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Die Mauer bauen

Aus der November 1929-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Erfahrung Nehemias, des Sohnes Hachaljas, veranschaulicht aufs klarste das richtige geistige Verhalten dem Irrtum gegenüber. Wir lesen im Buche Nehemia, daß die Nachricht, daß „die Mauern Jerusalems zerbrochen und seine Tore mit Feuer verbrannt sind”, das Herz dieses aufrichtigen Israeliten mit Bestürzung und Trauer erfüllte. Nach vielem Beten kam ihm aber die Erkenntnis, daß er dazu berufen sei, die Mauer wiederaufzubauen.

Wie Nehemia hat auch der Christliche Wissenschafter, der die Sendung des wissenschaftlichen Christentums, nämlich die Erlösung aller Menschen von Sünde, von Krankheit und vom Tode, einigermaßen erkannt hat, bewußt seinen Teil beim Errichten der Verteidigungsmauer dadurch begonnen, daß er im eigenen Denken die Wahrheiten des Gemüts, das in „Jesus Christus auch war”, aufrichtet; denn er hat verstehen gelernt, daß durch die Läuterung jedes einzelnen Bewußtseins das Himmelreich auf Erden in Erscheinung treten wird.

Nachdem Nehemia einmal erkannt hatte, daß die Mauer gebaut werden müsse, wich er nicht mehr von dem ihm als richtig enthüllten Vorgehen ab. Er horchte auf keine Einflüsterungen des Mangels an Fähigkeit, Zeit, Mitteln, Verständnis, die damals wie heute himmlisches Streben in Zufriedenheit mit fruchtloser oder unentschlossener Tätigkeit einzulullen trachteten. Kaum hatte er seine Aufgabe in Angriff genommen, als das unpersönliche Böse, der Teufel, der „wie ein brüllender Löwe umhergeht und sucht, welchen er verschlinge”, Anstalten machte, die gute Absicht zu vereiteln, wirkungslos zu machen und Nehemia zu veranlassen, seinen Plan aufzugeben. Saneballat, Tobia, Gesem der Araber und viele andere hinterhältige Gegner fingen an, ihre Gedankenpfeile auf diejenigen Teile der Rüstung Nehemias abzuschießen, die für die schwächsten gehalten werden konnten.

Es ist jedoch beachtenswert, daß die einzige Macht derer, die die Arbeit des Errichtens der Mauer zu zerstören trachteten, in der Scheinfähigkeit bestand, ihre Ansprüche vorzubringen; sie konnten sie nicht durchsetzen. Sie konnten nur drohen, beschwatzen, schmeicheln, Furcht einflößen, aber nicht zwingen. Nehemias „Nein!” genügte, ihre Scheinmacht zu vernichten. Sich ganz auf Gott verlassend, führten die Kinder Israel keinen Schwertstreich, gingen keinen Kampf mit dem Gegner ein. Ebenso brauchen auch wir uns in keinen Streit weltlicher Art einzulassen. Das „Hebe dich weg von mir, Satan!”, das der große Beispielgeber in Erkenntnis der Allheit und Allmacht Gottes äußerte, genügt. Mögen auch die Irrtumsansprüche immer wieder laut und bei jeder Wiederholung anscheinend listiger werden, indem sie vorgeben, unser eigenes Denken zu sein, und sogar in der Verkleidung des Guten auftreten, so können wir sie doch alle durch das Verständnis, daß der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes, des göttlichen Gemüts, ist, überwinden. Auf Seite 3 in „Pulpit and Preß” schreibt Mrs. Eddy: „Wisse also, daß du unumschränkte Macht hast, recht zu denken und recht zu handeln, und daß nichts dich dieses Erbes berauben und die Liebe umgehen kann. Wenn du diese Stellung behauptest, wer oder was kann dich veranlassen, zu sündigen oder zu leiden?” Nur das Erkennen dieser „unumschränkten Macht” tut uns not. Vor dieser Erkenntnis müssen die Irrtumsansprüche mit ihren Bekundungen von Krankheit, Widerwärtigkeit und Mangel vergehen wie die Finsternis vor dem Licht.

Wie es oft auch bei uns der Fall ist, war Spott die erste Waffe, die die Gegner der guten Werke Nehemias wählten. Der Irrtum versuchte seine Bemühungen zu verhöhnen. Wer aber vielleicht versucht sein sollte, aus Furcht vor dem Spott von Verwandten, Geschäftsgenossen oder Freunden in seinem Eifer für die Wahrheit zu erlahmen, möge mit Nehemia erwidern: „Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen; denn wir, seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen”.

