Eine irdische Erbschaft kann infolge der Unehrlichkeit oder der Unwissenheit derer, deren Sorge sie anvertraut ist, nie in den Besitz der Erben gelangen, für die sie bestimmt ist. Nach allgemeiner Annahme kann man Wesenszüge erben, die einen beflecken, oder eine Neigung zu Krankheit, die einen für ein ordentliches und nützliches Leben untauglich macht. Was für ein Gefühl der Freude und der Erleichterung bringt uns daher die Versicherung, daß es „ein unvergängliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbe” gibt! Und es ist tröstlich, im Buche Jeremias die Verheißung zu lesen: „Zu derselben Zeit wird man nicht mehr sagen: ‚Die Väter haben Herlinge gegessen, und der Kinder Zähne sind stumpf geworden‘”.
Gewöhnlich wird jedes erdenkliche Mittel zur Sicherung und Vermehrung einer irdischen Erbschaft angewandt, und es werden sorgfältig Mittel und Wege erwogen, sie aufs vorteilhafteste anzuwenden. Noch wichtiger ist es, unser himmlisches Erbe zu sichern, uns zu vergewissern, daß „die Diebe nicht nachgraben noch stehlen”. Selbstbedauern, Entmutigung, Gleichgültigkeit, Selbstherabsetzung möchten uns unseres Geburtsrechts berauben. Stellen wir unsere Fähigkeit und unsere gottverliehenen Gaben in den Dienst selbstsüchtiger Ziele und der Sinnenbefriedigung, so verschwenden wir unser Erbe. Die Aussicht auf eine irdische Erbschaft verleiht Vertrauen, befreit von Angst, gewährt einen weiteren Ausblick und eröffnet neue Aussichten auf Freude. Wie viel mehr sollte die Erkenntnis unserer gottgegebenen Erbschaft uns schlummernde Kräfte und unendliche Möglichkeiten des Guten entfalten!
Die Christliche Wissenschaft hilft uns diese Erkenntnis erlangen; denn sie lehrt in den Worten der Mrs. Eddy: „In der Wissenschaft ist der Mensch der Sprößling des Geistes. Das Schöne, das Gute und das Reine sind seine Ahnen” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 63). Paulus schreibt in seinem Briefe an die Römer: „Derselbe Geist gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi”. Welche Zuversicht, welche Freiheit, welche Freude bringt das Wissen, daß wir „nun Gottes Kinder” sind und als Kinder Erben des unbegrenzten Guten, Erben der Vollkommenheit und der Vollständigkeit! Man kann Erbe eines großen Reichtums sein und, weil man nichts davon weiß oder er einem nicht zugänglich ist, doch in Armut und Mangel leben. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns unser wahres Erbe verstehen, und durch sie wird es uns zugänglich. Und wir finden, daß wir es jetzt, schon heute, genießen können, anstatt eine künftige Zeit abwarten zu müssen.
Wir lesen oft, wie sorgfältig Kinder, die Erben eines großen Reichtums sind, oder Kinder königlicher Abstammung erzogen werden, wie sie ausgebildet und unterrichtet werden, damit sie, wenn sie ihr Erbe antreten, weise damit umzugehen uns es weise anzuwenden wissen. Wieviel wichtiger ist es aber, daß die uns Eltern und Lehrern anvertrauten Kinder, die Söhne und Töchter des himmlischen Königs, sorgfältig gelehrt werden, so daß ihnen das Verständnis ihres Erbes der Gesundheit, der Intelligenz, der Heiligkeit, der Freudigkeit, des Friedens, alles Guten, übermitteln wird, damit sie an rechtes Denken gewöhnt und darin geübt werden, so daß sie ihre großen Gelegenheiten zu dienen erkennen und die Fähigkeit und die Kraft haben werden, diese Gelegenheiten zu nützen!
Alle, die Kinder unterrichten, genießen das Vorrecht, diesen das Gute als anziehend und wünschenswert darzubieten. Die Christliche Wissenschaft erweist sich dabei als unschätzbare Hilfe; denn sie hilft uns Eltern und Lehrern unsere göttlichen Möglichkeiten erkennen und in unserem eigenen Leben mehr Gutes und mehr Harmonie zustande bringen. Wir können dann an die Kinder weitergeben, was wir im eigenen Leben erprobt haben; und das Beispiel ist ein noch tüchtigerer Lehrer als Vorschrift. Regelmäßiger Besuch der Kirche und der Sonntagsschule, planmäßiges Sichvertiefen in die Lektionspredigten im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, eine wachsende Freude an den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften — dies alles trägt dazu bei, unseren Kindern das Verständnis ihres wahren Erbes zu übermitteln. Es bedarf dazu des Gebets, der Geduld und der Ausdauer, und erwartungsvolles Verhalten ist hilfreich beim Arbeiten mit Kindern.
Eine irdische Erbschaft kann zu Streit und Entzweiung zwischen Brüdern führen; aber eine Kenntnis unseres himmlischen Erbes vereinigt alle in einer großen Brüderschaft; denn Gottes Reichtum ist unbegrenzt. In der Stelle, wo Petrus von dem „unvergänglichen und unbefleckten” Erbe spricht, erklärt er, daß es „behalten wird im Himmel”. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 535): „Wann wird der Mensch durch das offene Tor der Christlichen Wissenschaft in den Himmel der Seele eingehen, in das Erbe der Erstgeborenen unter den Menschen? Wahrheit ist in der Tat ‚der Weg‘”. Der Himmel ist kein Ort, sondern ein Gedankenzustand; und er wird durch rechtes Denken erlangt. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns recht denken; sie ist daher das offene Tor zum Himmel und zu unserem unvergänglichen Erbe.
