Als Christus Jesus gefragt wurde: „Was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben?”, erwiderte er: „Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote”. Obgleich der Meister die segnende und heilende Kraft der Liebe lehrte und die Menschen ermahnte, Gott von ganzem Herzen und den Nächsten wie sich selber zu lieben, verkündigte er dennoch unaufhörlich den Wert des Gehorsams gegen das Sittengesetz. Denn er wußte gut, daß Gehorsam gegen das geistige Gesetz Gehorsam gegen das Sittengesetz bedingt, und daß Geistigkeit nur durch strenges Beachten dessen, was recht ist, erlangt werden kann.
Die Christliche Wissenschaft schärft ihren Anhängern die höchste Sittlichkeit ein. An keiner Stelle ihrer Schriften billigt Mrs. Eddy böses Denken und böses Handeln auch nur im geringsten. Zwar betont sie darin im Lichte der Allheit Gottes, des Guten, beständig die Unwirklichkeit des Bösen; aber nie verhält sie sich gleichgültig gegen die Sünde, nie versäumt sie, auf den Wert der Sittlichkeit als Hilfe beim Zustandebringen und Aufrechterhalten einmütiger, friedlicher, glücklicher und gesunder Zustände hinzuweisen. Auf Seite 125 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt sie: „Moralische Bedingungen werden sich immer als harmonisch und gesundheitbringend erweisen”.
Dessen eingedenk sind die Christlichen Wissenschafter von dem Wunsche beseelt, daß die ihnen anvertrauten Kinder sowohl über das Sittenals auch über das geistige Gesetz belehrt und zum Gehorsam dagegen angehalten werden. Welch großes Feld, Geduld, Liebe und erleuchtetes Verständnis zu üben, sich hier bietet! Und es wäre gut, wenn die Lehrer der Kinder, seien es ihre Eltern oder ihr Sonntagsschullehrer, zuerst sich selber die genaue Bedeutung der Ausdrücke „sittlich” und „Sittengesetz” klar machen würden. Um ein befähigter Lehrer zu sein, muß man wissen, was man zu lehren hat.
„Sittlich” kann nun erklärt werden als „mit dem Rechten übereinstimmend; tugendhaft; fähig, zu wissen, was recht und unrecht ist”, und „Sittengesetz” als „ein Gesetz oder als Regeln für das Leben und das Benehmen auf der Grundlage dessen, was recht und unrecht ist”. Was für ein herrliches Feld nützlicher Arbeit sich hier jedem Lehrer der Jugend bietet! Die Kinder müssen den Unterschied zwischen recht und unrecht gelehrt werden; der Wert eines tugendhaften Lebens muß ihnen gezeigt werden; sie müssen über die höchsten sittlichen Forderungen belehrt werden, so daß es ihnen leicht fällt, das Sittengesetz unter allen Umständen zu befolgen. Geschähe dies, so würde die Jugend von heute nicht so leicht der Versuchung erliegen und würde mit klarem Blick und mit ungetrübter Begeisterung, die Aufgaben des Lebens auf sich zu nehmen und zu meistern, ins Jünglingsalter eintreten. Gehorsam gegen das Sittengesetz im Lenz des Lebens wird viel dazu beitragen, ein glückliches und gesundes Mannesalter — und außerdem ein erfolgreiches — zu verbürgen.
Wie oft zeigt es sich bei der christlich-wissenschaftlichen Ausübung, daß Krankheit die Folge des Ungehorsams gegen das Sittengesetz ist! Und wenn dies der Fall ist, ist es gewiß, daß die Krankheit fortdauert, bis der Leidende seinen Fehler einsieht, ihn verabscheut und aufhört zu sündigen. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 392): „Um ein körperliches Gebrechen zu heilen, sollte jedes übertretene moralische Gesetz in Betracht gezogen und der Irrtum zurechtgewiesen werden”. Sobald jemand, der dem Bösen frönt, durch die göttliche Wissenschaft die Nichtigkeit des Bösen einsieht, kann er den Irrtum zurechtweisen, und die Zurechtweisung sollte die Zerstörung der Sünde und ihrer Folgen bedeuten. Es ist sonderbar, daß die Menschen zuweilen fortfahren zu sündigen, selbst nachdem sie eingesehen haben, daß sie nur deshalb krank sind, weil sie dem Laster frönen. Dies zeigt, wie der falsche, fleischliche Sinn seine Opfer irreführen kann.
Wird in einem solchen Falle ein christlich-wissenschaftlicher Ausüber um Hilfe gebeten, so läßt dieser sich nicht dadurch irreführen, daß das Böse sich hartnäckig gebärdet. Er versteht, daß Gott das unendlich Gute ist, und er weiß, daß das Böse unwirklich ist; und mit einem derart geistig erleuchteten Denken beginnt er, den Glauben an die Wirklichkeit und die Macht des Bösen im Bewußtsein des Hilfesuchers zu zerstören. Von der Wahrheit darf nicht abgewichen werden: das Gute muß als wirklich erklärt und die Wirklichkeit des Bösen geleugnet werden. Die heilende Wahrheit erkennen ist das Ziel des Ausübers, und es erfordert ein Leben des höchsten sittlichen Vorsatzes und der größten geistigen Erleuchtung.
Mit der Lehre des Gehorsams gegen das Sittengesetz will die Christliche Wissenschaft die ganze Welt segnen. Was würde geschehen, wenn die Menschen aller Völker auf Erden die Allheit Gottes, des Guten, und die Unwirklichkeit des Bösen wahrnähmen und aufhörten, Böses zu denken und Böses zu tun? Eintracht und Friede würde überall herrschen. Und überdies würde die Gesundheit aller Menschen auf einer wissenschaftlichen Grundlage, nämlich auf dem Verständnis des unumschränkten göttlichen Prinzips, aufgerichtet werden. Vielleicht dauert es noch geraume Zeit, bis dies stattfindet; aber wir sind auf dem Wege, denn die Christliche Wissenschaft hat gezeigt, wie das Sittengesetz durch geistiges Verständnis vollständig befolgt werden kann.
