Im 12. Kapitel des Evangeliums des Johannes ist berichtet, daß Jesus sagte: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen”. Seitdem diese Worte gesprochen worden sind, hat man durch die Zeitalter hindurch im allgemeinen geglaubt, daß sich Jesus nur auf seine Kreuzigung, das Erhöhen seines menschlichen Leibes am Kreuze, bezog. Stimmt aber eine solche Vorstellung mit der Lehre Jesu über sich selber überein? Lenkte er nicht immer von sich ab, und wies er nicht auf Gott als die Quelle alles Guten hin? Zu einem Obersten, der ihn „Guter Meister” nannte, sagte er: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott”. Bei einer andern Gelegenheit sagte er zu seinen Jüngern: „Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat”.
Auf Seite 473 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy lesen wir: „Christus ist die ideale Wahrheit, die da kommt, um Krankheit und Sünde durch die Christliche Wissenschaft zu heilen, und die Gott alle Kraft beimißt”. Jesus hatte ein sehr klares Verständnis seiner Sendung, die im Heilen der Menschen durch Erklären und Veranschaulichen des Christus, der Wahrheit, bestand. Durch sein klares Verständnis, daß der Mensch, die Idee Gottes, geistig und vollkommen ist, heilte er die Kranken und weckte er die Toten auf. Dieses hohe, erhabene Denken, das die falsche Auffassung, daß der Mensch körperlich sei, zurückwies, befähigte ihn, seine Sendung zu erfüllen, nämlich den Christus dem menschlichen Bewußtsein richtig zu beleuchten.
Auf Seite 247 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt Mrs. Eddy: „Christus ist die emporgehobene Sanftmut und Wahrheit. Ziehe Christi Kleider an, und du wirst erhöht werden und wirst alle Menschen zu dir ziehen”. Bleibt heute nicht jedem, der sich Schüler der Christlichen Wissenschaft nennt, das Vorrecht des Erhöhens des Christus im Bewußtsein, und gibt es überhaupt ein größeres Vorrecht? Die Frage, wie dies geschehen kann, erhebt sich ganz von selber, und wir brauchen nicht weit zu gehen, um die Antwort zu finden. Es geschieht dadurch, daß wir uns mit der von Jesus gelehrten Wahrheit, wie sie in der Bibel, im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch und in den anderen Schriften der Mrs. Eddy geoffenbart ist, befassen und sie anwenden. Das Wesentliche ist, daß man das Gelernte auf das tägliche Denken und Handeln anwendet. Denn durch beharrliches, ehrliches Streben, alles, was dem Guten unähnlich ist, aus dem Bewußtsein auszutreiben und die christusähnlichen Eigenschaften, die Gott widerspiegeln, darin zu erhöhen, wird man Nachfolger der Wahrheit.
Schon bald, nachdem der Schüler begonnen hat, sich mit der Christlichen Wissenschaft zu befassen, entdeckt er, daß sogar ein geringes Verständnis dieser Wahrheit die ungeheure Kraft hat, sein Denken umzuwandeln. Sofort, nachdem er begonnen hat, das Gelernte ernstlich anzuwenden, beginnt der Vorgang des Entwurzelns falscher Annahmen und des Überwindens falschen Denkens. Manchmal wird er sich allmählich, manchmal schnell bewußt, daß in seinem Denken Änderungen stattfinden müssen: er sieht ein, daß Groll, Haß, Neid und Eifersucht der Freundlichkeit, der Liebe und der Freude über den Fortschritt eines andern Raum geben müssen; er sieht ein, daß Selbstsucht und Eigenliebe der Selbstlosigkeit und der Demut Raum geben müssen, und daß Unehrlichkeit einem besseren Sinn von Genauigkeit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit weichen muß. Indem er weiter lernt und immer höhere Blicke von dem Gemüt, das in Christus Jesus war, erhascht, lernt er einsehen, wie Verstandesüberhebung, lieblose Krittelei an anderen oder vielleicht ein übertriebener Sinn von menschlichem Selbstvertrauen seinen Fortschritt hemmt. Indem er bestrebt ist, diese Knechtschaft falschen Denkens zu brechen, trachtet er, „die Kleider Christi”— Sanftmut, Demut und selbstlose Liebe —„anzuziehen”, und auf diese Weise erhöht er den Christus im Bewußtsein. Hingebung jedes Gedankens und Verlangens an einen heiligen Zweck ermöglicht die Erfüllung dieses Zweckes. Keinen höheren Zweck kann der Arbeiter in der Christlichen Wissenschaft haben, als den Christus in seinem Bewußtsein zu erhöhen. Bestimmt und beharrlich muß er diesem Ziele zustreben, wenn er am Heilen der Kranken und Erlösen der Sünder teilnehmen will. Nur wenn er „Christi Kleider” angezogen und den Christus im Denken erhöht hat, kann er denen, die zu ihm gezogen werden, in angemessener Weise helfen.
Durch die in der ganzen Welt errichteten christlich-wissenschaftlichen Kirchen, wo die hungernden Herzen Heilungszeugnisse und Stellen aus unseren unpersönlichen Predigern, der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, hören können, durch die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, die monatlich, wöchentlich und täglich ihren Lesern hilfreiche Botschaften bringen, durch den christlich-wissenschaftlichen Vortragsausschuß, der der Öffentlichkeit eintrittfreie genehmigte Vorträge über die Christliche Wissenschaft darbietet, hat Mrs. Eddy Mittel und Wege vorgesehen, den Christus zu erhöhen, damit eine sündige und mit Krankheit beladene Welt sehen, verstehen und frei sein könne. Jemand hat gesagt: „Die höchste Bergesspitze empfängt das Sonnenlicht zuerst”. Die Christlichen Wissenschafter sind sehr dankbar, daß in diesem Zeitalter eine Frau jene Bergesspitze des Denkens erreichte, wo es möglich war, die Christliche Wissenschaft, die Offenbarung der Wahrheit über Gott und den Menschen, zu empfangen. Wahrlich, sehr hoch war der Christus im Bewußtsein unserer geliebten Führerin Mrs. Eddy erhöht.
