Wer unter denen, denen die Freude über eine durch die Christliche Wissenschaft bewirkte Heilung widerfahren ist, und die einen Schimmer des Lichts dieser glorreichen Wahrheit über Gott erhascht haben, hat sich nicht gesehnt, daß dieses Heilen und diese Freude allen Menschen zuteil werden möge? Ein solcher Wunsch ist immer zu schätzen; doch manchmal sind die Mittel und Wege, durch die man ihn zu erfüllen sucht, nicht empfehlenswert. Der Neuling in dieser Wissenschaft möchte oft zu gern seine Vision von den Dächern verkündigen, sie jedermann mitteilen, weil er glaubt, daß alle Menschen sie auch so sehen wie er. Infolgedessen begegnet er mancher Abweisung, und er wird durch Erfahrung klüger. Doch der Christliche Wissenschafter sollte bei seinem Wachstum an Weisheit den Wunsch, alle Menschen zu segnen, nie aus den Augen verlieren.
Dieser edle Zweck bedarf geistiger Führung, und dafür ist gesorgt. Mary Baker Eddy, deren Weisheit und Voraussicht sich oft bewährt haben, hat uns gezeigt, wie die Menschen in diesem zwanzigsten Jahrhundert des Christus-Heilens zweifellos teilhaftig werden können. In „Pulpit and Preß” (S. 22) schreibt sie: „Wenn das Leben der Christlichen Wissenschafter ihre Treue gegen die Wahrheit bezeugt, prophezeie ich, daß im zwanzigsten Jahrhundert jede christliche Kirche in unserem Lande und einige in weitentfernten Ländern dem Verständnis der Christlichen Wissenschaft so nahekommen, daß sie in seinem [Christi] Namen die Kranken heilen. Christus wird dem Christentum seinen neuen Namen geben, und alle Christen werden Christliche Wissenschafter sein”. Was für eine Verheißung, die jetzt der Erfüllung harrt! Und wie einfach und tief doch die Bedingung ist, die diese Erfüllung erfordert: „Wenn das Leben der Christlichen Wissenschafter ihre Treue gegen die Wahrheit bezeugt”! Ist es unser Wunsch, diese Freude und diese Gesundheit mit allen Menschen zu teilen? Wünschen wir zu sehen, daß innerhalb der nächsten fünfundsiebzig Jahre die christlichen Kirchen in unserem Lande und in anderen Ländern die Kranken in Christi Namen heilen? Möchten wir sehen, daß „alle Christen Christliche Wissenschafter sind”? Der Weg ist einfach und sicher: laßt unser Leben unsere Treue gegen die Wahrheit bezeugen! Laßt täglich und stündlich den selbstlosen Wunsch nach der Heilung der Menschen genährt werden durch das Ringen nach Christlichkeit sowohl in dem Leben, das unser Nächster nicht sieht, als auch in demjenigen, das vor der Öffentlichkeit nicht verborgen ist, so wird er zweifellos „hundertfältig” Frucht bringen.
Es gibt heute unbestreitbare Zeichen dafür, daß verschiedene christliche Kirchen nach dem geistigen Heilen trachten, daß ein starkes Verlangen nach etwas Besserem als nach den Verfahren der gemütlosen Materie besteht, daß die Leute nicht mehr glauben können, daß ein Gott, der die Liebe ist, Seine Kinder mit Krankheit und Unheil heimsucht, daß der Glaube an Gottes Fähigkeit und Bereitwilligkeit, die Kranken und Sünder zu heilen, erwacht. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 570) sagt Mrs. Eddy: „Millionen vorurteilsfreier Gemüter — schlichte Sucher nach der Wahrheit, müde Wanderer in der Wüste verschmachtend — harren und warten der Ruhe und der Erquickung”. Sie warten darauf, daß „das Leben der Christlichen Wissenschafter ihre Treue gegen die Wahrheit bezeugt”.
Es ist insbesondere die Aufgabe der Christlichen Wissenschafter, zu beweisen, daß das geistige Heilen gekommen ist, und daß es göttliche Ursprungs ist,— es dadurch zu beweisen, daß sie zeigen, daß es nicht nur die Kranken heilt sondern auch göttliche Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Reinheit, Geduld, Sanftmut, den Gehorsam gegen das Gesetz, den Glauben an das Gute, geistige Einsicht, selbstlose Liebe zum Ausdruck bringt. Es ist ihre Aufgabe, durch ihr ruhiges, überzeugungstreues, freudiges Gottvertrauen zu zeigen, daß das christliche Heilen nicht das Wirken menschlichen Willens, des Hypnotismus oder der Autosuggestion, sondern die Wirkung eines unendlichen Gottes, des immer gegenwärtigen und immer anwendbaren Guten, ist und durch die unumschränkte Wissenschaft wirkt.
