Die Christliche Wissenschaft ist die Offenbarung der göttlichen Wahrheit. Da sie vollständig wissenschaftlich ist, besitzt und bekundet sie die zwei großen wesentlichen Eigenschaften aller Wahrheit: Allumfassendheit und Dauer. Sie ist ausnahmslos auf alle Erscheinungsformen der menschlichen Erfahrung anwendbar, und ihre Ergebnisse sind dauernd und bleibend. Da sie auf göttlicher Offenbarung beruht, ist sie genau und unfehlbar, nicht auf Erfahrung oder auf Voraussetzungen aufgebaut. Sie kommt zu dem sogenannten menschlichen Gemüt, um diesem die unbedingten Tatsachen des Daseins zu zeigen, um alles Falsche auszumerzen und alles Rechte, Wahre und Gute in unsere Erfahrung zu bringen. Sie zerstört jeden irrigen, unechten Sinn des Lebens und setzt die göttliche Wirklichkeit wieder ein. Sie gibt uns eine göttliche Richtschnur, nach der wir das Tatsächliche unfehlbar vom Falschen und Trügerischen trennen können. Kurz, sie entfaltet jene göttliche Liebe, die nach unserem Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy (S. 225), die Befreierin ist.
Der Jünger, den der Herr lieb hatte, hat erklärt: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus”, und gewiß könnte den Menschen keine größere Gnade erzeigt werden als die Verleihung des Verständnisses der Wissenschaft, die die Welt von Furcht, der Erzfeindin des Menschengeschlechts, befreit. Fast alle Erziehungslehren und menschlichen Weltanschauungen erkennen die verderblichen Wirkungen der Furcht; aber keine von ihnen hat ein Heilmittel erdacht. Bereitwillig geben sie zu, daß die Wirkungen der Furcht schädlich sind; aber sie zeigen uns nicht, wie wir sie ausrotten können.
Die Christliche Wissenschaft übermittelt uns das geistige Verständnis der Worte des geliebten Apostels, das unwiderstehlich die Furcht zerstört und „ihnen Frieden und Wahrheit die Fülle offenbart” (engl. Bibel). Die Christliche Wissenschaft erklärt: Gott ist die allmächtige, allwissende, allgegenwärtige göttliche Liebe. Sein Weltall, einschließlich des Menschen, ist der Ausfluß, die Widerspiegelung oder die Bekundung dieser unendlichen, unermeßlichen Liebe. Unsere verehrte Führerin hat in Wissenschaft und Gesundheit (S. 537 u. 538) das wahre Wesen der Gottheit erklärt als „die Liebe, die unendlich weise und ganz lieblich ist, und die, nicht das Ihre‘ sucht”. Mit andern Worten, Gottes Gedanke ist ganz und gar wohltätig, unendlich selbstlos und unaussprechlich gütig. Da Gott vollkommen ist, so leuchtet es ein, daß die vollkommene Liebe, die Ihn widerspiegelt, jene Liebe ist, aus der jeder Makel von Selbstsucht und Eigennutz ausgemerzt ist, und deren einziger Wunsch ist, selbstlos, freundlich und unparteiisch zu denken. Waren wir je furchtsam, wenn wir eine freundliche, edle Tat vorhatten? Fürchteten wir uns je, wenn wir die uns von Gott verliehenen reichen Segnungen mit anderen teilen wollten? Haben wir die Furcht nicht oft vollständig dahinschwinden sehen, wenn wir das Selbst vergaßen und nur darüber nachdachten, wie wir für andere mehr Gutes bekunden, widerspiegeln und zum Ausdruck bringen können? Selbstlose Liebe und Furcht können ebensowenig beieinander wohnen, wie Nebel in hellem Sonnenschein bestehen kann. Wenn wir mehr ans Geben als ans Nehmen, mehr ans Widerspiegeln als ans Aufnehmen, mehr ans Lobpreisen Gottes als an Selbsterhöhung, mehr an selbstloses Dienen als an selbstische Bequemlichkeit denken, finden wir, daß die Furcht uns immer seltener heimsucht und immer kürzere Zeit bei uns verweilt.
Oft hören wir sagen: „Ich möchte gern in einer Mittwochabend-Versammlung mein Zeugnis ablegen; doch wenn ich dort bin, bin ich so von Furcht erfüllt, daß ich mich nicht vom Platze erheben kann”. Bei näherer Betrachtung findet man, daß diese Art von Furcht in einem Glauben an das Selbst—Stolz, Furcht vor Beurteilung, Vergleich mit anderen—wurzelt. Nehmen wir andererseits an, wir gehen mit uneigennütziger Liebe zu Gott und dem Menschen im Herzen dorthin und mit dem selbstlosen Verlangen, dem Fremdling, der in unseren Toren ist, Frieden und Heilung zu bringen, so finden wir, daß die Furcht vergangen—durch selbstlose Liebe ausgetrieben—ist.
Wir können uns nicht vorstellen, daß Gott uns die Kraft und die Fähigkeit vorenthält, die wir gebrauchen möchten, um Ihn zu verherrlichen. Wir hören sehr häufig, daß für dieses gearbeitet, oder daß jenes bewiesen wird; aber sehr oft sind wir von den Ergebnissen bitter enttäuscht. Wenn unser Denken genügend selbstlos und von vollkommener Liebe durchdrungen ist, werden wir nur bestrebt sein, uns der Segnungen würdig zu erweisen. Dann werden die Segnungen auch unfehlbar kommen. Gottes Reichtum und Güte harren nur des Menschen Würdigkeit, sie vollauf zu genießen.
Mrs. Eddy hat über menschliche Furcht und deren vollständige Zerstörung alles gesagt, was darüber zu sagen ist, und es auf Seite 113 in „Miscellaneous Writings” mit folgenden Worten zum Ausdruck gebracht: „Ist die Liebe am Ruder des Denkens, so haben wir nichts zu fürchten, sondern alles auf Erden und im Himmel zu genießen”.
Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.—1. Petrus 2:9.
