Das Verlangen, die Quelle jeder guten Gabe mit freundlichen Worten anzuerkennen, ist allen Menschenherzen gemein. Die bekannten Worte des Jakobus: „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von obenherab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis”, haben eine tiefere Bedeutung, als gewöhnlich erkannt wird. Da sie Gott als die Quelle alles Guten anerkennen, ist es leicht verständlich, warum die Menschen dadurch so reich gesegnet werden, daß sie dem Höchsten Wesen danksagen.
Wenn auch die Gabe, die eine stoffliche Form annimmt, ein menschliches Bedürfnis befriedigt, so kommt sie offenbar doch nicht unmittelbar von Gott; denn Gott ist der unendliche Geist, und der Geist und der Stoff haben nichts gemein. Wie kommen dann diese guten Gaben — gut, weil sie einer Not abhelfen — von Gott, von „dem Vater des Lichts”? Da Gott gut und unendlich ist, ist das Gute unendlich. Daher ist alles Gute von Gott, dem einen Guten. Obgleich Gott, der Geist, vom Stoff keine Kenntnis nimmt, von der menschlichen Not nie unmittelbar Kenntnis nimmt, findet die unendliche Liebe dennoch unter dem immer wirksamen göttlichen Gesetz ihren Ausdruck in Form von dem, was das menschliche Bedürfnis zu sein scheint. Auf Seite 530 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” legt Mrs. Eddy dies klar dar. „In der göttlichen Wissenschaft”, erklärt sie, „wird der Mensch von Gott, dem göttlichen Prinzip des Seins, erhalten. Die Erde bringt auf Gottes Befehl Nahrung für den Gebrauch des Menschen hervor”. Und sie bekräftigt ihre Erklärung dadurch, daß sie sich auf die denkwürdigen Worte Jesu bezieht: „Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet”, Worte, die dem Gebot gleichkommen, auf Gott in der vollen Zuversicht zu vertrauen, daß, wenn unser Glaube von jedem Zweifel völlig frei ist, alle unsere irdischen Bedürfnisse befriedigt werden. Die göttliche Vorsehung sorgt indessen für alle Menschen, sowohl für diejenigen, die versäumen, den Ursprung des gespendeten Reichtums zu erkennen, als auch für diejenigen, die gläubig und verständnisvoll zu Gott emporblicken. Gottes Gaben sind für alle bestimmt. Regnet es nicht ebenso über Gerechte wie über Ungerechte? Daher gibt es niemand, der an Seiner Freigebigkeit nicht teilnimmt.
Das göttliche Gesetz ist allumfassend wirksam, und alle Sterblichen genießen seinen Segen, weil die Erhaltung ihres menschlichen Lebens überhaupt davon abhängt. Und nur auf Grund der Herrschaft Gottes über das Weltall erleiden die Vorgänge des sogenannten Naturgesetzes keine Unterbrechung. Gottes Gebot, demzufolge die Erde die Nahrung hervorbringt, die den weltlichen Sinn von Leben erhält, ist das vollkommene Gesetz der Liebe; und der Umstand, daß die Sterblichen das Weltall und sein Regierungsgesetz stofflich auffassen, ist der Grund, warum das Erzeugnis des Wirkens dieses Gesetzes stofflich zu sein scheint. Wie wahrhaft also Gott doch die Quelle und der Ursprung alles Guten ist!
Gott als die Quelle unserer Segnungen erkennen, ist der erste Schritt zum Danksagen. Mit dieser Erkenntnis kommt ein Dankbarkeitsgefühl, das der Klarheit unseres Verständnisses der Quelle unserer Segnungen genau entspricht. Wenn wir erkennen, daß Gott uns allerwege gesegnet hat, daß Er die Quelle unseres Seins und das Mittel seiner Erhaltung ist, wie strömt dann unsere Dankbarkeit hervor, und wie erhebt sich unser Herz in demütigem Gebet der Dankbarkeit und der Danksagung zu Gott! Schon das Danksagen allein bringt Segen; denn gerade das Darbringen des Dankes öffnet weitere Kanäle, durch die die Ströme der Liebe fließen, die Ströme, die die Wildnis menschlicher Erfahrung in erfreuliches und zweckdienliches Leben umwandeln.
Ein im Christian Science Sentinel unlängst veröffentlichtes Zeugnis veranschaulicht dies vollkommen. Der Zeugnisableger erzählte, wie er wegen einer langwierigen Krankheit, von der er nicht schnell Befreiung erlangte, in Versuchung geriet, entmutigt zu werden. Aber ermutigt durch den Gedanken, daß ihm durch die Christliche Wissenschaft schon so viele Segnungen zuteil geworden waren, fing er an, diese aufzuzählen. Ehe er damit zu Ende war, beseelte ihn so große Dankbarkeit, daß er sich von dem Zustand, den er schon für langwierig gehalten hatte, ganz frei fühlte. Warum diese Befreiung? Weil die Dankbarkeit, die in seinem Herzen emporquoll, als er sich der durch das Wirken der Christlichen Wissenschaft empfangenen vielen Segnungen Gottes erinnerte, die hindernden Annahmen auflöste, die ihn in Knechtschaft gehalten hatten; und er war frei.
Der Brauch, sich mit Danksagung an Gott zu wenden, ist so alt wie die Erkenntnis des einen Gottes. Abraham, Mose, die Propheten, die großen und die kleinen, ja, alle Menschen, die je Gott als den Geber aller guten Gaben anerkannt haben, haben sich Ihm im Gebet mit Danksagung genähert. In Übereinstimmung mit diesem alten Brauche öffneten die Pilgerväter an jenem ersten Danksagungstage in der Neuen Welt ihr Herz der unendlichen Quelle des Guten in Dankbarkeit „für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut”. Sie wandten sich ab von der Versuchung, über ihr schweres Dasein nachzugrübeln, dankten für den Zuwachs, so dürftig er auch war, der ihnen das Gelingen ihres großen Wagnisses ermöglicht hatte. Die Erinnerung an diese einfache Handlung einer winzigen Schar kampfbereiter Christen, die ihre Segnungen aufzählten und der göttlichen Quelle dankten, enthält für alle eine tiefgehende Lehre.
