Als ich im Jahre 1908 von der Christlichen Wissenschaft hörte, war ich infolge eines fast zehnjährigen hartnäckigen Unterleibsleidens und hochgradiger Nervenschwäche eine verzagte und hoffnungslose Gebrechliche. Meine Därme waren anscheinend gelähmt. Einmal war ich drei Vierteljahre lang ans Bett gefesselt, und später mußte ich, besonders während der Wintermonate, zu verschiedenen Malen wochenlang das Bett hüten. Ich versuchte viererlei Heilverfahren, doch keines brachte vollständige Erleichterung. Schließlich riet man mir, in eine mildere Zone zu ziehen, da wir damals im Staate Jowa wohnten.
Wir zogen nach Kalifornien, wo ich nach mehr als einjährigem erfolglosem Suchen durch eine liebe Nachbarin, die mich zuerst darauf aufmerksam machte, die Christliche Wissenschaft kennen lernte. Da ich selber wenig von diesem neuen Glauben verstand, zögerte ich, ihn anzunehmen oder auch nur einen Versuch damit zu machen, da er nach den Lehren der Kirche, die ich mein Leben lang besucht hatte, mit meinen Anschauungen nicht übereinzustimmen schien und ich nichts tun wollte, was mich an meiner künftigen Erlösung hindern könnte.
Ich hatte nie christlich-wissenschaftliche Schriften gelesen; daher wußte ich nicht, was die Christliche Wissenschaft in Wirklichkeit sei. Ich dachte, wenn Gott mich heilen will, kann Er es ohne Hilfe der Christlichen Wissenschaft. Daher beschloß ich, mich nur auf Gott zu verlassen und alle Arzneien und Ärzte aufzugeben. Dieses tat ich auch. Die Leiden hörten jedoch nicht auf, sondern nahmen zu. Als ich mich eines Tages infolge äußerster Nervenschwäche in großen Schmerzen befand und mein Zustand fast unerträglich schien, verließ ich das Bett, kniete nieder und betete: „O Gott, hilf mir, gib mir Erleichterung, und kannst Du mir keine Erleichterung geben, so laß mich sterben; oder sollte es einen andern Weg für mich geben, sollte es die Christliche Wissenschaft sein, so gib mir ein Zeichen, ob sie das Rechte für mich sei, und ich bin bereit, zu folgen!” Bald darauf wollte mein Bruder einen Arzt kommen lassen; aber ich sagte zu ihm: „Nur keine Ärzte mehr; willst du aber etwas für mich tun, so bitte die christlich-wissenschaftliche Nachbarin, herüberzukommen”. Dieses tat er. Sie erklärte mir die Wahrheit, und sofort wurde ich ruhig, und ein herrlicher Friede überkam mich. Nach kurzer Zeit stand ich auf und versah meine häuslichen Pflichten. Es war eine Offenbarung für mich. Gott hatte mir in der Tat den Weg gezeigt. Jetzt wußte ich, daß die Christliche Wissenschaft mich den Weg, die Wahrheit und das Leben lehren muß. Sofort legte ich eine Unterleibsbinde ab, die ich zehn Jahre lang getragen hatte, und begann mich ernstlich in das Lehrbuch der Mrs. Eddy, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, zu vertiefen. Nachdem ich das erste Kapitel, das vom Gebet handelt, gelesen hatte, wußte ich, daß dies gerade das war, was ich so viele Jahre lang gesucht hatte. Mein Zustand besserte sich schnell, und ich gewann Kraft und Mut, während ich früher von einem Tag zum andern in beständiger Furcht lebte.
Einige Monate später übersiedelten wir auf eine Großviehweide, wo meine Pflichten mannigfaltiger wurden. Aber jeder Tag bewies mir die immer gegenwärtige, nie versagende göttliche Liebe, die uns entsprechend unseren Bedürfnissen immer unterstützt. Das Leben war wieder eine Freude für mich, da ich wußte, daß wir vollkommene Ideen des einen unendlichen Gemüts sind, und daß Sünde, Krankheit und Tod nicht die Wahrheit sondern sterblicher Irrtum sind.
Einige Jahre später stellten sich andere Schwierigkeiten ein. Blutungen und Nervenschwäche wurden leicht überwunden, ebenso Grippe. Auch andere Widerwärtigkeiten wichen der Anwendung der Wahrheit, manchmal durch die liebevolle Hilfe einer Praktikerin und manchmal durch das Lesen von Wissenschaft und Gesundheit. Am meisten aber schätze ich die durch tieferes Eindringen in die Christliche Wissenschaft erlangte geistige Wiedergeburt. Ich habe gelernt, selbstloser zu lieben und Hochmut abzulegen, indem ich Christus Jesus, den Wegweiser, als unsern einzigen Erlöser und Erretter, dem ich unsagbare Dankbarkeit schulde, anerkenne. Dankbar bin ich auch Mrs. Eddy für ihre edle Arbeit und Aufopferung, die uns befähigten, die Wahrheit zu finden, dankbar auch, daß ich jetzt das Vorrecht habe, christlich-wissenschaftliche Gottesdienste in unserer eigenen Gemeinde zu besuchen, wo ich jahrelang die einzige Schülerin der Christlichen Wissenschaft zu sein schien. Nun schätze ich mich glücklich, Mitglied der hiesigen Vereinigung zu sein. Auch allen, die mir auf dem Wege zu dem einen Gott, dem All in allem, so liebevoll geholfen haben, bin ich sehr dankbar.
Lankershim, Kalifornien.
