Auf Seite 120 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” gibt Mrs. Eddy eine für die Menschen höchst wichtige Erklärung. Sie schreibt: „Gesundheit ist nicht ein Zustand der Materie, sondern des Gemüts; auch können die materiellen Sinne kein zuverlässiges Zeugnis in bezug auf die Gesundheit abgeben”. Mit dieser Erklärung kehrt sie die übliche Denkweise um; denn der Augenschein der körperlichen Sinne, den die Menschen als zuverlässig anzunehmen pflegen, zeugt gewöhnlich dafür, daß Gesundheit vom Stoff, von der Beschaffenheit des sogenannten körperlichen Leibes und nicht vom Gemüt abhänge. Da aber das Gemüt Gott, die Ursache, der Schöpfer und Lenker alles wirklich Bestehenden ist, würde der Glaube, daß Gesundheit vom Stoff abhänge, Gott außer Betracht lassen.
Es ist höchst wichtig, daß die Menschen über Gesundheit richtig belehrt werden, spielt sie doch in den Angelegenheiten der Menschen eine so große Rolle. Wie wird in der Christlichen Wissenschaft Gesundheit betrachtet? In erster Linie lehrt die Christliche Wissenschaft, daß Gott das unendliche und vollkommene Gemüt ist, und daß sich das Gemüt in Ideen ausdrückt, aus denen die wirkliche und einzige Schöpfung besteht. Ferner erklärt sie, daß, da das Gemüt vollkommen ist, auch die Schöpfung des Gemüts vollkommen sein muß, und daß es in Wirklichkeit keine Umkehrung dieser Vollkommenheit geben kann. Man könnte ebensogut sagen, daß im Reiche des Wirklichen Unvollkommenheit unbekannt ist, das Böse unbekannt ist, Sünde und Krankheit unbekannt sind, mit andern Worten, daß Gesundheit unbedingt zum vollkommenen Sein oder Gemüt gehört. Wie wunderbar das Verständnis der Vollkommenheit Gottes, des göttlichen Gemüts, und der Schöpfung des Gemüts, des Menschen, die Frage der Gesundheit des Menschen klärt und sie aus dem Bereich des unzuverlässigen körperlichen Sinnenzeugnisses in das unveränderliche Reich des unumschränkten vollkommenen Gemüts erhebt!
Was tut nun der Schüler der Christlichen Wissenschaft, wenn er sich vor einen Krankheitsfall gestellt sieht? Da er weiß, daß es der falsche körperliche Sinn ist, der für Krankheit einzutreten scheint, leugnet er die Gültigkeit des Beweisgrundes. Für ihn besteht die Schöpfung des Gemüts — die einzige Schöpfung — in vollkommener Harmonie. Dieses wissenschaftliche Verständnis zerstört den irrigen Beweisgrund, und die Krankheit ist geheilt. Der Christliche Wissenschafter ist bestrebt, sich unbedingt auf die Wahrheit über das Gemüt und den Menschen zu verlassen, weil er nur dadurch die falschen Annahmen des sterblichen Gemüts zurückweisen und überwinden kann. In dem auf die oben angeführte Stelle unmittelbar folgenden Satze erklärt unsere Führerin: „Die Wissenschaft des Gemüts-Heilens zeigt, daß es nur dem Gemüt und nichts anderem möglich ist, den wirklichen Zustand des Menschen der Wahrheit gemäß zu bezeugen oder an den Tag zu legen”; und sie fährt fort: „Daher kehrt das göttliche Prinzip der Wissenschaft das Zeugnis der physischen Sinne um und enthüllt, daß der Mensch in der Wahrheit, welche die einzige Basis der Gesundheit ist, harmonisch besteht; und so leugnet die Wissenschaft alle Krankheit, heilt die Kranken, stößt den falschen Augenschein um und widerlegt die materialistische Logik”.
Da der Glaube, daß Stoff und Krankheit wirklich seien, so vorherrschend ist, braucht der Christliche Wissenschafter sich nie müßig zu fühlen. Übt er das Heilen nicht als Beruf aus, so kann er doch immer die geistige Wahrheit behaupten und sich vergegenwärtigen und die Wirklichkeit des Bösen einschließlich Sünde und Krankheit leugnen. Tausende und aber Tausende von Christlichen Wissenschaftern führen heute ein solch hingebungsvolles Leben. Was für ein Segen diese hingebungsvolle Arbeit für die Welt ist! Wie sie dazu beiträgt, das Böse aufzudecken, damit es zerstört werde, wie sie verbrecherische Neigungen im Zaum hält, das Beweisen des Guten immer mehr erleichtert und das Kommen des Tages beschleunigt, wo die Vaterschaft Gottes und die Menschenbrüderschaft allgemein anerkannt werden! Fraglos ändert die Christliche Wissenschaft, und wahrscheinlich in weit größerem Umfange, als im allgemeinen vermutet wird, den ganzen sittlichen und geistigen Ausblick der Menschen; und mit dieser Umwandlung findet eine ebenso große Änderung der Ansicht über die Gesundheitsfrage statt. Denn ein verbesserter sittlicher und geistiger Ausblick bedeutet, wie die Christliche Wissenschaft behauptet und beweist, bessere Gesundheit für die Menschheit.
„Siehe, des Herrn Hand ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen könne, und seine Ohren sind nicht hart geworden, daß er nicht höre”, schreibt Jesaja. Der Christliche Wissenschafter weiß, wie wahr dies ist. Und sein Glaube an die Kraft Gottes, zu hören und zu helfen, wird in dem Maße stärker, wie sein Verständnis der Allheit und der Vollkommenheit Gottes und der Unwirklichkeit des Stoffs oder des Bösen wächst. Welche Freude, die großen Wahrheiten des wirklichen Seins einigermaßen zu erkennen! Denn dann verschwinden die Schatten, und man steht im Sonnenlichte der himmlischen Liebe. Dort ist keine Nacht, noch Leid noch Geschrei. Die allgegenwärtige Harmonie hat die Trugvorstellungen des vermeintlichen sterblichen Gemüts verdrängt, und man hat einen Vorgeschmack von der Seligkeit des wirklichen und vollkommenen Lebens bekommen.
Gott, das Gemüt, ist vollkommen — durchaus harmonisch. Gottes Schöpfung, jeder einzelne Mensch eingeschlossen, ist ebenso vollkommen harmonisch. Es ist also Aufgabe der Menschen, durch das Verständnis, das ihnen die Christliche Wissenschaft übermittelt, des Menschen Harmonie zu beweisen und so zu bekunden, daß „Gesundheit nicht ein Zustand der Materie sondern des Gemüts ist”.
