Alle Nachfolger Christi Jesu haben eine bestimmte Sendung. Der Meister legte diese Sendung mit folgenden Worten dar: „Ihr seid das Licht der Welt. ... Laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen”. Wenn man beginnt, sich mit den von Jesus geoffenbarten geistigen Wahrheiten, die die Christliche Wissenschaft erleuchtet, zu befassen, dünkt es einen überaus herrlich, hinfort ein Licht in der Welt zu sein. Mit neuer Begeisterung hofft man zunehmende Eintracht sowohl für sich selber als auch für alle, mit denen man zusammenlebt, in Erfahrung zu bringen. An diesem Punkte angelangt, erkennt man jedoch nicht so völlig wie später, daß diese neue Sendung, dieser geistige Plan, das Denken aus dem falschen Sinn sowohl sinnlicher Freuden als auch sinnlicher Leiden herausführen soll, daß unsere Daseinsbegriffe von allem, was der sterbliche Sinn auch immer für wirklich halten mag, gereinigt und dadurch weltliche Annahmen verringert werden sollen, bis das gereinigte Bewußtsein allein und mit Gott und dem Weltall geistiger Ideen befriedigt ist.
Nichts könnte in der Tat herrlicher sein, als mit dem göttlichen Gemüt so verbunden zu sein, daß das Bewußtsein nur heiliger Eintracht gewahr wird. Dies ist der wahre Zustand des gegenwärtigen und immerwährenden Daseins des geistigen Menschen. Und nichts könnte falschen Ansichten vernichtender sein als dieser wissenschaftliche Vorgang des Beseitigens sinnlicher Begriffe; und der leidende Sinn sieht dies als Aufopferung an. Während dieser Zeit der Wiederherstellung der Ordnung, des Sichwendens in allen Einzelheiten vom Unwirklichen zum Wirklichen, flüstert die Versuchung uns zuweilen ein Gefühl der Ermüdung, der Teilnahmslosigkeit und der völligen und unsagbaren Vereinsamung ein. Gerade hier müssen wir uns der Begeisterung erinnern, die uns einst erfüllte, als wir einen Lichtblick der Sendung erhaschten, die die unsere sein und uns zu einem Licht in der Welt machen soll.
Wenn man beginnt, sich des Ringens, das der sterbliche Sinn immer aufzuerlegen scheint, und das man als neuer Schüler gar nicht erwartete, müde zu fühlen, ist es gut, sich das, was man zu tun hat, von neuem anzusehen, um seine eigene Rolle in dem großen Plan des Daseins zu vervollkommnen. Wir sollen einfach geistiges Lichts widerspiegeln, nichts mehr und nichts weniger. Irgendwo müssen wir dieser Forderung einmal gerecht werden, damit wir unsern eigenen Teil der Arbeit beim Zerstören des ganzen Glaubens, daß es überhaupt eine die Herrlichkeit des wirklichen Seins verbergende Finsternis der Sinnlichkeit gebe, leisten. Die Finsternis des sterblichen Sinnes kann nur und erst dann ganz vertrieben werden, wenn alle, die „des Lichtes Kinder” sind, ihre eigene Arbeit des Leuchtens leisten; denn der volle Beweis geistigen Lichtes kann keinen einzigen dunklen Punkt enthalten.
Wenn man beginnt, diesen göttlichen Plan auch nur ein wenig klarer zu sehen, geschieht etwas ganz Wunderbares. Man entdeckt, daß man, wenn man auch noch so wenig bemüht ist, sein Licht um der ganzen Welt willen leuchten zu lassen, vor allen Dingen, vielleicht ohne bewußte Anstrengung, sein eigenes Gefühl der Finsternis verloren hat. Man gewinnt neuen Trost aus den Worten des Propheten: „Mache dich auf, werde Licht! denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir”. Denn jetzt weiß man, daß man als Einzelwesen und in der Tat die eine allumfassende Christuserleuchtung widerspiegelt.
Wenn die Teilnahme und Hingebung des Schülers in dieser Weise erneuert wird, erkennt er, daß er trotz allem gegenteiligen Zeugnis der Sinne nichts Wirkliches verloren hat und nichts Wirkliches verlieren kann, und daß seine Erfahrung in keiner Weise des Guten beraubt werden kann. Er erkennt, daß alle, die er je geliebt hat, alle Christlichen Wissenschafter und schließlich alle Menschen bei dem großen und herrlichen Unternehmen des Zerstörens des sinnlichen Glaubens durch Widerspiegeln des Lichtes des göttlichen Gemüts vereint vorwärtsschreiten müssen. Was macht es dann, wenn man, wo man sich auch befinde, oder was man im menschlichen Leben auch tue, immer nur das reine Licht der göttlichen Liebe durch sein Denken leuchten läßt?
