Der Erforscher der Christlichen Wissenschaft lernt verstehen, daß Gesundheit im Grunde genommen geistige Harmonie ist, und daß sie daher durchaus nicht von materiellen Zuständen abhängig ist. Er lernt verstehen, daß der Mensch als der Ausdruck des durch sich selbst bestehenden Seins jetzt geistig und vollkommen ist und ewig die Harmonie, auf der die Gesundheit beruht, widerspiegelt. Ferner lernt er auch verstehen, daß die Sterblichen die wissenschaftliche Wiederherstellung des Gesundheitsbegriffs nur in dem Grade erlangen können, wie sie das richtige Verständnis von Gesundheit gewinnen,— d. h. wie sie Gott und den Menschen verstehen lernen.
Wenn der Gesundheitsbegriff durch den Glauben an die Wirklichkeit der Disharmonie verdrängt worden ist, so kann die Harmonie nur durch geistige Mittel, ohne Zuhilfenahme der Materie oder den Gebrauch materieller Heilmittel, in wissenschaftlicher Weise wiederhergestellt werden. Die Fähigkeit, Disharmonie zu heilen und Gesundheit wiederherzustellen, wird also nur dadurch gewonnen, daß man vom materiellen zum geistigen Sinn vom Dasein übergeht; denn die Gesundheit wird nur auf der Erkenntnis der grundlegenden Tatsachen des Seins aufgerichtet. Dies führt zu der Erkenntnis, daß Gott unendlich — das All — ist; daß Er gut, die einzige Gegenwart und Macht ist; daß der Mensch, da er Gottes Ebenbild und wahres Gleichnis ist, seinem Wesen und seiner Beschaffenheit nach wie Er — vollkommen — ist; daß daher das Böse nicht wirklich ist, daß es keine Wesenheit und keine Gegenwart hat. Wird dieses Verständnis richtig angewandt, so zerstört es die sterblichen Annahmen von Sünde und Krankheit und stellt die Harmonie wieder her.
Durch die Christliche Wissenschaft lernt man erkennen, daß der Mensch nicht ein materielles Geschöpf ist, sondern daß er geistig, wie Gott, ist. Das sogenannte sterbliche Gemüt erklärt dagegen, der Mensch sei sowohl materiell als auch geistig, er sei wegen seiner materiellen Zustände der Sünde und der Krankheit unterworfen und mache Geburt und Tod durch. Indem es der christlich-wissenschaftliche Praktiker unternimmt, den Harmoniebegriff, der Gesundheit ist, wiederherzustellen, gründet er seine Behandlung auf die Immergegenwärtigkeit Gottes, des unendlichen Guten, auf des Menschen Vollkommenheit und die sich daraus ergebende Unwirklichkeit des Bösen und der Disharmonie jeder Art. Mit diesem Verständnis tritt er den Ansprüchen des Irrtums, die auf ihrer Wirklichkeit beharren, entgegen.
Dem Anscheine nach konnte es der Patient nicht vermeiden, die Ansprüche der Disharmonie auf Wirklichkeit bis zu einem gewissen Grade anzuerkennen, sonst wäre keine Disharmonie in Erscheinung getreten. Um befriedigende Ergebnisse zu erlangen, sollte sowohl der Praktiker als auch der Patient die volle Unwirklichkeit der Disharmonie fest im Gedanken halten, sonst entsteht der Zustand, den Mrs. Eddy zutreffend als „mentale Quacksalberei” bezeichnet hat. Auf Seite 395 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, wo unsere Führerin über diesen Gegenstand schreibt, sagt sie: „Es ist mentale Quacksalberei, aus der Krankheit eine Wirklichkeit zu machen — sie für etwas zu halten, das man sehen und fühlen kann — und dann zu versuchen, sie durch Gemüt zu heilen. Es ist genau so irrig, daß du an das wirkliche Vorhandensein von einem Gewächs, von Krebs oder von zersetzten Lungen glaubst, während du gegen deren Wirklichkeit argumentierst, wie daß dein Patient, der physischen Annahme gemäß, diese Übel fühlt”. Hier ist sowohl dem Praktiker als auch dem Patienten der Weg gewiesen. Krankheit oder jede andere Erscheinungsform des Bösen für wirklich halten, für etwas halten, das Wesenheit und wirkliches Dasein hat, und dann versuchen, sie zu zerstören, weil sie unwirklich ist, ist gewiß der größte Widerspruch.
Schon das Wesen der Wirklichkeit weist auf ihre Unzerstörbarkeit hin. Die Christliche Wissenschaft macht es überaus klar, daß nur Gott und Sein Weltall wirklich sind, und daß es ferner, da Gott das unendliche Gute ist, in Seiner Schöpfung nichts dem Guten Ungleiches gibt. In diesem Verständnis dringt der Christliche Wissenschafter zu der Zerstörung jedes sich darbietenden Anspruchs des Bösen vor mit der vollsten Gewißheit, daß er nicht versucht, das Gesetz Gottes zu bestreiten oder ein Kennzeichen Seiner Schöpfung zu zerstören. Statt dessen beweist er durch die Vernichtung des Bösen die Kundwerdung Gottes und Seines vollkommenen Weltalls als der einzigen Gegenwart und der einzigen Wirklichkeit.
In dem Maße, wie der Sucher nach geistiger Heilung diese Tatsachen erkennt, kann er viel zu der Wiederherstellung der Harmonie, wonach er sich sehnt, beitragen. Er sollte bestimmt wissen, daß Krankheit nur den Wirklichkeitsgrad hat, den er ihr beizumessen scheint. Wird das Böse als die Lüge, die es ist, und als unglaubwürdig endgültig abgewiesen, so kann es keine Krankheit verursachen. Gewährt man aber der Einflüsterung Eintritt in das Denken, und erkennt man sie als Tatsache an, so wird die Lösung der Frage schwieriger. Bewußt oder unbewußt gesteht man einem Anspruch des Bösen dadurch Wirklichkeit zu, daß man sich mit ihm befaßt, daß man ihn für wahr hält; während man dadurch, daß man ihn bei seinem ersten Erscheinen unverzüglich abweist, die Einflüsterung verbannt und die Tür des Denkens verschließt. Wie wichtig ist es doch, daß die Christlichen Wissenschafter dies erkennen, um sich gegen die Übergriffe irriger Annahmen zu schützen!
Mrs. Eddy schließt den Abschnitt, dem die oben angeführte Stelle entnommen ist, mit der Warnung: „Die mentale Praxis, welche Krankheit für eine Wirklichkeit hält, heftet die Krankheit dem Patienten auf, so daß sie möglicherweise in einer beunruhigenderen Form auftritt”. Soll Krankheit durch das Gemüt geheilt werden, so ist es mentale Malpraxis, wenn man sie für etwas Wirkliches hält; versuchen, sie zu zerstören, nachdem man ihre Wirklichkeit zugegeben hat, ist mentale Quacksalberei. Weder der eine noch der andere Standpunkt hat sowohl für den Patienten als auch für den Praktiker in der Betätigung der Christlichen Wissenschaft einen Raum.
Als Christus Jesus seine Befugnis, sich als den Messias zu bezeichnen, begründete, sagte er zu den ihn befragenden Juden: „Der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich vor der Welt”. Die Wahrheit, die von Gott gekommen ist, steht jetzt zur Verfügung, um das Böse zu zerstören und die Harmonie, die Gesundheit ist, offenbar zu machen. Diese über alles wichtige Arbeit besteht in der Offenbarung der Wirklichkeit, wodurch die Ansprüche des Bösen zerstört werden.
