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Öl

Aus der November 1929-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Schülerin der Christlichen Wissenschaft hatte eine Erfahrung, die, geistig aufgefaßt, ihr dazu verhalf, die Wahrheit klarer zu erkennen. Als eine Waschmaschine wie schon oft vorher in Gang gesetzt werden sollte, erwies sie sich als schadhaft; sie geriet ins Stocken und versagte nach kurzer Zeit ganz. Der Arbeiter, der sie in Ordnung bringen sollte, erklärte nach kurzer Untersuchung, daß sie „nur geölt” zu werden brauche. Und mit einigen Tropfen Öl war die Störung beseitigt.

Die Schülerin, auf die die Worte, daß die Maschine „nur geölt” zu werden brauche, Eindruck machten, dachte ernstlich darüber nach, und die geistige Auslegung des Wortes „Öl” auf Seite 592 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy beschäftigte ihr Denken eingehend. Jene Auslegung lautet: „Öl. Heiligung; Nächstenliebe; Milde; Gebet; himmlische Inspiration”. Weltlich betrachtet ist Öl ein notwendiges und wichtiges Erzeugnis, das erleichternd, lösend und befreiend wirkt, wo immer es angewandt wird. Geistig betrachtet ist Öl nach der Auslegung unserer Führerin die Eingebung geistiger Erkenntnis und Tätigkeit. Ohne geistiges Öl, ohne Heiligung, Nächstenliebe und himmlische Inspiration kann die bloße Kenntnis wissenschaftlicher Regeln nicht die Höhe der Beweisführung erreichen, d. h. beweisbar segnend werden.

In dem Kapitel „Betätigung der Christlichen Wissenschaft” in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy auf Seite 418: „Durch die wahrheitsgemäßen Argumente, die du anwendest, und besonders durch den Geist der Wahrheit und Liebe, den du hegst, wirst du die Kranken heilen”. Und im gleichen Kapitel auf Seite 366 hebt sie folgenden wichtigen Punkt hervor, den ein Christlicher Wissenschafter nie übersehen sollte: „Wenn wir den Kranken die Türen ihrer Gefängnisse öffnen wollen, müssen wir erst lernen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden”.

Sehr oft kann eine Aufgabe so verwickelt scheinen, daß trotz ernster und beharrlicher Bemühungen keine Lösung sich zeigt. Fehlt in solchen Fällen nicht manchmal nur das geistige Öl? Es mag sein, daß hinsichtlich des Buchstabens der Christlichen Wissenschaft nicht der kleinste Fehler bei der Behandlung unterlaufen ist; es mag sein, daß der Schüler genügend geistige Erkenntnis hat, den Fall richtig zu beurteilen und demgemäß die Wahrheit anzuwenden, daß aber die Lösung sich trotzdem verzögert. Liegt der Annahme nach eine tief eingewurzelte Verbitterung vor, oder hat vielleicht die lebendige Erinnerung an eine Enttäuschung zu Hartherzigkeit geführt? Wie oft hat in solchem Falle ein liebreicher, zärtlicher Gedanke, warmes Mitfühlen oder ein tröstendes Wort genügt, solche Härten aufzulösen und dadurch das Bewußtsein des Leidenden sofort empfänglich zu machen für freudige, aufbauende Gedanken, die in ganz natürlicher Weise heilen! Kann in solchen Fällen selbstlose Hingabe und liebevolle, erbarmende Hilfe nicht mit Öl verglichen werden, das das Denken löst und heilt und in einmütige Tätigkeit bringt?

Der Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt verstehen, daß das geistige Öl im eigenen Bewußtsein angewandt werden muß, daß jeder Sucher es selber erfassen und zum Ausdruck bringen muß, um geistiger Segnungen teilhaftig zu werden. Jesus sagte einst: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan”. Wir alle müssen verstehen lernen, was rechtes Bitten heißt; und wir alle müssen verstehen lernen, daß rechtes Bitten geistiges Sehnen ist, das Verlangen, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun.

Im 2. Buch der Könige lesen wir die Geschichte einer Witwe, die in solche Not geraten war, daß ihr Schuldherr ihre Söhne zu Leibeigenen machen wollte. Elisa, den sie in ihrer großen Not um Hilfe bat, erteilte ihr einen bestimmten Befehl. Nachdem er sie gefragt hatte, was sie im Hause habe, und sie ihm geantwortet hatte: „Nichts ... denn einen Ölkrug”, gebot er ihr, von ihren Nachbarinnen leere Gefäße zu borgen, diese mit dem wenigen Öl, das sie hatte, zu füllen und dann beiseite zu stellen. Obgleich die Witwe wohl eine andere Art Hilfe erwartet haben dürfte, gehorchte sie doch augenblicklich dem Befehl Elisas und füllte die entlehnten Gefäße mit Öl. Es wird berichtet: „Und da die Gefäße voll waren, ... da stand das Öl”. Und Elisa sagte zu ihr: „Gehe hin, verkaufe das Öl und bezahle deinen Schuldherrn; du aber und deine Söhne nähret euch von dem übrigen”.

Die Witwe zu Zarpath, die für den sterblichen Sinn ganz mittellos war, ersuchte der Prophet Elia, ihm von dem Mehl und dem Öl zu geben, das ihr und ihrem Sohn geblieben war. Und was gab sie? Sie gab Nächstenliebe, eine der in der Auslegung von Öl in unserem Lehrbuch aufgezählten geistigen Eigenschaften. Dadurch, daß sie anderen diente und selbstlos gab, erlangte sie ihre geistige Freiheit, und ihr begrenzter Sinn wich einer höheren Erkenntnis der beständigen Fürsorge Gottes. Der Segen ihrer liebevollen Tat stellte sich dann ganz von selber ein und brachte ihr und anderen ein wahres Gefühl der Befreiung und der Fülle.

Jedem ernsten Sucher der Christlichen Wissenschaft drängen sich die Fragen auf: Wie kann ich himmlische Inspiration empfangen? Wie kann ich Heiligung und Nächstenliebe ausdrücken? Wie kann ich meinem Nächsten am besten dienen? Nur durch standhaftes Zurückweisen jedes Anspruchs eines sogenannten körperlichen Lebens und eines von Gott getrennten Gemüts und dadurch, daß ich mich weigere, eine andere Schöpfung oder Herrschaft als die geistige anzuerkennen.

Lernen wir Gott als das einzige Leben und das einzige Gemüt verstehen und den Menschen als Sein geistiges Gleichnis, als den vollkommenen Ausdruck des göttlichen Gemüts, erkennen und lieben, so wird der weltliche Begriff von vielen Personen und vielen Gemütern vergehen. Eine klare Vorstellung von Gott als Vater-Mutter, dem einen göttlichen Gemüt, und von Seiner Gegenwart und Regierung zerstört alle selbstischen Wünsche und Ziele.

Als Jesus, wie wir im 16. Kapitel des Evangeliums des Johannes lesen, von seinen Jüngern Abschied nahm, gab er ihnen und seinen Nachfolgern aller Zeiten den liebevollen Trost und die Versicherung, daß der Christus, die Wahrheit, uns in unserem Ringen und Streben nach dem Guten nie verlassen werde. Er sagte: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen”.

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