Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Gleichheit

Aus der Dezember 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt wohl wenig Angelegenheiten von größerer Wichtigkeit für das Heil der Menschen als Gleichheit, und ein richtiges Verständnis von Gleichheit ist durchaus unerläßlich, wenn die Menschen die daraus hervorgehenden Segnungen gewinnen sollen. Während nun über Gleichheit viel geschrieben und gesprochen wird, wird sie im allgemeinen von einem mehr oder weniger irrigen Standpunkte aus behandelt. Denn wenig Sterbliche, wenn überhaupt welche, verlangen oder trachten wirklich nach ihr, und die Menschen sind größtenteils von dem Streben in Anspruch genommen, das zu erreichen, was sie „den Höhepunkt” nennen, und diejenigen, die am meisten von Gleichheit reden, halten sich für am weitesten vom Höhepunkt ihres Verlangens entfernt. Unter solchen Umständen sich über diesen Gegenstand verbreiten, heißt eigennützig über etwas nicht Verstandenes reden.

Solange gleiche Rechte von einem materiellen Standpunkte aus betrachtet werden,—mit dem Verlangen, materiellen Reichtum, materielle Stellung, materiellen Verstand zu besitzen,—wird Gleichheit nie wahrhaft erreicht, da allem, was auf Materie gegründet ist, weder Sicherheit noch Gediegenheit, weder Standfestigkeit noch Beständigkeit innewohnt. Ein solches Verlangen strebt immer nach etwas, was es größere Höhen nennt, nur um schließlich in die Nichtigkeit, das Trugbild, seiner eigenen falschen Ansprüche zu zerfallen.

Gleichheit ist nun in Wirklichkeit ein göttlicher Begriff, und nur durch Geistigkeit kann sie wahrgenommen und bewiesen werden. Weil sie Vollkommenheit in sich schließt, scheint wenig, wenn überhaupt etwas, von ihr in der menschlichen Auffassung der Dinge vorhanden zu sein. Statt ihrer schreien ihre Gegensätze—Überlegenheit und Untergeordnetheit—beständig nach Beachtung und ziehen allerlei irrige Bestrebungen und enttäuschende Ergebnisse, grausame Eifersucht und die sie begleitenden Unbehagen nach sich. Tatsächlich kann niemand je wahrhaft befriedigt sein, solange er nicht im Bilde Gottes erwacht,—solange er nicht jenen vollkommenen Zustand des Seins findet, in dem alles Gute in der Tat frei und gleich ist. Dies ist ein Hauptgrund, warum schon dem ernsten Denker die Ungleichheiten der menschlichen Erfahrung als falsch und die Notwendigkeit ihrer Überwindung als eine der größten Aufgaben der Welt erscheinen.

Als die Christliche Wissenschaft geoffenbart wurde, brachte sie die klare Gewißheit, daß es in Gott, der göttlichen Liebe, nur Vollkommenheit gibt,—und die göttliche Vollkommenheit schließt gewiß für alle gleich Gutes in sich. Auf Seite 21 in „Pulpit and Preß”, wo Mrs. Eddy über „die Liebe, womit Christus uns liebt”, schreibt, fährt sie fort, sie „als eine selbstlose, anspruchslose, unparteiische, allumfassende Liebe” zu erklären,—„die nur liebt, weil sie die Liebe ist”. Diese unparteiische, allumfassende Art der göttlichen Liebe muß alle ihre Ideen in der Gleichheit der unwandelbaren Vollkommenheit, der ganzen Lieblichkeit und Liebenswürdigkeit, ja, in der Gleichheit aller ihrer eigenen herrlichen Merkmale erhalten. Keine einzige göttliche Eigenschaft kann zu irgend einer Zeit an irgend einem Punkte fehlen. Alle Ideen Gottes müssen das Gute ausdrücken, da Gott selbst alles Gute ist. Die Bibel erklärt bestimmt: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut”.

Für den Christlichen Wissenschafter gibt es daher nur eine Art, an die Frage der Gleichheit heranzutreten, nämlich von dem Standpunkte aus, daß alles Gute allen in gleicher Weise gehört. Dieses Gute muß jedoch von der Art Gottes, des Geistes, also geistig sein. Solange man seine Begriffe sowohl vom Guten als auch von der Gleichheit auf die Materie gründet, entdeckt man, daß man immer wieder strauchelt und unsicher umhertappt. Mit solch irrigen Begriffen hat man keinen wahren Urgrund, keine Wirklichkeit, unter sich.

Wer daher sein Denken darauf gerichtet hält, etwas für sich entweder materiell oder persönlich zu gewinnen, findet, daß Gleichheit für ihn auch weiterhin eine unbekannte Größe ist. Nur in dem Maße, wie er das eigene Gute in dem seines Nächsten sucht, kann er jene Freiheit von materiellem Verlangen finden, jene Freiheit, die ihm die Tür zu dem Guten öffnet, das von Gott kommt und einen und alle in gleicher Weise segnet. Dann sieht er nicht mehr auf eigene persönliche Stellung, weder vom Geldstandpunkte aus, noch in verstandesmäßiger, gesellschaftlicher oder anderer Hinsicht. Statt dessen trachtet er nach jener glückseligen geistigen Haltung, in der er die Frage „Was bin ich?” mit der „wissenschaftlichen Erwiderung” beantworten kann, die unsere Führerin in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 165) mit folgenden Worten gibt: „Ich kann Wahrheit, Gesundheit und Glückseligkeit mitteilen, und dies ist der Fels meines Heils und der Grund meines Seins”.

Wie gewiß würde angesichts eines solchen Gesinnungszustandes alles Denken über Überlegenheit oder Unterordnetheit vergehen! Denn an ihre Stelle würde das Verständnis Gottes, des Guten, treten, das nicht verfehlen kann, vollständig befriedigt zu sein, das Bild und Gleichnis der Liebe zu sein. Ja, wer so von der göttlichen Wissenschaft regiert wird, wird nie trachten, beim Feste obenan zu sitzen, sondern mit Freuden den Staub von seinen und seines Bruders Füßen waschen, damit alle rein und lauter vor den Vater treten können. Haben wir uns diese Geistigkeit zu eigen gemacht, so werden die „gleichen Rechte und Vorrechte”, von denen Mrs. Eddy spricht (Miscellany, S. 255), hier auf Erden bewiesen. Denn ihre menschliche Auffassung weicht so der göttlichen Gewalt, daß nur Eintracht und wahre Gleichheit in Erscheinung treten können.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Dezember 1927

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.