Manchmal scheinen wir auf unserem Wege vom Sinn zur Seele von Befürchtungen, die uns anscheinend von allen Seiten angreifen, bedrängt und niedergedrückt zu werden. In solchen Zeiten mahnt uns ein beliebtes Kirchenlied: „Haltet still am Wegesrand und lauscht dem Engelchor!” Auf Seite 581 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” gibt uns unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy folgende klare Auslegung des Wortes „Engel”: „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend”.
Allzu viele von uns haben sich das Denken durch Unwissenheit oder Furcht vor der Scheinwirklichkeit des Zeugnisses der materiellen Sinne niederziehen lassen. Ein Furchtgedanke folgt auf den andern, bis es anscheinend keine Hoffnung mehr gibt. Aber tröstend singt der Psalmist und erklärt in geistiger Wahrnehmung: „Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen”. Unser Scheinelend beruht auf irriger Auffassung Gottes, der in Wirklichkeit stets die unendliche, immer gegenwärtige Liebe ist. Seine zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffenen Kinder können von Ihm — von allem Guten — nie getrennt sein, da „wir in ihm leben, weben und sind”.
So oft wir ein in Furcht, Krankheit oder Seelenangst zum Ausdruck kommendes Unruhegefühl haben, beherrscht uns die Trugvorstellung, daß wir getrennt von unserem Vater-Mutter Gott leben. Wir glauben, der Mensch habe ein sich selbst erhaltendes und auf eigenem Willen beruhendes getrenntes Dasein, mit andern Worten, wir glauben an ein anderes Wesen als das ewige Gemüt, Gott. Es ist eine schmerzliche Erfahrung, und wir mühen uns so lange ab, bis unsere eingebildeten Hilfsmittel erschöpft sind. Wir sind vom geraden und schmalen Wege der Wahrheit abgeirrt und müssen auf demselben Wege zurückkehren.
Hat Gott, die göttliche Liebe, während dieser Zeit den Menschen im Stich gelassen und ihn, so gut er eben konnte, allein gehen lassen? Ganz gewiß nicht; wie könnte sonst Gott die Liebe sein, für die Ihn Johannes erklärte? Zu Mose sagte Gott: „Mein Angesicht soll vorangehen; damit will ich dich leiten”.
Gottes Angesicht oder Gegenwart tut sich uns durch Seine Engel, durch „geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind”, kund, und diese Boten des Friedens und der Freude sind immer gegenwärtig. Daher laßt uns in Demut und Dankbarkeit vom irrigen Augenschein des materiellen Sinnes wegsehen und emporblicken, um die Wahrheit des Seins zu erkennen und darüber nachzudenken! Unser Blick sollte fest und unbeweglich sein. Dann durchdringt uns „die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit”.
Die Engel der Gegenwart Gottes gehen unmittelbar aus Gott hervor und sind mit unbegrenzter göttlicher Kraft ausgerüstet. Da es außer dem Guten keine Kraft und keine Wirklichkeit gibt, sind sie mit Freude beflügelt. So wie wir mit zunehmender Klarheit ihre Gegenwart und Kraft erkennen, wird jedes Gefühl von irgend einer Kraft oder Gegenwart außer Gott, dem Guten, oder aller Glaube daran zerstört, und in Dankbarkeit erheben wir uns in der Kraft Gottes, des Geistes, und senden den Gesang, den die Engel singen, zurück.
Unser Meister sagte: „Freude wird sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut”, und in Wissenschaft und Gesundheit (S. 568) schreibt Mrs. Eddy: „Für den Sieg über eine einzige Sünde sagen wir Dank und erheben den Herrn der Heerscharen. Was werden wir von der mächtigen Besiegung aller Sünde sagen? Ein lauterer Gesang, süßer als er je zuvor zum hohen Himmel emporgedrungen ist, steigt nun klarer und näher zu dem großen Herzen Christi auf, denn der Ankläger ist nicht da, und Liebe läßt ihre ureigne und ewige Weise erklingen”. Irren wir also vom geraden und schmalen Wege, der zur Vollkommenheit führt, ab und werden wir von vielen Hindernissen bedrängt, so laßt uns eingedenk sein, daß Gottes Engel immer bei uns sind; und wenn wir Buße tun und willens sind, unsern eigenwillig eingeschlagenen Weg und unser materielles Planen aufzugeben, werden wir uns diesen Engeln anvertrauen, damit sie uns sicher vorwärtsführen.
In dem Maße, wie wir uns im Denken von einem falschen Gefühl der Trennung von Gott wegund zum Verständnis unserer Sohnschaft mit dem Vater, der göttlichen Liebe, hinwenden, erkennen wir, wenn auch zuerst nur schwach, das „stille, sanfte Sausen”; dann vernehmen wir wie Johannes in der Offenbarung immer lauter und herrlicher diesen Engelgesang: „Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Schar und wie eine Stimme großer Wasser und wie eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen”.