Alle Sterblichen schmachten in weltlicher Finsternis, in einem Gefühl der Trennung vom göttlichen Licht, das Gott als gut erklärte. Alle müssen den Weg zum Licht, zum wahren Verständnis des geistig Guten, finden, d.h. müssen erkennen, daß es nie und nirgends eine wirkliche Finsternis gibt, die die herrliche Wirklichkeit des geistigen Seins verbergen könnte. Alle müssen und werden, wenn auch durch Trübsal, wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 562) sagt, sich schließlich „der Wirksamkeit des göttlichen Prinzips des Menschen in der Harmonie der Wissenschaft ergeben”. Alle werden unumgänglich die göttliche Erleuchtung der Wahrheit schließlich empfangen. Über solche, die erweckt sind und danach trachten, dieses geistige Licht widerzuspiegeln, schreibt Mrs. Eddy in demselben Abschnitt: „Dieses sind die Sterne in der Krone der Freude. Es sind die Leuchten an den geistigen Himmeln der Zeit, die das Wirken der geistigen Idee durch das Heilen der Kranken und Sündigen zeigen und dadurch, daß sie das Licht offenbar werden lassen, das da scheinet ‚bis auf den vollen Tag‘, während die Nacht des Materialismus verbleicht”.
Auf ewig als „Leuchten an den geistigen Himmeln der Zeit” mit Frohlocken verbunden sein, wie Sterne, die das unauslöschliche Licht der geistigen Wirklichkeit widerspiegeln, ist in der Tat eine herrliche Aussicht. Wer würde seine Lampe nicht anzünden; wer würde sie nicht treu in Ordnung halten und sich freuen, daß er das Vorrecht hat, selbst dieses Wenige zu tun, während die Nacht der Sinnlichkeit ihrem Ende entgegengeht! Einfach durch Widerspiegeln des geistigen Lichtes, um selbst auf so geringfügige Art wie mittelst einer kleinen Lampe zu zeigen, wie die Tätigkeiten des göttlichen Prinzips unsterbliche, unwandelbare Eintracht im wirklichen Sein bedeuten,— hier hat in der Tat jeder eine Sendung, die so himmlisch einfach und zugleich so schön ist, daß sie die eifrigste und glücklichste Teilnahme fesselt und festhält. Denn Lampen können selbst dann so in Ordnung gehalten werden, daß sie ihre Lichtstrahlen aussenden, um Finsternis zu erhellen, wenn Nachtwolken das beständigere und höhere Leuchten der Sterne zu verbergen scheinen.
Lampen müssen natürlich in Ordnung gehalten, mit Öl gefüllt und gereinigt werden. Den Christlichen Wissenschaftern steht herrliches Leuchtöl beständig zur Verfügung. Mrs. Eddy, die die glänzenden, feststehenden Sterne der göttlichen Wirklichkeit sah und ihr widergespiegeltes Licht so treu leuchten ließ, wußte gut, wie notwendig es ist, die Lampen, alle geringeren Wahrnehmungen des göttlichen Prinzips, als Hilfsmittel zur größeren Erleuchtung, zur vollständigeren Vorbereitung für glänzende, tröstende Nützlichkeit zu pflegen. In der Wörtersammlung in Wissenschaft und Gesundheit (S. 592) hat sie das Öl, womit die Lampen geistiger Erleuchtung allein gespeist werden können, mit folgenden Worten erklärt: „Heiligung; Nächstenliebe; Milde; Gebet; himmlische Inspiration”.
Gewiß werden die Bestandteile dieses unentbehrlichen Öls die geistige Flamme so vollständig speisen, daß sie die verfinsternden Annahmen der fünf persönlichen Sinne verzehrt. Was wird aus der Finsternis eines verzweifelten Ringenden, wenn er mit erneuter, gereinigter und geduldiger Anstrengung beginnt, sich mit diesem Öl „zur Leuchte” zu versehen, „daß man täglich Lampen aufsetze”? Er vergißt, was dahinten ist, während er in freudiger Dankbarkeit klarer wahrnimmt, wie weit „eine kleine Kerze ihre Strahlen wirft”!
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.— Römer 13:1.
