Als der Verfasser dieser Betrachtung spät in einer finsteren Nacht von einer etwas in die Länge gezogenen Kahnfahrt heimwärts ruderte, fand er es schwierig, festzustellen, wie weit er vorwärts komme, und—da der verschwommene Umriß der Baumgipfel langsam an ihm vorüberzog—ob er schon an der Bucht, die sein Ziel war, vorübergerudert sei. Es schien keine andere Wahl zu geben, als auf der schwarzen weitausgedehnten Fläche des Sees weiterzurudern, bis er, wenn er über die Bucht hinausgefahren sein sollte, eine große Insel erreichen werde, wo er sich zurechtfinden und den Rückweg leichter finden könne. Doch plötzlich trat der Mond auf einige Augenblicke aus den Wolken hervor, und auf einmal war die ganze Umgebung klar sichtbar. Obgleich der Nachen ungefähr anderthalb Kilometer vom Ufer entfernt war, befand er sich gerade der Landungsstelle gegenüber, und trotz der fast unmittelbar wiedereinsetzenden Dunkelheit konnte die Lage in der Vorstellung festgehalten und das Ziel daher schnell erreicht werden. Ein kurzer Lichtstrahl von der wahren Lage genügte, um die Vorstellung in einem durch die Erkenntnis der Lösung von aller Ungewißheit befreiten, geklärten Zustande lebendig zu erhalten.
Über dieses Erlebnis nachdenkend, erinnerte sich der Verfasser dieser Betrachtung des Berichts im 1. Buch Mose, der lautet: „Es war finster auf der Tiefe”, bis das Gebot des göttlichen Gemüts kam: „Es werde Licht!” Es kam ihm zum Bewußtsein, daß wir, während wir auf den für das sterbliche Gemüt unerforschten und finsteren Wassern des Lebens dahinsteuern, durch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft Lichtstrahlen der Wahrheit gewinnen können,—der Wahrheit, die immerdar scheint und die Bedeutung ihres ganzen Weltalls klarmacht. Und wie kurz der Lichtstrahl auch immer sei, er zeigt den Weg, der, wenn er einmal erfaßt ist, für uns ewig wirklich ist und uns befähigt, mit Einsicht und Zuversicht in der rechten Richtung zu steuern. Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 598): „Ein Augenblick göttlichen Bewußtseins oder das geistige Verständnis von Leben und Liebe ist ein Vorschmack der Ewigkeit”. Wie ein Aufleuchten des Mondlichts ein dauerndes Bild von der Lage des Nachens auf dem See bot, so gibt uns ein klarer Gedanke über Gott und Seine Beziehung zum Menschen und zum geistigen Weltall eine feste Grundlage, worauf wir unser Verständnis gründen, und wodurch wir unsere Aufgaben ausarbeiten können.
Wie beim Erlernen des Rechnens alle falschen Vorstellungen von dem in Betracht kommenden Vorgang mühelos aus dem Denken verschwinden, sobald ein klares Verständnis des zugrundeliegenden Gesetzes erlangt ist, so bleibt, wenn ein Verständnis der Wahrheit wie ein Blitzstrahl in der Finsternis aufleuchtet, die geoffenbarte Tatsache mit ihren befreienden Wirkungen bestehen, selbst wenn für den Sinn die Finsternis wiedereinsetzt. Ein Wahrheitsschimmer ist erlangt, und seine Kundwerdung tritt in Erscheinung. Unsere Führerin sagt (S. 14 dess. Buchs): „Werde dir einen einzigen Augenblick bewußt, daß Leben und Intelligenz rein geistig sind—weder in noch von der Materie—, und der Körper wird keine Klagen äußern. Wenn du an einer Annahme von Krankheit leidest, wirst du entdecken, daß du augenblicks gesund bist”.
Wenn wir beständig an der uns geoffenbarten Freiheit festhalten, werden die reinen Strahlen der Wahrheit bewußt verlängert, bis wir ununterbrochen die Widerspiegelung der Vollkommenheit bekunden, die Johannes in die Worte kleidete: „Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis”. Christus Jesus, der vollkommenen Betätiger der Christlichen Wissenschaft, sah den ununterbrochen vollkommenen Menschen zu allen Zeiten, und wie er werden schließlich wir alle den Menschen so sehen. Paulus sagte: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich’s stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin”.
Vollkommenheit besteht überall in dem geistigen Weltall. Wir brauchen nur durch beharrliche rechte Arbeit, wozu wir durch die Christliche Wissenschaft angeleitet werden, die Augen zu öffnen und sie offen zu halten, um ihre Wirklichkeit zu sehen. Nur die Trugvorstellung vom sterblichen Selbst, das im Gegensatz zu der Widerspiegelung des göttlichen Gemüts steht, schließt die Erkenntnis der ewigen Wirklichkeit aus; aber „die Wissenschaft kennt”, wie wir auf Seite 471 in Wissenschaft und Gesundheit lesen, „weder Abfall von der Harmonie noch Rückkehr zur Harmonie, sondern sie vertritt die Ansicht, daß die göttliche Ordnung oder das geistige Gesetz, demzufolge Gott und alles, was Er schafft, vollkommen und ewig ist, in seiner ewigen Geschichte unverändert geblieben ist”.
Dir, Herr, gebührt die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein, Herr, ist das Reich, und du bist erhöht über alles zum Obersten.—1. Chronik 29:11.