Als die Folgen der Arbeit sich zu zeigen begannen, wurde dieser Spott boshafter und rachsüchtiger. Daraufhin vertrieb Nehemia, der diese böse Angriffsweise erkannte, seine Befürchtungen, indem er zu Gott betete: „Höre, unser Gott, wie verachtet sind wir! Kehre ihren Hohn auf ihren Kopf”.

In seinem Versuche, die Arbeit durch Hohn zu vernichten, gehindert, wählte das Böse heimtückischere Waffen. Es streute Einflüsterungen der Entmutigung aus, indem es geltend machte, daß „die Kraft der Träger zu schwach” und „des Schuttes zu viel” sei. Dann versuchte es, „mitten unter sie zu kommen und sie zu erwürgen und das Werk zu hindern”. Mit andern Worten, es war geplant, die Juden zu veranlassen, sich selber zu täuschen, die Einflüsterung, daß der Stoff oder das sogenannte Stoffgesetz Macht oder Gegenwart habe, ins Bewußtsein einzulassen und darin zu beherbergen. Aber Nehemia, der „an der Tür des Gedankens” getreulich Wache stand (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 392), erkannte wieder die hinterhältige Art der Einflüsterung und vernichtete den Plan, indem er sein Bewußtsein mit Vertrauen auf die Kraft und die Zugänglichkeit Gottes füllte.

Durch diesen Angriff gewarnt, befahl dann Nehemia außerdem, daß jeder Arbeiter mit einer Hand die Arbeit verrichte und mit der andern die Waffe halte. Sollten nicht auch wir zu der Erkenntnis erwachen, daß es notwendig ist, sowohl den Irrtum aufzudecken und zu zerstören, als auch die Wahrheit zu erklären und zu erkennen? Die Erklärung der Mrs. Eddy auf Seite 210 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” über das, was sie weiter unten in demselben Aufsatz „diese irrige Art” nennt, ist bedeutsam: „Gewisse Menschen sind der Ansicht, daß das christlich-wissenschaftliche Gemüts-Heilen zweiseitig sein sollte; dennoch rügen sie den Irrtum nur im allgemeinen,— sagen nichts im besonderen über den Irrtum, der die Menschen verdammt”.

Sogar als die Mauer schon nahezu fertig war, und die Kinder Israel, die daran mitgearbeitet hatten, sicher darin wohnten, verminderte das Böse seine Anstrengungen nicht. Mit aller erdenkbaren Überredung versuchte es nun, Nehemia zu verführen, den Schutz der Mauer zu verlassen und mit dem Irrtum auf gleicher Ebene, „in den Dörfern in der Fläche Ono”, zusammenzukommen. Es war nebensächlich, auf welche Art Nehemia mit dem Feinde zusammenkommen würde, wenn er nur herunterkäme — nur einmal! Wenn er doch jetzt, nachdem er so viel vollbracht hatte, nur überredet werden könnte, ein wenig nachzulassen oder zu glauben, daß er dieses Werk aus eigener Kraft vollbracht habe; wenn er doch nur dazu verführt werden könnte, eine „Abkürzung” des Weges zur Harmonie ausfindig zu machen oder sich in einen heftigen Streit über die Einzelheiten des Werkes einzulassen — kurz, wenn er doch beeinflußt werden könnte, auch nur für ein Weilchen von seinem vollkommenen Gottvertrauen abzuweichen, dann hätte der Irrtum Gelegenheit, das Werk zu vernichten! Aber Nehemia ließ sich durch keine verführerischen oder boshaften Anstrengungen des Irrtums täuschen. Er erklärte: „Ich habe ein großes Geschäft auszurichten, ich kann nicht hinabkommen; es möchte das Werk nachbleiben, wo ich die Hand abtäte und zu euch hinabzöge”.

Ja, warum sollte das herrliche Werk je aufhören, während wir in die Ebene des Irrtums hinabsteigen? Auch wir richten ein großes Werk aus, größer als irgend jemand von uns heute ermessen kann. Es ist viel zu tun, und „wenige sind der Arbeiter”. Die Wachsamkeit, die Weisheit, die kindliche, starke Einfachheit des sanftmütigen, daher mächtigen Nehemia ist dringend nötig.

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