Was ist das Wesen der Krankheit? Die Christliche Wissenschaft beantwortet die Frage. Auch Christus Jesus wußte die Antwort; daher konnte er alle Arten von Krankheit heilen. In dem Maße, wie wir die durch die Christliche Wissenschaft gegebene Antwort wissen und ihre Bedeutung erfassen, können auch wir Krankheit heilen. Die Entdeckung des Wesens der Krankheit durch Mrs. Eddy muß unter die größten Entdeckungen, die je gemacht worden sind, gerechnet werden. Zu der Zeit, als Mrs. Eddy diese Entdeckung machte, wurde außer ihr niemand ihrer gewahr; und als sie sie verkündigte, spottete die Welt im allgemeinen darüber, da sie dem fleischlichen Gemüt widersinnig schien.
Was ist nun die Antwort auf die Frage? Daß Krankheit unwirklich — eine Trugvorstellung — ist. Mrs. Eddy erteilt sie mittelbar, aber sehr nachdrücklich, wenn sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 188) schreibt: „Das, was Krankheit genannt wird, existiert nicht”, ist nicht vorhanden. Krankheit nicht vorhanden! Unglaublich, sagt der unvergeistigte Gedanke, d.h. der Gedanke ohne das Verständnis der göttlichen Wissenschaft. Doch man braucht sich nur ernstlich und unvoreingenommen mit der Christlichen Wissenschaft zu befassen, um zu erkennen, daß die Erklärung auf die unbedingte und unbestreitbare Wahrheit gegründet ist. Die Schlußfolgerung ist ganz einfach. In der Christlichen Wissenschaft wird Gott als das unendlich Gute verstanden. Da Gott unendlich ist, ist außerhalb Seiner selbst nichts Wirkliches vorhanden. Folglich hat das, was Böses — das Gegenteil des Guten — genannt wird, kein wirkliches Dasein. Und Krankheit ist nicht gut. Daher ist Krankheit unwirklich, mit andern Worten: „Krankheit existiert nicht”, ist nicht vorhanden.
Was für eine wunderbare Entdeckung! Während wir darüber nachdenken, kommen uns folgende Worte des Propheten Jeremia in den Sinn: „Dich will ich wieder gesund machen und deine Wunden heilen, spricht der Herr”. Denn wenn die Allheit Gottes, des Guten, und die Unwirklichkeit von Krankheit erkannt werden, wird sogenannte Krankheit geheilt. Diese Erfahrung machte Mrs. Eddy, und jeder gehorsame Schüler der Christlichen Wissenschaft kann dieselbe Erfahrung machen. Denn jedermann kann das Verfahren christlich-wissenschaftlichen Heilens für sich erproben. Indem dies geschieht, muß man zuerst sein Überlegen hinsichtlich des folgerichtigen Wesens der durch die Christliche Wissenschaft geoffenbarten Wahrheit betreffend die Allheit Gottes, des Guten, und die Nichtigkeit des Bösen, einschließlich Krankheit, befriedigen; dann sollte man bestrebt sein, es durch Bekräftigen der Wahrheit zu erkennen. Sobald man dann an dem Punkte des Erkennens angelangt ist, wird man entdecken, daß die Krankheit begonnen hat, zu verschwinden, oder schon verschwunden ist.
Der Christlichen Wissenschaft wird zuweilen zur Last gelegt, daß sie den Gebrechlichen ein unzuverlässiges Heilmittel biete. Aber eine Lehre, die zahllose Tausende zuverlässig gefunden haben, kann für deren unvollkommenes Verständnis, was unstreitig der Grund eines scheinbaren Mißerfolgs ist, nicht verantwortlich gemacht werden. Nichts ist gewisser, als daß Wahrheit, so oft man sie weiß, Irrtum zerstört, mag der Irrtum auch noch so lang für wahr gehalten worden sein. Mrs. Eddy erklärt den Sachverhalt mit gewohnter Klarheit in Wissenschaft und Gesundheit (S. 495), wo sie schreibt: „Wahrheit treibt den Irrtum heute ebenso sicher aus, wie vor neunzehn Jahrhunderten. Die ganze Wahrheit wird noch nicht verstanden; daher wird ihre heilende Kraft nicht völlig demonstriert”. Der Grund eines scheinbaren Mißerfolgs im Heilen von Krankheit, welcher Art der Fall auch sei, liegt nicht darin, daß die durch die Christliche Wissenschaft geoffenbarte Wahrheit der Aufgabe nicht gewachsen sei, sondern darin, daß nicht genug von der Wahrheit verstanden worden ist.
Jeder Christliche Wissenschafter, der die Christliche Wissenschaft schon längere Zeit ausgeübt hat, kennt die der Krankheit so oft zugrunde liegende weltliche Gesinnung: vielleicht jahrelanges Denken auf einer weltlichen Grundlage, vielleicht jahrelanges sündhaftes Denken und Handeln, vielleicht jahrelanges Eingehen auf die geringste körperliche Laune des Leibes, seine geringste Einflüsterung von Annehmlichkeit oder Schmerz,— dies alles hat nicht selten dazu beigetragen, den Zustand hervorzurufen, worin der Gebrechliche sich jetzt zu befinden glaubt. Und nur rechtes Denken von einer unbedingt richtigen, geistigen Grundlage aus wird ihn heilen. Arzneien, körperliche Handlungen, Gedankenbeeinflussung werden nur in dem Maße, wie er daran glaubt, auf ihn einwirken, und zwar nur vorübergehend. Das göttliche Gemüt allein ist fähig, auf den menschlichen Glauben so gründlich einzuwirken, daß seine Trugschlüsse, einschließlich Krankheit, vollständig ausgetrieben werden.
Die Arbeit des Heilens durch die Christliche Wissenschaft ist vornehmlich eine Arbeit des Vergeistigens des Denkens, des Befreiens des Denkens vom Weltlichen, vom Sinnlichen, vom Persönlichen und des Annäherns an das Geistige. Mit diesem vorgesteckten Ziele kann nicht nur christlich-wissenschaftliche Behandlung erteilt werden, sondern der Hilfesucher sollte auch geleitet werden in seinem Bemühen, die in der Bibel und in den Schriften der Mrs. Eddy geoffenbarten Wahrheiten des geistigen Seins zu suchen und sie beständig als Richtschnur vor Augen zu halten. Dadurch wird er von der Allheit Gottes — des Guten —überzeugt, er gibt die Wahrheit der Entdeckung der Mrs. Eddy, daß „das, was Krankheit genannt wird, nicht existiert”, zu und beweist die Tatsache.
Welche Hoffnung für die leidenden Menschen die soeben angeführten Worte der Mrs. Eddy doch enthalten! Indem man darüber nachdenkt, erinnert man sich freudig der Worte aus der Offenbarung des Johannes: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; ... und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen”.