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„Die da geistlich arm sind”

Aus der Februar 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Seligpreisung, die oft die jungen Bibelforscher in Verwirrung bringt, lautet: „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr”. Es erhebt sich bei ihnen oft die Frage: Wie kann geistige Armut einem helfen, das Himmelreich zu erlangen, wie Christus Jesus es in seiner meisterhaften Bergpredigt verheißt? Man kann sagen, daß geistig arm sein uns in der Demut helfen kann, weil es uns veranlaßt, anzuerkennen, daß wir geistige Nahrung brauchen, uns veranlaßt, uns vom falschen Sinn des materiellen Lebens abzuwenden und durch geistiges Verständnis nach dem Himmelreich zu trachten.

Als der verlorene Sohn die letzten bitteren Tropfen des Bechers der Sinnlichkeit getrunken und die Treber der Materialität gegessen hatte, wurde er sich seines Elends bewußt und rief aus: „Wie viel Tagelöhner hat mein Vater, die Brot die Fülle haben, und ich verderbe im Hunger!” In dieser Erkenntnis seiner Torheit kehrte er um, und in Demut ging er heim zu seinem Vater, der ihn mit offenen Armen und freudigen und dankbaren Herzens empfing.

Wie alle gleichen mehr oder weniger dem verlorenen Sohn; denn wir sind auf den verschiedenerlei Abwegen der sterblichen Annahme vom Vaterhaus abgeirrt. Einzeln betrachtet kann wohl jeder von uns eine andere Erfahrung erzählen, aber die Tatsache, daß wir nicht in dem Himmelreich sind, das Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 590) als „die Herrschaft der Harmonie in der göttlichen Wissenschaft; das Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts; die Atmosphäre des Geistes, in welcher Seele allerhaben ist”, erklärt, ist derselben Ursache zuzuschreiben, nämlich geistiger Armut. Im Verhältnis zu unserer Vergegenwärtigung und Anerkennung dieses Zustandes und zu unserem Ringen, die falschen Annahmen von Freude und Schmerz, von Leben und Intelligenz in der Materie und im materiellen Leben zu überwinden, wohnen wir in dem Bewußtsein der göttlichen Liebe oder, wie Jesus sagte, im Himmelreich.

Wie das achtzehnte Kapitel des Evangeliums des Lukas zeigt, veranschaulichte Jesus diesen Punkt durch Erzählen des Gleichnisses vom Pharisäer und dem Zöllner, die in den Tempel gingen, um zu beten. Der Pharisäer dankte Gott, daß er nicht „wie die andern Leute” sei. Mit andern Worten, der Pharisäer hatte seine geistige Armut noch nicht erkannt. Dagegen „der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!” Wir alle erinnern uns der Worte Jesu: „Ich sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem”. Die Tatsache, daß Jesus den Zöllner für gerechtfertigt erklärte, führt uns zu dem Schluß, daß das Aufdecken des Irrtums in seinem Bewußtsein und sein demütiges Bekennen seiner Fehler zu seiner Umwandlung führte, während der Pharisäer, der seine geistige Leere noch nicht offen ins Auge gefaßt hatte, noch weit entfernt vom Himmelreich war und in dem Betrug der materiellen Täuschung und der sterblichen Sünde weilte.

„Die da geistlich arm sind”, sind die von Herzen Demütigen, die Zerschlagenen, die ihre Gewänder in Tränen der Reue reingewaschen haben, und die bereit sind, menschlichen Willen und Meinungsstolz aufzugeben und das Christus-Prinzip wie kleine Kinder anzunehmen. Solche suchen eifrig das Wort der Wahrheit und nehmen es dankbar an; denn sie sehnen sich nicht mehr nach materiellen Dingen sondern heißen jene geistige Substanz, die die göttlich eingegebene Lehre der Christlichen Wissenschaft enthüllt, freudig willkommen. Sie wachsen rasch im Verständnis des göttlichen Gesetzes; denn sie trinken von dem Brunnen lebendigen Wassers wie jene, die da wanderten in der Wüste, „in einem trocknen und dürren Lande, da kein Wasser ist”.

Wie kleine Kinder erfassen diese Wanderer, die ihr Unvermögen, in der materiellen Welt Glück und Frieden zu finden, einsehen, die von ihrem Vater-Mutter Gott durch ihren Ungehorsam gegen Seine Gesetze getrennt sind, mit einem gemischten Gefühl von Hoffnung und Furcht den Christus, die Wahrheit, und werden durch geistige Kraft geführt und gestärkt, zuerst manchmal schwach, doch immer genügend für ihr augenblickliches Bedürfnis, bis sie —„die da geistlich arm sind”— dadurch, daß sie in Seinem Wort bleiben, schließlich erhoben werden und auf der Spitze des Berges der Offenbarung die Fülle der Verheißung Jesu verwirklichen: „Das Himmelreich ist ihr”.

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