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Heilendes Wachsamsein

Aus der März 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 84 in „Retrospection and Introspection” schreibt Mrs. Eddy: „Wer klar sieht und am schnellsten den Sinn anderer Menschen erleuchtet, erhält seine Lampe geschmückt und brennend”. Mancher von Dankbarkeit für empfangene Heilungen oder von Freude über den durch die Christliche Wissenschaft gelehrten, vor kurzem entdeckten höheren Gottesbegriff erfüllte junge Schüler der Christlichen Wissenschaft beginnt mit einem nicht durch Weisheit gemäßigten Eifer andere Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit, die für ihn Gesundheit und Glück bedeutet, zu bringen, und oft ist er durch die seinen gut gemeinten Bemühungen je nachdem entgegengebrachte Gleichgültigkeit, geringe Duldsamkeit oder bittere Verhöhnung tief verletzt und sehr verwirrt. In seiner Enttäuschung und Entmutigung vergißt er wohl den Weg, den er selber zurückgelegt hat, und die nie versagende Geduld und Weisheit des Vaters, der ihn schützte und ihn zu seiner erreichten Erkenntnis führte. Vielleicht macht er noch viel mehr Kämpfe durch, ehe er einsieht, daß er einen höheren Grad von Verständnis des Plans der göttlichen Liebe und der Allmacht und Allumfassendheit des Guten beweisen muß.

Der Glaube an das Böse sucht sich immer in das Gewand des Guten zu kleiden und dadurch die Arbeit derer zu vereiteln, die ernstlich bestrebt sind, dem Christus zu folgen. Er drängt sich einem vielleicht durch die listige Einflüsterung auf, daß das Wachstum der Christlichen Wissenschaft an einem gewissen Ort sehr langsam fortschreite oder zum Stillstand gekommen sei, und daß die Arbeit dort bald aufhören werde, wenn die Christlichen Wissenschafter nicht allezeit viel mehr umherrennen und predigen und lehren. Diese Einflüsterung wird oft irrtümlich für das Drängen der Wahrheit gehalten, und, von ihr irregeführt, quälen und mühen wir uns in einer Weise ab, deren Unnötigkeit und häufige Wertlosigkeit uns eine bessere Erkenntnis der ewigen und unfehlbaren Gesetze Gottes zeigt.

Vielleicht ist im allgemeinen der Hauptgrund, warum sich die Menschen der Christlichen Wissenschaft zuwenden, die Hoffnung, von Krankheit geheilt zu werden. Die Möglichkeiten der Christlichen Wissenschaft sind jedoch ebensowenig auf diesen einen Zweig ihrer Tätigkeiten beschränkt, wie man von einem Sonnenstrahl sagen kann, daß er den vollen Glanz der Sonne darbiete. Als der unserer Zeit gegebenen Auslegung der den Werken Christi Jesu zugrundeliegenden Wahrheit über Gott und den Menschen hat die Christliche Wissenschaft Einfluß auf jede Lebensund Tätigkeitsform; doch ein Beweis einer körperlichen Heilung hat seinen höchsten Zweck nicht erreicht, wenn er dem Geheilten nicht etwas von der der Arbeit zugrundeliegenden Wahrheit des Seins enthüllt und in ihm nicht ein Verlangen nach erweiterter und höherer Erkenntnis dieser Wahrheit erweckt hat. Wir haben die Verheißung: „Sie sollen mich alle kennen, beide, klein und groß”, und wir müssen wachsam sein, damit wir nicht zulassen, daß Ungeduld oder ungezügelter Eifer uns diese Verheißung vergessen läßt, und wir nicht versuchen, zu führen anstatt Gott, dem göttlichen Prinzip, bei dem unausbleiblichen Entfalten Seiner Kraft über allem zu folgen.

Wir müssen uns selbst immer daran erinnern, daß wir, um anderen Menschen durch Heilen und Wegweisen am besten zu helfen, unser eigenes Denken sorgfältig bewachen und beständig darauf achten, daß wir es von Irrtum frei halten. Die Verfasserin dieser Betrachtung verweilte einst auf einer Insel mit der Aussicht auf ein herrliches Gebirge. Sie brauchte nur aufzublicken, um jederzeit ein meilenlanges prächtiges Gebirgsbild mit seinen stets wechselnden Lichtund Schattenwirkungen vor sich zu sehen, während sich unmittelbar vor ihr am Fuße des Gebirges das Wasser rechts und links der Meerenge ins Meer hinaus erweiterte. Eines Abends ergötzte sie sich an diesem herrlichen, von fast taghellem Vollmondschein bestrahlten Bilde,— einem unvergeßlichen Anblick. Am nächsten Morgen rief sie sich das Bild ins Gedächtnis zurück und war, als sie früh aufstand und die Fenstervorhänge zurückzog, einen Augenblick verwirrt, weil sie überhaupt nichts sah. Dichter Nebel lag vor ihr, und über einen Umkreis von einigen Metern hinaus war nichts zu sehen. Meer und Gebirge waren vollständig ausgelöscht, als wären sie nie gewesen. Doch als die Beobachterin wartete, begannen die ersten Sonnenstrahlen durch den Nebel hindurchzuschimmern, zuerst sehr matt und schwach, ja so schwach, daß es schien, als ob ihnen der Nebel kaum weichen werde. Als sie aber allmählich zunahmen und nach und nach stetig und unausbleiblich die volle Kraft der Sonne erreichten, verschwand der frostige und trübe Nebel vollständig in der glühenden Sonnenwärme, und die glorreiche Aussicht bot sich neu enthüllt unter leuchtend blauem Himmel dar. Einem Fremden, der bei dem dichten Nebel jenes Morgens zum erstenmal zum Fenster hinausgesehen hätte, wäre es wohl schwierig, wenn nicht gar unmöglich gewesen, sich vorzustellen, was dort verborgen lag, während es für jemand, der die Gegend kannte, zwecklos gewesen wäre, gegen den Nebel in dem Bemühen zu kämpfen, ihn zugunsten des Ausblicks des Fremden zu zerteilen. Nur eines kurzen ruhigen Wartens in der gewissen Kenntnis der Unbeständigkeit des Nebels und der Kraft der Sonne bedurfte es.

Im Verkehr mit unseren Mitmenschen heilt oft die ruhige Gewißheit der Gegenwart und Kraft der Wahrheit angesichts des scheinbaren Irrtums, wo ängstliches Auseinandersetzen nur aufreizen und vielleicht eine Zeitlang befremden würde. Unser Meister sagte: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen”. Als Christliche Wissenschafter haben wir die Pflicht und die Freude, in seinen Fußtapfen zu wandeln, ja, ihm bis zur Erhöhung des Christus nachzufolgen, wodurch der falsche Sinn des Selbst in der Entfaltung und Verwirklichung des Wahren und Unsterblichen verschlungen wird. Nach den Worten unserer Führerin auf Seite 93 in „Retrospection and Introspection” ist „die beste geistige Verbildlichung christlichen Vorgehens zur Erhebung des menschlichen Denkens und der Mitteilung der göttlichen Wahrheit ... feststehende Kraft, Ruhe und Stärke; und ist dieses geistige Vorbild uns einmal zu eigen geworden, so wird es das Muster für menschliches Handeln”.

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