Im Neuen Testament begegnet man oft im Zusammenhang mit dem christlichen Heilen dem Wort „alsbald”. Beim Lesen dieser Berichte macht die Kraft des Wortes, die so schnell Ergebnisse hervorrief, einen tiefen Eindruck auf uns. Im fünften Kapitel des Evangeliums des Johannes lesen wir von einem Menschen, der „achtunddreißig Jahre lang krank gelegen” hatte. Jesus, der wußte, „daß er so lange gelegen hatte”, fragte ihn: „Willst du gesund werden?” (Es mußte gezeigt werden, daß er wünschte, geheilt zu werden.) Der Meister verhandelte nicht mit ihm, sondern gebot einfach: „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!” Jesus wußte, daß nichts ihn hindern konnte, Gesundheit sofort zu bekunden.
Im dritten Kapitel der Apostelgeschichte wird erzählt, daß Petrus eine ähnliche sofortige Heilung vollbrachte, indem er einem von Geburt an Lahmen gebot: „Stehe auf und wandle!” Es ist bemerkenswert, daß nach den Erzählungen beide Geheilten zuversichtlich warteten und, sobald sie das Wort hörten, gehorchten, obwohl sie wahrscheinlich die Kraft des Wortes, die sie heilte, nicht verstanden. Sofortiger Gehorsam zeigt freiwillige Bereitschaft des Denkens und Handelns an.
Derjenige, dessen Heilung sich in die Länge zu ziehen scheint, würde gut tun, einen Augenblick innezuhalten und zu überlegen, wovon er in erster Linie geheilt werden will,— von sogenannter körperlicher Krankheit oder von dem irrigen Denken, das die Krankheit hervorrief. Als Jesus den Stummen heilte, trieb er zuerst den falschen Glauben aus, der die Knechtschaft verursacht hatte. Als der Irrtum ausgetrieben war, war Freiheit die Folge. Dies überraschte das Volk dermaßen, daß es ausrief: „Solches ist noch nie in Israel gesehen worden”! Sobald wir diesen wichtigen Punkt erkannt haben, können wir anfangen, unser Denken von aller Sünde oder allem falschen Denken zu reinigen. In dem Maße, wie dieser Reinigungsvorgang fortschreitet, verschwindet die Krankheit.
Der Neigung des sogenannten menschlichen Gemüts, aufzuschieben, muß in der Christlichen Wissenschaft dadurch Rechnung getragen werden, daß man die Wahrheit über die immer gegenwärtige Tätigkeit des einen Gemüts weiß und annimmt. In dem Maße, wie das Denken erzogen und für die geistige Wahrheit mit ihrer göttlichen Führung empfänglicher wird, werden wir größeren Gehorsam und häufiger augenblickliche Heilungen sehen. Wenn wir dem Beispiel unseres Meisters und den Unterweisungen unserer geliebten Führerin Mrs. Eddy folgen, können wir mit vollem Recht diese augenblicklichen Heilungen erwarten.
Mrs. Eddy schreibt im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 485): „Erhebe dich allmählich aus der Materie in den Geist”. Gibt es einen fruchtbareren Boden als das wahrhaft sanfte, demütige Denken, das auf die Stimme Gottes hört und willig gehorcht? Zögern, wenn wir die Stimme der Wahrheit hören, kann vielleicht einer Menge menschlicher Einwendungen die Tür öffnen, die etwas ganz anderes als die ersehnte Sanftmut hervorrufen. Die Wahrheit ist „lebendig und kräftig”; und es kommt sehr darauf an, in welcher Richtung die Tür unseres Denkens offen ist.
In den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften lesen wir und in den Mittwochabend-Zeugnisversammlungen der christlich-wissenschaftlichen Kirchen hören wir viele Zeugnisse über augenblickliche Heilungen. In diesen Fällen muß viel von der soeben erwähnten Denkungsart vorhanden gewesen sein. Sollten wir daher nicht versuchen, uns eine empfängliche, erwartungsvolle Wachsamkeit zu erwerben, so daß auch wir, wenn das Wort gesprochen wird, uns im Bewußtsein zu dem Christus erheben? Da die Wahrheit immer wahr ist, so kommt es sehr auf unser eigenes Streben und unsere eigene Haltung an. Die Bibel erklärt: „Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort”. Wir sprechen das Wort Gottes mit Macht im Verhältnis zu unserem Verständnis des Wortes; und „er sandte sein Wort und machte sie gesund”. Das Wort ist nie von seiner göttlichen Heiltätigkeit getrennt; und es gibt in einem vermeintlichen Feind keine Macht, die seine Wirkungskraft zerstören könnte. Es gibt keine Zeit, die verstreichen muß, keine Materie, die ihre Zustimmung versagt, kein materielles Gesetz, das Einspruch erhebt, keine Sünde, die hindernd im Wege ist, und keine Furcht, die seine Tätigkeit hindert.
Die christlich-wissenschaftlichen Praktiker sind bestrebt, sich immer mehr vom christusähnlichen Bewußtsein zu erwerben und dadurch die Sünde in sich und in ihren Patienten durch Demut, Geduld und Liebe zu überwinden. In allen Schriften der Mrs. Eddy ist klar Nachdruck darauf gelegt, daß es „der Geist ist, der da lebendig macht”. Bei der Betätigung der Christlichen Wissenschaft muß der Praktiker die eigene Gedankenwohnung von Spinngeweben frei halten; sein Denken muß gereinigt werden; er muß sich seine geistige Vision bewahren, damit er jeden im eigenen Denken oder in demjenigen seines Patienten sich verbergenden Irrtum bloßstellen und zerstören kann. Dies wird in dem Maße leichter, wie sein Verlangen selbstlos wird. In seinem ernsten und ehrlichen Streben sieht er sich demütiger werden. Und Demut ist eine christusähnliche Eigenschaft, die Selbstlosigkeit, Geduld, Ausdauer und Zärtlichkeit in sich schließt. Sie ist nie teilnahmlos, sondern wachsam, bescheiden und allem Guten untertan. Dem in dieser Weise durch ein Verständnis von dem göttlichen Prinzip und seinen Regeln, wie sie im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch dargelegt sind, gereinigten Gedanken, ist die Wirkungskraft des Christus, die augenblicklich heilt, zu eigen.
Das Christus-Bewußtsein verherrlicht Gott immer und strahlt immer das Gute aus. Alle, die einen Lichtblick von diesem ewigen Christus erhaschen, werden dadurch gesegnet. Dieses Bewußtsein ist die Widerspiegelung der göttlichen Liebe, der Liebe, die „des Gesetzes Erfüllung” ist, und ohne die wir „nichts tun” können. Laßt uns jetzt die Liebe als Liebe widerspiegeln, nicht sie für einen künftigen Tag aufheben! Laßt uns die Liebe zu Hause, im Geschäftsleben, bei unseren täglichen Gewohnheiten, in unserem ganzen Umgang mit den Menschen betätigen! Laßt uns mehr von ihr anwenden, und laßt uns sie häufiger anwenden! In dieser Weise wird sie zunehmen, und ihre Eigenschaften und ihr Charakter werden uns durchdringen, wodurch die verheißenden Worte der Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 411) in Erfüllung gehen: „Wenn Geist oder die Macht der göttlichen Liebe für die Wahrheit zeugt, dann ist dies das Ultimatum, der wissenschaftliche Weg, und die Heilung ist eine augenblickliche”.
