erfolg; daher nahm mich mein Mann wieder nach Hause. Während dieser Zeit dachte ich manchmal, die Christliche Wissenschaft werde mich doch noch heilen, und schließlich bat ich eine liebe Praktikerin um Hilfe, die sie mir liebevoll gewährte. Nachdem ich fast drei Vierteljahre in dieser großen Not gelitten hatte, wurde ich durch zwei Behandlungen geheilt, und ein unaussprechliches Gefühl der Freude, des Lobes und der Dankbarkeit gegen Gott erfüllte mich. Von jener Stunde an konnte ich meine ganze Arbeit verrichten. Dann kaufte ich mir das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, und ich lernte verstehen, was Jesus mit den Worten meinte: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch”; denn ich erkannte, daß das Reich Gottes in uns ist, und daß unsere „reinen Gedanken von Gott Engel sind” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 298).
Andere kleinere Leiden in unserer Familie wurden durch die Hilfe einer Praktikerin überwunden. Vor einiger Zeit bemerkte ich an meinem Finger einen unharmonischen Zustand. Ich erklärte sofort die Wahrheit, daß es im geistigen Reich der Liebe, wo alles von der Liebe erfüllt ist, einen solchen Zustand nicht geben könne; und ich konnte ihn vollständig vertreiben. Ich war hocherfreut und zugleich erstaunt; denn dies war der erste Beweis der Richtigkeit meiner eigenen Arbeit. Ich hatte beständig an diesem Übelstand gelitten, und jetzt war er in so kurzer Zeit verschwunden.
Im Herbste 1923 hatte ich wiederholt mit hartnäckiger Erkältung, verbunden mit Schlaflosigkeit, zu kämpfen. Diese wurde durch die Hilfe einer Praktikerin bald überwunden. Eines Tages wurde ich jedoch von einem heftigen Frost befallen, und am nächsten Morgen stellten sich weitere bedenkliche Anzeichen ein. Allem Anscheine nach hatte ich die Grippe. Trotz sofortiger Arbeit im Sinne der Christlichen Wissenschaft verschlimmerte sich mein Zustand so sehr, daß ich mich wieder zu Bett legen mußte. Da sich auch Anzeichen von Schwermut bemerkbar machten und sich mein Bewußtsein zu verfinstern schien, bat ich eine Praktikerin um Beistand. Ich war fest entschlossen, mich vollständig auf Gott zu verlassen. Denn hatte mich Gott, wie Ihn die Christliche Wissenschaft enthüllt, nicht von der größten Trübsal meines Lebens erlöst? Wovor sollte ich mich also fürchten? Ich klammerte mich fest an Worte der Heiligen Schrift.
Als alle meine Angehörigen zu Bett gegangen waren und schliefen, begann für mich ein sehr schweres Ringen, das etwa zwei Stunden dauerte, und es schien, als ob das Böse überhandnehmen wollte. Ich war wie eine Ertrinkende, die nach einem Strohhalm greift, um sich zu retten; und eine solch große Furcht überkam mich, daß ich dachte, ich sei am Ende meiner ganzen Kraft. Doch trotz des leiblichen Augenscheins und der Einflüsterungen des Bösen hielt ich fest an dem Gedanken, daß mich nichts von Gott, der unendlichen Liebe, trennen könne. Es war ein Ringen nach Licht und Frieden; und durch Gottes unendliche Liebe und durch die hingebende, opferfreudige Treue einer Praktikerin hatte ich die Kraft und den Mut, allen Versuchungen zu widerstehen. Plötzlich war es mir, als ob eine starke Hand mich ergriff und stützte. Wundervolle Ruhe und Frieden erfüllten mein Herz. Ich war frei! Am nächstem Morgen stand ich auf, kleidete mich an und verrichtete alle meine häuslichen Pflichten mit einem Gefühl unaussprechlicher Dankbarkeit gegen unsern Vater-Mutter Gott. Seit dieser Erfahrung habe ich nie mehr unter Erkältung gelitten; auch hat sich mein Gemütszustand vollständig geändert. Glück und Freude haben nun eine Wohnstätte in meinem Herzen gefunden. Unsere neunjährige Tochter wurde durch christlich-wissenschaftliche Behandlung zweimal von Diphtheritis augenblicklich geheilt.
Für die vielen Segnungen, die mir durch die Christliche Wissenschaft zuteil geworden sind, bin ich Gott unendlich dankbar. Auch gedenke ich in dankbarer Liebe der lieben Vertreterin, die soviel für mich getan hat. Voll inniger Dankbarkeit gegen unsere geliebte Führerin schreibe ich dieses Zeugnis.
Herford, Deutschland.