Ist es nicht offenkundig, daß der Feind der Erfüllung dieser Verheißung einfach alles das ist, was verhindern möchte, daß „das Leben der Christlichen Wissenschafter ihre Treue gegen die Wahrheit bezeugt”? Und ist es nicht ebenso klar, daß sich alle Christlichen Wissenschafter gegen diesen Feind vereinigen müssen? Der Feind, der sich auf unzählige Arten kundgibt, ist der Glaube, daß in dem körperlichen Empfinden von Schmerz oder Lust in der Materie Wirklichkeit sei, der Glaube, daß es eine Kraft, das Gegenteil Gottes, gebe, die den Menschen durch fühlende Materie regieren könne. Diesen Glauben haben die Christlichen Wissenschafter als Lüge, als einen Lügner, erkannt, von dem Jesus sagte: „Die Wahrheit ist nicht in ihm”. Er ist ein falscher Anspruch ohne Wirklichkeit oder Wesen, weil Gott, Geist, das allein wirkliche Wesen ist. Gegen diesen Feind haben sich die Christlichen Wissenschafter für die ganze Dauer des Kriegs, so lang, bis die Irrtümlichkeit des Feindes zugegeben und vernichtet ist, in den Dienst gestellt. Wenn in diesem Kriege ein Mitkämpfer verwundet wird und fällt, klagen sie ihn nicht an und verurteilen ihn nicht. Sie sprechen nicht mit ihren Nächsten über seine Irrtümer. Sie spotten, verachten und tadeln nicht. Sie gehen sogar bis zur Kampflinie vor, heben den gefallenen Kameraden auf, verbinden ihm die Wunden, „gießen drein Öl und Wein” und freuen sich mit ihm, wenn er mit ihnen wieder in die Schlacht zieht. Soll unser Leben wahr klingen, so müssen wir den gefährlichen Punkt vermeiden, nämlich den Irrtum im Denken festzuhalten und darüber zu sprechen. Mrs. Eddy warnt uns in „Miscellaneous Writings” (S. 130): „Beständig an jemand nach einem Fehler suchen, darüber reden, darüber nachdenken und versuchen, ihm entgegenzutreten,—,die Sünde beständig wie ein Stückchen Süßigkeit mit der Zunge umherbewegen‘,— hat dieselbe Kraft, aus dir einen Sünder zu machen, die dasselbe Verhalten gegenüber der Krankheit hat, einen Menschen krank zu machen”.
Eine andere unerläßliche Regel in diesem Kriege mit dem Feind der Treue gegen die Wahrheit ist Selbstverleugnung. Das Selbst vergessen, persönliche Beweggründe, Meinungen und ehrgeizige Ziele beiseitesetzen, gibt der Kundwerdung des wirklichen Menschen, des Kindes Gottes, das unverletzbar und immer siegreich ist, Raum. Treue gegen die Wahrheit, daß der Mensch kein Leben, keine Kraft, kein Sein hat, die nicht von Gott stammen, und daß er kein sündiger, selbstischer und eigennütziger Sterblicher ist, verlieh Jesus seinen unvergleichlichen Sieg über den Feind. Er setzte menschliche Beweggründe und falsche Annahmen so vollständig beiseite, daß er einem Beweis des Christus, des Sohnes Gottes, den Platz einräumte,— einem Beweis, den jahrhundertelanges Mißverständnis, Vorurteil, jahrhundertelanger Haß und jahrhundertelange Verfolgung nicht auswischen konnten. Er bleibt das Vorbild.
Selbstlose Liebe, die stets Dankbarkeit in sich schließt, ist die größte Angriffs-und Verteidigungswaffe. Sie ist für uns und unsere Mitkämpfer eine Schutzwehr. In ihrem wahrhaft selbstlosen Kriege wissen die Christlichen Wissenschafter, daß keine einschläfernde Wirkung eines vermeintlichen bösen Gemüts ihr Leben davon abhält, „ihre Treue gegen die Wahrheit” zu bezeugen, daß kein böser Einfluß sie oder ihre Kameraden in leibliche oder sittliche Verderbnis oder in Untätigkeit des Denkens oder geistige Untätigkeit bringt, weil ihr wirkliches Selbst nur das Wesen und die Eigenschaften des einen unendlichen Gemüts, Gottes, widerspiegelt. Durch wahres Leben und geistige Tätigkeit bringen sie jeden Tag die Erfüllung dieser Verheißung näher,— die Erfüllung der Verheißung ihrer Führerin, deren Leben selbstloser Liebe ihnen das lebendige Wasser brachte, damit sie als Ergebnis ihrer eigenen Treue erleben möchten, daß unzählige Menschen sich der heilenden Wahrheit erfreuen.
Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? So jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig,— der seid ihr.—1. Korinther 3:11, 16, 17.
