Wenn sich Gottes vollkommene, geistige Schöpfung dem, der ernstlich nach der Wahrheit trachtet, entfaltet, nimmt er in jeder guten Charaktereigenschaft eine tiefere Bedeutung wahr. Doch vielleicht keine dieser Eigenschaften nimmt im Lichte der Wirklichkeit einen helleren Glanz an als die Ehrlichkeit. Ein Wörterbuch erklärt „Ehrlichkeit” als „Freisein von Arglist oder Betrug”, und weil die Menschen immer danach getrachtet haben, das Echte zu kennen, so ist Ehrlichkeit von den Edlen und Wahren aller Zeiten geschätzt worden. Es ist jedoch die frohe Sendung der Christlichen Wissenschaft, der Welt einen neuen und höheren Maßstab von Ehrlichkeit zu geben; denn die Christliche Wissenschaft hat die herrliche Wahrheit über Gott und den Menschen geoffenbart — den Menschen, der zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffen, auf ewig frei ist von den betrügerischen Ansprüchen der Sünde und des Todes. Wie einleuchtend es doch wird, daß unsere Treue gegen den wahren Maßstab standhaft und zuverlässig sein muß, wenn sich unser Begriff vom Menschen als einem kranken, sündhaften Sterblichen in den des vollkommenen und ewigen Menschen ändern soll!
Ein Schüler der Christlichen Wissenschaft, der mit einer anscheinend sehr hartnäckigen Annahme eines körperlichen Leidens zu ringen hatte, erlangte dadurch seine Freiheit, daß er sich bemühte, jeden Tag wahrhaft ehrlich zu sein. Stunde für Stunde trat er jeder Einflüsterung des Irrtums im Lichte dieses neuen Begriffs vom Menschen entgegen. Hingebungsvoll und anhaltend bemühte er sich, jeden Anspruch des Stoffs auf Intelligenz und Kraft als betrügerisch zu erkennen. Wie groß war seine Freude, als sich Gesundheit bekundete und eine höhere Erkenntnis der Wahrheit erlangt und dadurch bewiesen war, daß gemäß der Erklärung der Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 453) „Ehrlichkeit geistige Kraft ist”.
Wenn wir freudig Freisein von Krankheit und Sünde für uns selber beweisen, müssen wir, wenn wir ehrlich sind, dieselbe Befreiung auch für unsern Bruder beanspruchen. Nur die Eigenschaften des Guten gehören zum Menschen, und da dies eine unbestreitbare Tatsache ist, so können wir vollständige Herrschaft über jede Annahme des Bösen haben. Durch Festhalten an dieser Tatsache können wir die Allgegenwart der göttlichen Liebe, unseres Vater-Mutter Gottes, der die unwandelbare Vollkommenheit aller Seiner Kinder kennt, verwirklichen. Das Verständnis dieser Wahrheit wird uns schließlich die vollbefriedigende Erkenntnis übermitteln, daß wir Gott lieben, weil Er „uns zuerst geliebt” hat.
In dem Abschnitt „Eine Richtschnur für Beweggründe und Handlungen” im Handbuch Der Mutter-Kirche von Mary Baker Eddy (S. 40) finden wir eine unschätzbare Hilfe, das Echte, das Wirkliche, das Ehrliche, das Wahre in unserem Leben zu erfahren, in der Stelle: „Die Mitglieder dieser Kirche sollen täglich wachen und beten, um von allem Übel erlöst zu werden, vom irrigen Prophezeien, Richten, Verurteilen, Ratgeben, Beeinflussen oder Beeinflußtwerden”. Vertieft man sich andächtig in diese göttlich eingegebene Ermahnung unserer geliebten Führerin, so erweist sie sich als wirksame Schutzwehr gegen jede Anstrengung des fleischlichen Gemüts, sich als Wirklichkeit und als eine von Gott getrennte Macht und Gegenwart zu behaupten. Wenn diese Richtschnur unser Denken durchdringt, werden wir den Menschen immer klarer als das Ebenbild Gottes, des Guten, erkennen und werden bei unseren Anstrengungen, den Irrtum von der Person zu trennen, immer erfolgreicher sein.
Gottes geistige Schöpfung ist vollkommen, und es gibt keine andere Schöpfung. Diese Wahrheiten müssen wir beharrlich und folgerichtig im Denken festhalten. Nur wenn wir von dem Pfade geistiger Ehrlichkeit nicht abweichen, können wir das uns als Kindern Gottes zukommende Erbe beanspruchen und auf diese Art uns befreien und andere Menschen von den Unwahrheiten eines sogenannten sterblichen Daseins befreien helfen.
Der Prophet Jesaja mußte diese Eigenschaft in dem Christus gewiß erblickt haben, als er schrieb: „Er wird nicht richten, nach dem seine Augen sehen, noch Urteil sprechen, nach dem seine Ohren hören”. Sollte heutzutage nicht jeder Christliche Wissenschafter in seinem Bestreben, die Allheit Gottes im täglichen Leben zu beweisen, die Ermahnung des Paulus an die Philipper beachten: „Weiter, liebe Brüder, was wahrhaftig ist, was ehrbar, ... dem denket nach!”?
