Was ist die vorbildliche Regierung? Was sind die wahren Beziehungen zwischen Regierer und Regierten? Diese Fragen treten an jeden ernsten Schüler der Christlichen Wissenschaft heran. Glücklicherweise verweist unsere Führerin im Handbuch Der Mutter-Kirche auf die Regierung der Zweigkirchen als demokratisch, und anderswo erklärt sie, daß das Grundgesetz der Christlichen Wissenschaft im wesentlichen demokratisch sei. Im Hinblick hierauf ist es von größter Wichtigkeit, daß wir uns bemühen, ein klares Verständnis dessen zu gewinnen, was unsere Führerin mit dem Ausdruck „Demokratie” zu übermitteln beabsichtigte, wenn wir sowohl in unserem Innenleben als auch bei unseren äußeren Tätigkeiten ihren Unterweisungen gehorsam sein wollen.
Die allzuoft angenommene Erklärung des Begriffs Demokratie (Volksherrschaft) als Regierungsform, in der einer Staatsleitung die Gewaltherrschaft entrissen worden ist, um diese Gewalt in die Hand des Volkes zu legen, stellt womöglich nur eine andere Form der Selbstherrschaft dar, und als solche wäre sie keine befriedigende Lösung. Hieraus schließen wir, daß Mrs. Eddy eine viel höhere Auffassung von Demokratie hatte, als die gewöhnlichen Begriffe davon sie in sich schließen, und daß es notwendig ist, nach einer höheren Auslegung zu suchen, um etwas von der Erkenntnis unserer Führerin von Regierung zu erfassen. Man wird gerne zugeben, daß uns die Lehren der Christlichen Wissenschaft nur einen Sinn von wahrer Regierung bieten und zwar den rechten oder göttlichen Sinn. Die Erklärung auf Seite 468 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy: „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung” schließt alle Regierung und daher den eigentlichen Sinn von Demokratie in sich. Hier haben wir also eine grundlegende Erklärung, in der wir eine befriedigende Antwort auf unsere Fragen finden können.
Wiederum lesen wir auf Seite 393 unseres Lehrbuchs, daß „in der Wissenschaft der Mensch Gottes Regierung widerspiegelt”. Hieraus ersieht man, daß des Menschen Anteil an Regierung oder Tätigkeit darin Widerspiegelung ist, das Ausdrücken des göttlichen Gemüts, das in Wirklichkeit alles regiert. Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf die sterbliche Erfahrung richten, ist es beachtenswert, wie selbst das sterbliche Gemüt bestrebt ist, in dieser wie in anderer Hinsicht das Göttliche vorzutäuschen. Denken wir z.B. an die üblichen materiellen Arbeitsgemeinschaften und Einrichtungen, so finden wir, daß mit dem Glauben an viele Gemüter unzählige Leitungen in Erscheinung treten und bestrebt sind, ihr Vorbild in ihren Angestellten und durch diese zum Ausdruck zu bringen. Wenn es möglich wäre, eine menschliche Einrichtung zu finden, in der die Gedanken und Wünsche der Leitung vollkommen sind und in den Tätigkeiten ihrer Angestellten vollkommen zum Ausdruck kommen, dann hätten wir in der Tat die Vollkommenheit menschlicher Regierung erreicht. Ein solch erwünschter Zustand kann nur dann erreicht werden, wenn das Menschliche dem Göttlichen weicht. Nur wenn das Gemüt, das in Christus Jesus war, die Leitung ist und der Mensch als das Gleichnis des Geistes anerkannt wird, kann vollkommen einträchtige Regierung erlangt werden.
Im 2. Kapitel seines Briefs an die Epheser bezieht sich Paulus auf diese vorbildliche Regierungsweise, wenn er schreibt, daß „Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn”. So sucht er das metaphysische Vorbild dem Verständnis der Sterblichen und den Bedürfnissen menschlicher Arbeitsgemeinschaft anzupassen. Ein solcher Tempel oder Leib, wie er ihn bezeichnet, ist zweifellos das Ergebnis der Leitung des Gemüts Christi.
Unsere Führerin Mrs. Eddy bot ihren Nachfolgern oder für diese nie eine andere als die oben erwähnte Regierungsform dar, und in jeder menschlichen Arbeitsgemeinschaft muß diese Regierungsform schließlich auf immer eingeführt werden. Mitgliedschaft, Körperschaft, Kirche werden dann unumgänglich das Gemüt, das sie regiert, widerspiegeln, und das Einssein untereinander aufweisen, das von denen, die sich zu ihm bekennen, gefordert wird, um eine wahre demokratische Regierung darzustellen. In diesem Zusammenhang ist es lehrreich, eine Erklärung zu beachten, die unsere Führerin mit Bezug auf die in dem Weltparlament der Religionen in Chicago im Jahre 1893 erörterten Arbeiterfragen machte. Sie sagte: „Auf die brennende Frage:, Was sind die Rechte der Arbeiter?‘ antwortet die Wissenschaft: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, worin die finanzielle, bürgerliche, gesellschaftliche, sittliche und religiöse Seite aller Fragen das Angesicht des Vaters widerspiegelt”.
Im 7. Kapitel der Offenbarung des Johannes lesen wir von einer großen Schar, die niemand zählen konnte, vor dem Stuhl Gottes stehend mit Siegespalmen in ihren Händen. Diese Schar wird geschildert als alle Weisheit, Ehre, Kraft und Macht Gott zuschreibend, indem sie sogar das Gemüt, das Gott ist, in Vollkommenheit widerspiegelt, Seinen Willen erfüllt, Seine Gedanken bekundet und ausdrückt. Dies ist wahrlich ein wunderbares Bild göttlicher Regierung durch eine Körperschaft, die ohne widerstreitende Stimme mit dem Gemüt, das sie regiert, übereinstimmt,—eine reine Demokratie, in der Eintracht und Frieden sicher sind.
