Man erzählt von einem französischen Grafen, er habe den Tag damit begonnen, daß er sich mit folgenden Worten begrüßte: „Guten Morgen, Herr Graf; Sie haben heute Großes zu tun!” Zweifellos gab es in der ganzen Weltgeschichte nie Größeres zu tun als gegenwärtig, und zweifellos waren Männer und Frauen nie besser dazu ausgerüstet als diejenigen, die bestrebt sind, die Worte und Werke des Meister-Christen, Christi Jesu, zu befolgen. Was für ein froher Gedanke es doch ist, daß wir wie der französische Graf den Tag damit beginnen sollten, daß wir uns einen „guten Morgen” wünschen! Wir alle brauchen ihn. Wenn wir den Tag damit beginnen, daß wir unsere wachen Gedanken mit Gutem erfüllen,— mit Freude, Dankbarkeit und dem aufrichtigen Verlangen, anderen mehr als bisher zu helfen,— wünschen wir uns den besten „guten Morgen”; und es bringt unaussprechliche Segnungen und günstige Gelegenheiten in den anbrechenden Tag.
Es gibt viele biblische Geschichten von Engeln, die kamen, um mit den Menschen zu sprechen. Diese Engel brachten liebevolle, hilfreiche Botschaften und kündigten ihre Gegenwart mit frohen Grüßen an. Diejenigen, zu denen die Engel kamen, müssen ihre Gedanken wohl beständig auf das Gute gerichtet haben, um sie zu befähigen, diese frohen Grüße zu vernehmen. So sollten auch wir unser Denken beständig dem Guten öffnen, damit wir vorbereitet sind, die Botschaften zu hören, die Gott jeden Augenblick des Tages für jedes Seiner geliebten Kinder hat.
Auf Seite 298 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Engel sind reine Gedanken von Gott”. Wenn unsere wachen Gedanken unentwegt auf diese Engel gerichtet sind, errichten wir für den Tag eine starke Festung gegen die falschen, unsteten, sündigen Annahmen, die versuchen möchten, sich in unser Denken zu verirren und sich darin festzusetzen.
„Ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte”, lesen wir in der Bergpredigt. Ebenso verhält es sich mit dem rechten Denken. In natürlicher Weise und ohne Anstrengung bringt es richtige Ergebnisse in unsere Erfahrung. Ja, jedes glückliche, harmonische Ergebnis ist die Frucht eines glücklichen, harmonischen Gedankens; und dies ist ganz in Ordnung und natürlich. Wir alle können dadurch, daß wir bessere Gedanken hegen und mehr über Gott, das Gute, und Seine vollkommene Schöpfung wissen, täglich bessere Ergebnisse erwarten. Zweifellos besteht eine zweckdienliche Art, dies zu erlangen, darin, daß wir den Tag damit beginnen, daß wir reine Gedanken in unser Bewußtsein einströmen lassen.
David, der als Hirtenknabe auf den Schafweiden bei Bethlehem aufwuchs, muß wohl oft beobachtet haben, wie die Morgendämmerung die purpurroten Nachtwolken durchbrach; und vielleicht wurde er sich damals zum erstenmal der großen Segnungen bewußt, die ihm in dem Maße zuteil wurden, wie er seine ersten Gedanken im Gebet und in der Lobpreisung zu Gott erhob. Im fünften Psalm, der „Davids Morgengebet” heißt, sagt er: „Herr, frühe wollest du meine Stimme hören; frühe will ich mich zu dir schicken und aufmerken”.
Ist das Herz von aufwärtsgerichteten Engelsgedanken erfüllt, wie freudig gehen wir dann hinaus, um der ganzen Welt einen „guten Morgen” zu wünschen! Was für ein frohes Grüßlein er doch ist, dieser freundliche Wunsch, mit dem wir einander begegnen! Nur als einfacher, aufrichtiger Wunsch, daß das Gute bei allen sein und ihre Morgenstunden erfüllen möge, ertönt er rings um und durch die ganze Welt. Und wie oft äußert ihn jeder von uns,— vielleicht nur als „guten Morgen” im Vorübergehen einem Fremden gegenüber; doch was kann er nicht alles vollbringen, wenn er von Herzen kommt und mit der Liebe geäußert wird, die aus geistigem Verständnis hervorgeht!
Dann werden wir, wie Henry Van Dyke geschrieben hat, erfahren,
Daß jeder Morgen scheint zu bringen
Etwas, das dich läßt fröhlich singen,—
Gott sendet Liebe dir.
