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Es ist Zeit, zu lieben!

Aus der September 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist Zeit, zu lieben! Dieser mit feierlichem, ernstem Nachdruck gesprochene Satz erklingt wie ein Angelus in der Erinnerung. Als während der finsteren Kriegszeit Freunde sich inmitten des Widerstreits erregter menschlicher Meinungen entzweiten, und es oft schien, als ob des Menschen Feinde in der Tat diejenigen des eigenen Haushalts seien, als infolge der starken Erschütterung der materiellen Grundlagen des menschlichen Vertrauens Verdacht herrschte und ungerechte Anklage reichlich geäußert wurde, waren diese göttlich eingegebenen Worte für ein beladenes Herz Zurechtweisung und Trost und eine Aufforderung zum Gebet. In „No and Yes” (Nein und Ja, S. 1) schreibt unsere geliebte Führerin Mrs. Eddy: „Die Menschen sind, wenn sie von einer neuen Idee ergriffen werden, zuweilen ungeduldig; und wenn die öffentliche Meinung erregt ist, lassen sie sich leicht vom Strom der Gefühle fortreißen. Sie sollten sich dann zeitweilig vom Tumult abwenden, um die wahre Idee in der Stille zu pflegen und ruhevoll ihre Tugenden zu betätigen”. Mit dieser Ermahnung stimmen ihre Worte in „Miscellaneous Writings” (S. 238) überein: „Laßt unser Leben die rechte Antwort auf folgende Fragen geben, und es hat schon einen Segen: Hast du das Selbst aufgegeben? Bist du treu? Liebst du?”

Es ist Zeit, zu lieben! Nicht Zeit, zu tadeln und lieblos zu urteilen und sich mißtrauisch von denen fernzuhalten, die man einst Freunde nannte, nicht Zeit, diejenigen zu richten, deren Irrtum sie, sagen wir, in Trübsal gebracht hat! Es ist vielleicht zu früh, das Unkraut vom Weizen zu sichten. Unsere leidenschaftliche Überzeugung von heute kann vielleicht nicht über den morgigen Tagesanbruch hinaus anhalten. Was macht uns geeignet, die Lage richtig zu durchschauen, den Fehler mit Mut und Liebe zu rügen, den Irrtum freundlich und wirksam zu berichtigen—sofern es überhaupt unsere Aufgabe ist, dies alles zu tun—, was macht uns geeignet, in dieser Weise „ein rechtes Gericht zu richten”, wenn wir uns nicht zuerst Zeit nehmen, auf den starken Anspruch unseres eigenen Willens zu verzichten und auf die göttliche Liebe zu warten, daß sie uns mit Liebe erfülle? Wenn wir genug geliebt haben, um den Tumult unserer eigenen Gedanken zum Schweigen zu bringen anstatt davonzueilen, um andere in Ordnung zu bringen, werden wir wohl eine weisere, lieblichere Art finden, wie sie in „No and Yes” (S. 8) angedeutet ist: „Segnend und hoffend laß den Unverständigen ruhig seiner Wege gehen!” Nicht mit stillschweigender Verurteilung, nicht mit bloß unterdrücktem lieblosem Tadel, sondern „segnend und hoffend”! Erfordert dies nicht Liebe? Wir brauchen nicht zu fürchten, daß es uns an sittlichem Mut fehlen werde, wenn wir die Aufgabe mit Gott allein in Liebe ausgearbeitet haben; denn sittlicher Mut ist ein wesentlicher Bestandteil der Widerspiegelung der vollkommenen Liebe, und Er rüstet uns mit dem ganzen Mut aus, dessen wir bedürfen. Ist es unsere Aufgabe zurechtzuweisen, so werden wir das harmonische Zusammentreffen der Gelegenheit und der Weisheit, es nur unter Gottes Führung zu tun, finden. Eine von selbstloser Liebe ausgehende Zurechtweisung hat tausendmal mehr Wert und Kraft als ein übereilter liebloser Tadel, der vielleicht aus Unwissenheit, Vorurteil, Groll oder Selbstgerechtigkeit hervorgeht.

Dieselben aufrührerischen Gedanken der fleischlichen Gesinnung, die den Krieg verursachten—dieselben in der Art, wenn auch nicht der Anzahl nach—sind wohl in jeder Lage, die einen Widerstreit menschlicher Meinungen hervorruft, gegenwärtig, sei es zu Hause, in Gemeindeangelegenheiten, in der Durchführung der Kirchenregierung, in der Gemeindeoder in der Volkspolitik. O, wie schnell würde der aufgeregte Lärm widerstreitender Meinungen beruhigt werden, wie sicher und gelassen würde Zusammenarbeit den Wettbewerb verdrängen, wie bald würden wir die friedvolle Gegenwart des einen großen führenden Gemüts fühlen, dessen einziger Zweck es ist, alle Menschen in gleicher Weise zu segnen, wenn wir gerade hier und jetzt eingedenk wären, daß es Zeit ist, zu lieben—Zeit, einander näherzutreten, Zeit, bereitzustehen, einander zu helfen, Zeit, geduldig zuzuhören, genügend zu erwägen—Zeit, vielleicht viel goldenes Stillschweigen zu beobachten, Zeit, durch stilles Denken darauf zu bestehen, daß keine persönliche Ansicht zwischen uns und unseren Nächsten treten soll, keine persönliche Ansicht, die das göttliche Bild trübt, das wir in uns bekunden und in anderen wahrnehmen sollten!

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