Die meisten Menschen machen die Erfahrung, daß sie häufig mit einem Widersacher zusammentreffen. Vielen scheint der menschliche Sinn des Daseins kaum mehr als eine Reihe solcher Begegnungen zu sein. Für einen großen Teil des Menschengeschlechts erhebt sich daher die Frage, wie sie sich mit der widersetzlichen Gewalt messen sollen, die sie bei ihren Bemühungen, Gerechtigkeit in ihre Angelegenheiten zu bringen, so beharrlich zu bestürmen scheint. Sogar die Christen als Gesamtheit haben erkannt, daß das, was sie den christlichen Kampf nennen, ein fast ununterbrochenes Bemühen ist, über das Herr zu werden, was immer wieder als böse Macht auftritt, die beansprucht, ihren Bemühungen, das Gute auszudrücken oder ihm treu zu sein, zu widerstehen und sie zu verhindern.
Während kein Zweifel besteht, daß Jesus ganz genau wußte, was der Ausdruck „Widersacher” bedeutet, haben die Namen, die er gebrauchte, um diesen Widersacher zu bezeichnen, viel Widerstreit verursacht, und jahrelang haben sich die Menschen über ihre eigenen Versuche, den Satan und den Teufel zu erklären, gestritten. Mit der Christlichen Wissenschaft kam in die Welt ein klareres, bestimmteres Verständnis dessen, was diese Ausdrücke bezeichnen, und man hat sich nur mit der Lehre Jesu im Lichte dieser späteren Offenbarung zu befassen, um das ganze Dunkel, in das sie gehüllt sind, verschwinden zu sehen.
Als dem menschlichen Bewußtsein die Wahrheit über die Allgegenwart, die Allmacht und die Allwissenheit Gottes als des göttlichen Gemüts durch diese Wissenschaft zum erstenmal aufdämmerte, zeigte sie mit vollkommener Klarheit, daß der einzige Widersacher, den es überhaupt je geben kann, nur der auf Mutmaßung beruhende Glaube ist, es gebe ein Gegenteil dieser Unendlichkeit des Guten. Jedes Bemühen einer Geltendmachung, daß es etwas außerhalb des unendlichen Gemüts oder etwas diesem Entgegengesetztes gebe, muß daher alles in sich schließen, was einem wohl je als Widersacher erscheinen kann. Der Christliche Wissenschafter, der diese Wahrheit annimmt, hat den Weg eingeschlagen, auf dem er über jeden Anspruch eines solchen Gegners Herr werden kann.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 492) hat Mrs. Eddy geschrieben: „Gott ist Gemüt, und Gott ist unendlich; folglich ist alles Gemüt. Auf dieser Behauptung beruht die Wissenschaft des Seins, und das Prinzip dieser Wissenschaft ist göttlich und demonstriert Harmonie und Unsterblichkeit”. Hiermit hat uns unsere Führerin das Schwert der Wahrheit in die Hand gegeben, womit wir die Unwirklichkeit alles dessen beweisen können, was Gott, dem Guten, ungleich ist. Als Jesus ermahnte: „Sei willfährig deinem Widersacher bald, dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist, auf daß dich der Widersacher nicht dermaleinst überantworte dem Richter, und der Richter überantworte dich dem Diener, und werdest in den Kerker geworfen”, wies er fraglos auf die Wichtigkeit hin, mit jeder Erörterung, die uns im Gegensatz zu den Wahrheiten des göttlichen Gemüts bestürmen könnte, ins reine oder zu Ende zu kommen.
Jesus wies hier sehr klar auf die große Gefahr hin, sich damit aufzuhalten, daß man mit den Annahmen des Bösen verhandelt. Wir werden nicht ermutigt, zu zögern oder zu bezweifeln, ob sie wünschenswert seien oder uns auch nur eine vorübergehende Befriedigung bringen. Sobald ein Irrtum als Irrtum erkannt wird, sollte er beseitigt werden. Nur in einem Punkte sollten wir mit ihm übereinstimmen, nämlich im Anerkennen der Tatsache seiner vollständigen Unwirklichkeit. Wollen wir die Waffe, die uns Mrs. Eddy gegeben hat, wirksam gebrauchen, so müssen wir beständig auf der Hut sein, daß wir keinem Gedanken, der nicht vom göttlichen Gemüt ausgeht, erlauben, auch nur einen Augenblick bei uns zu verweilen.
Mrs. Eddy hat uns in Wissenschaft und Gesundheit (S. 390) sehr bestimmt gesagt, was willfährig mit unserem Widersacher sein bedeutet, als sie nach der Anführung der Worte Jesu: „Sei willfährig deinem Widersacher bald, dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist”, fortfuhr: „Dulde nicht, daß der Anspruch von Sünde oder Krankheit in deinen Gedanken großwachse. Weise ihn mit der dauernden Überzeugung von dir, daß er unrechtmäßig ist, da du weißt, daß Gott ebensowenig der Urheber von Krankheit wie von Sünde ist”. Es kann daher nur eine Art geben, unserem Widersacher willfährig zu sein, nämlich „willfährig zu sein”, jedem Gedanken, der nicht göttlich ist, „nicht willfährig zu sein”. Wenn wir dies tun, werden wir in stets zunehmendem Maße die Ohnmacht und Unwirklichkeit alles von Gott, dem göttlichen Gemüt, Getrennten beweisen. Unser Widersacher wird dann in der Gegenwart der verstandenen und bewiesenen Wahrheit verschwunden sein.
