Die Naturlehre von heute zerlegt den Stoff in Raum und positive und negative elektrische Ladungen, die sie Protonen und Elektronen nennt. „Wenn wir allen leeren Raum im menschlichen Körper beseitigten und die Protonen und Elektronen des Körpers zu einer Masse zusammenzögen, würde der Mensch auf ein mit dem Vergrößerungsglase gerade noch erkennbares Fleckchen zusammenschrumpfen”, erklärt der berühmte Professor der Naturlehre A.S. Eddington auf Seite 1 und 2 seines im Jahre 1928 erschienenen Buchs „Die Natur und die Stoffwelt”.
Diese überraschende Erklärung berührt nach der christlich-wissenschaftlichen Anschauung den Menschen überhaupt nicht: der Stoff ist kein Bestandteil des Menschen. Ein solches Zerlegen des sogenannten menschlichen Körpers hilft indessen beweisen, daß Stofflichkeit nur eine weltliche Annahme oder nichtgeistiges Denken ist. Ferner trägt ein solches Zerlegen auch dazu bei, das trügerische Wesen dessen zu zeigen, was körperliche Krankheit zu sein scheint. Selbst unter der Voraussetzung, daß der Stoff etwas sei, ist jeder körperliche Zustand größtenteils Raum. Wenn also der Stoff als nichts angesehen werden kann, wird Gesundheit naturnotwendig als ein dem Gemüt innewohnender Zustand erkannt.
Professor Eddington berichtet im wesentlichen auch, daß die Naturlehre die ganze Stoffwelt auf Schatten und Sinnbilder zurückgeführt habe (Einleitung, S. xiv, xv). Dann fährt er fort: „Es ist schwer, sich daran zu gewöhnen, die Stoffwelt als rein sinnbildlich zu behandeln. Wir fallen immer wieder zurück und vermischen mit den Sinnbildern ihnen widersprechende Vorstellungen, die der Welt des Bewußtseins entnommen sind. Durch lange Erfahrung unbelehrt strecken wir die Hand aus, um den Schatten zu greifen, anstatt sein schattenhaftes Wesen zu erkennen”.
Diese Erklärung veranschaulicht etwas, was sowohl Naturwissenschaftern als auch Christlichen Wissenschaftern Schwierigkeit bereitet. Auch wir fallen, „durch lange Erfahrung unbelehrt”, in unbewachten Augenblicken leicht vom neuen in den alten Begriff von Wesenheit zurück. Wie können wir diese Neigung, zurückzufallen, vollständig überwinden? Erstens können wir uns die Wahrheit des Seins beständig selber beweisen. Dadurch können wir über kurz oder lang die auf Beweis gegründete Erfahrung erwerben, wodurch wir das erlangen, was Paulus „allen Reichtum des gewissen Verständnisses” nennt.
Zweitens können wir nach und nach das Verständnis entwickeln, daß Wesenheit nicht nur geistig, sondern auch tätig ist; sie ist tätiges Sein. Der weltliche Sinn von Wesenheit wird durch etwas, was dicht, schwer und bewegungslos ist, verbildlicht. Um daher den geistigen Begriff von Wesenheit zu erlangen, müssen wir die weltliche Annahme aufgeben und zwar vollständig. Das Funkspruchwesen gibt uns eher eine Vorstellung von Wesenheit als Granit. Aber richtig verstanden ist eine geistige Idee in Tätigkeit — ein wahrer Gedanke, der seine Arbeit tut — ein Beispiel von Wesenheit. Eine der von Mary Baker Eddy dargelegten Tatsachen des Seins ist, daß „das unsterbliche Gemüt immer tätig ist” (s. Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 387).
Drittens können wir das Verständnis, daß der wirkliche Mensch, das wirkliche Selbst, die reine Widerspiegelung des Geistes ist, keineswegs aber dem sogenannten menschlichen Wesen ähnlich ist, entwickeln und vervollkommnen. Wir können insbesondere unser Denken vor der bestimmten oder verschwommenen Vorstellung schützen, daß der wirkliche Mensch ein dem sogenannten menschlichen Körper ähnliches Gebilde sei. Dies ist ein gefährlicher Irrtum, zum Teil deshalb, weil er oft nicht als solcher erkannt wird. Die Wichtigkeit dieser Behauptung geht aus folgender Stelle in „Miscellaneous Writings” von Mrs. Eddy (S. 103) hervor: „Jede vom Menschlichen, sei es vom Gemüt oder vom Körper, abgeleitete Folgerung auf das Göttliche verhüllt die tatsächliche Kraft, Gegenwart und Eigenart Gottes”.
Daher bedingt der wahre Begriff vom Menschen und vom Selbst den wahren Begriff von Wesenheit, den die Christlichen Wissenschafter nicht durch die Naturlehre sondern durch die göttliche Metaphysik gewinnen. Nichtsdestoweniger erkennen wir in den oben erwähnten Errungenschaften mit Freuden Schritte zum vollständigen Verschwinden des weltlichen Glaubens. Ein solcher Wandel im menschlichen Denken kann dazu beitragen, daß wir vertrauensvoll die Erfüllung dessen erwarten, was der Offenbarer weissagte und erschaute (Offenb. 10,7–11; 11,15): „Es sind die Reiche der Welt unsers Herrn und seines Christus geworden”.
