Das menschliche Herz bedarf immer des Frohsinns. Unter dem Druck der Sinnlichkeit, der irrigen Annahmen, die die Sterblichen umgeben, wird es schwer und mutlos, wenn es nicht mit dem Lichte des Verständnisses, des Verständnisses der Wahrheit über Gott und den Menschen, erleuchtet wird. Ohne den Frohsinn, der das Bewußtsein durchdringt, wenn ein Strahl gesegneter Wahrheit durchscheint, fällt die Betrachtung der Zwecklosigkeit weltlichen Daseins wie ein dunkler Schatten über unsern Pfad. Dann können wir zu den niederdrückenden und entmutigenden Befürchtungen und Ahnungen sagen: Ihr seid nicht wahr. Weil Gott, das Gute, unendlich ist, seid ihr nicht vorhanden, und ihr könnt meine Freude nicht trüben.
In Anbetracht der Prüfungen, die der menschlichen Erfahrung gemein sind, und die, wie Jesus voraussah, an seine geliebten Jünger herantreten würden, wurde er bewogen, ihnen mit unermeßlichem Erbarmen, doch mit vollem Vertrauen zu erklären: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden”. Offenbar übermittelten die Worte des Meisters die mindestens darin enthaltene Versicherung, daß seine Jünger sich über die Lasten des körperlichen Sinnes werden erheben, alle den Weg versperrenden Schwierigkeiten werden überwinden und an der Herrlichkeit, die er von dem Vater geerbt hatte, werden teilnehmen können. Er wußte, daß „der Fürst dieser Welt” durch das Erlangen des Gemütes Christi überwunden werden würde, und daß in dem so gereinigten Bewußtsein geistige Segnungen sich „von einer Klarheit zu der andern” entfalten würden.
Der Inhalt der Worte und Werke des Meisters war, die Sterblichen zu ermuntern und zu ermutigen. Er befreite sie von ihrer Trübsal, indem er sie von Sünde und Krankheit heilte. Mit dem Lichte bleibender Freude erleuchtete er das verfinsterte Leben vieler. Zu dem Gichtbrüchigen konnte er sagen: „Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben”, und der Kranke war geheilt. Was konnte in der Tat die Kranken sicherer ermuntern, als daß sie durch Vergebung ihrer Sünden von Krankheit befreit wurden? Durch die Christliche Wissenschaft lernen wir verstehen, daß unsere Sünden vergeben sind, wenn sie aufgegeben sind. Und sind sie aufgegeben, d. h. im Denken zerstört, so verschwinden auch ihre Wirkungen, die Krankheitserscheinungen. Die Christlichen Wissenschafter lernen die unschätzbare Freiheit erfassen, die in der von dem Meister vorgeschriebenen Art und Weise durch das Zerstören von Sünde und durch das Berichtigen irriger Annahmen zu erlangen ist. Die Welt der Sinnlichkeit wird überwunden, und Frohsinn vertreibt Verzagtheit und Schwermut.
Wie dankbar für die durch die Opfer Seines geliebten Sohnes, des erbarmungsvollen Jesus, empfangenen köstlichen Segnungen wir doch vor Gott treten! Worte können nie das Maß der Ehrerbietung hinreichend zum Ausdruck bringen, das die Sterblichen dem „Friedefürsten” für sein erhabenes Beispiel schulden, daß er die Welt überwunden und den Weg so klar gemacht hat, daß alle desgleichen tun können. Er bewies, daß Gehorsam gegen die Gebote Gottes vollständige Freiheit zur Folge hat. Er erbrachte den vollen Beweis der Allheit des Guten und der völligen Unwirklichkeit des Bösen. Mit welch tiefer Bedeutung er also doch sagen konnte: „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden”! Wie sich unser Ausblick doch ändert, wenn wir etwas von der Bedeutung dieser Worte erfassen und die Möglichkeiten des Entrinnens aus der Knechtschaft erblicken! Der Himmel unseres Bewußtseins klärt sich, und schnell zerstreuen sich die Nebel!
Die Weihnachtszeit bringt dem reuigen und demütigen Herzen unbeschreiblichen Frohsinn, immerwährende Freude. Ihr „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!” ist eine Danksagung für das alte, ein Gruß an das neue Jahr. Dieses heilige Evangelium fordert größere Hingebung an das durch Jesus vollkommen dargestellte Christusvorbild, völligere Hingebung an das Überwinden jedes irrigen Gedankens, größeres Frohlocken über die Christusgegenwart. Eine vollstimmige Antwort auf diesen Ruf ist das hohe Ziel, das sich die Christlichen Wissenschafter gesetzt haben, und sie werden entsprechend ihrer Treue gesegnet.
In der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft macht Mrs. Eddy das Erlangen des Gemüts Christi, des Mittels, wodurch die Welt überwunden wird, anwendbar. Wird der Christus, die Wahrheit, unser Bewußtsein, so kann uns die Welt nicht mehr in Knechtschaft halten. Ihre Fesseln fallen, und Erlösung wird erlangt. Auf Seite 164 in „Miscellaneous Writings” drückt dies unsere Führerin meisterhaft aus. „Die Wissenschaft des Christentums”, schreibt sie, „die in der Reife der Zeit erschienen ist, offenbart den unkörperlichen Christus, und dies wird beständig klarer erkannt werden, bis es anerkannt, verstanden wird,— und bis der Heiland, der die Wahrheit ist, erfaßt wird”. Gesegnet sind diejenigen, die den unkörperlichen Christus vor Augen haben; denn dadurch werden sie über allen Sinn von Begrenzung in die vollkommene Freiheit erhoben, die alle Kinder Gottes zu eigen haben.
Die Christliche Wissenschaft erweckt die Sterblichen zu ihren unschätzbaren Möglichkeiten. Frohsinn verdrängt schwere Herzen, und erheiterte Herzen stimmen in jenen Lobgesang ein, der zum erstenmal in Bethlehem im jüdischen Lande von den himmlischen Heerscharen gesungen wurde: „Ehre sei Gott in der Höhe!”
