Betrachten wir den Menschen von einem körperlichen Standpunkte aus und sehen wir ihn als etwas körperlich Geschaffenes oder als einen Schöpfer an, so geraten wir sofort in einen Wirrwarr von falschen Verwandtschaften. Von einem bloß menschlichen Standpunkte aus entdecken wir oft, daß wir uns voneinander beherrscht, zueinander hingezogen, voneinander unterstützt, uns wegen unserer Glückseligkeit aufeinander angewiesen und wegen unseres Wohlergehens oder unserer Entwicklung für einander verantwortlich fühlen. Dies alles ist die Folge unserer unklaren Auffassung von Verwandtschaft. Wie können wir uns von dem Doppelsinn dieser scheinbar natürlichen Bande befreien? Dadurch, daß wir einen rechten Sinn von Verwandtschaft im Denken aufbauen, denn dort liegt das Übel; dadurch, daß wir uns der Tatsachen des geistigen Daseins bewußt werden. Wenn wir zu unserer wahren und bereits aufgerichteten Verwandtschaft miteinander als Widerspiegelungen des einen Ich, des einen Geistes, des einen Gemüts, der einen Liebe erwachen, finden wir, daß alle Menschen durch das eine göttliche Prinzip auf immer unauflöslich miteinander verbunden sind.
Als sich unsere liebe Führerin auf pflichttreue Schüler bezog, schrieb sie im Christian Science Journal vom November 1888 folgende Worte: „Ich meine diejenigen, die gegen Gott, gegen die Gerechtigkeit, die Wahrheit und die Liebe pflichttreu sind. Auf diese Art pflichttreu, sind diese Schüler und ich selber in Beweggrund und Zweck eins,— in den Banden der Christlichen Wissenschaft unauflöslich miteinander verbunden. Dieses Band ist nicht Persönlichkeit, es ist das Prinzip”. Erinnert uns dieser wahre Sinn von Verwandtschaft nicht an das Gebet Jesu vor seinem Scheiden von seinen Jüngern: „Auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, ... gleichwie wir eins sind”? Gleichwie die Lichtstrahlen eins sind mit der Sonne, so sind wir als geistige Kinder mit dem göttlichen Prinzip verwandt, werden wir vom göttlichen Prinzip erhalten, verlassen wir uns wegen unserer Glückseligkeit auf das göttliche Prinzip und erwarten alles von dem einen Ich, das alles besitzt. Dann hören wir wie der älteste Sohn im Gleichnis vom verlorenen Sohn die Worte unseres Vaters: „Mein Sohn, ... alles, was mein ist, das ist dein”. Dieser wahre Sinn von Verwandtschaft befähigt uns, die Ansprüche falscher Verwandtschaft aufzugeben. Wir entdecken, daß sich unser Bruder auf dieselbe unendliche Segensquelle verläßt, und wir werden uns eines rechten und freien Sinnes von Verwandtschaft mit ihm bewußt. Dies ist das einzige Mittel, sowohl persönliche Zuneigung zu unseren Mitmenschen als auch unnatürliche Abneigung gegen sie zu heilen. Auch wird es uns nicht nur von Widerwärtigkeit und Abgötterei sondern auch von Krankheit heilen.
Wenn uns durch die Christliche Wissenschaft der göttliche Sinn von der Liebe teurer wird als ein persönlicher Sinn von Liebe, wenn er diesen in der Tat ausschließt,— und wir brauchen nur den falschen Sinn aufzugeben,— wird die Verheißung des Apostels erfüllt: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht”.
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