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Das Selbst mit dem Geist des Evangeliums erfüllen

Aus der Oktober 1931-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft zieht eine klare Scheidelinie zwischen selbstloser Liebe als der Widerspiegelung der göttlichen Liebe, die an heilender Kraft reich ist, und rein menschlicher Selbstlosigkeit, die allen Menschen, von denen manche ungebührlich anspruchsvoll sein können, zur Verfügung steht. Diese zeitund gedankenraubende sogenannte Freundlichkeit wird leicht mißbraucht und kann sowohl den Selbstlosen als auch diejenigen, an die sie irrtümlich verschwendet wird, berauben. Der Christliche Wissenschafter darf sich daher mit Recht vor einer rein menschlichen, nicht vom göttlichen Prinzip geleiteten Selbstlosigkeit in acht nehmen. Es ist auffallend, daß gewöhnlich der auf menschliche Art Freundliche mit Schmeichelei und persönlicher Dankbarkeit überschüttet wird. Wird dies nicht aufgedeckt, so kann es einen in selbstzufriedenen Stillstand einlullen; denn das nachgeahmte Gute kann leicht das geistige Wachstum und sogar auch das Verlangen danach ersticken.

Der Christliche Wissenschafter sollte immer die anregende Erklärung vor Augen haben, daß „ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre”; denn es ist klar, daß tausend vergeudete Jahre nicht so viel geistiges Wachstum aufzuweisen hätten wie ein nützlich zugebrachter Tag. Was uns allen not tut, ist jenes tägliche Abnehmen an Materialität, wodurch wir ein Gefäß werden „dem Hausherrn bräuchlich”.

Mrs. Eddy schreibt auf Seite 254 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Das menschliche Selbst muß mit dem Geist des Evangeliums erfüllt werden. Gott fordert von uns, daß wir heute diese Aufgabe mit Liebe auf uns nehmen, das Materielle so schnell wie tunlich aufgeben und das Geistige ausarbeiten, das für das Äußere und Tatsächliche bestimmend ist”. Heute und jeden Tag sollte der Schüler der Christlichen Wissenschaft Gott bewußt näher kommen und mehr Gottähnlichkeit beweisen. Geistiges Wachstum kann nicht erlangt werden, wenn es rein menschlichem Dienen untergeordnet wird. Ein großes Bedürfnis ist regelmäßiges Eindringen in die Bibel, in die Schriften unserer Führerin und in die genehmigten christlich-wissenschaftlichen Schriften. Ist das Verlangen nach diesem Eindringen erweckt, so wird sich immer Zeit dafür finden, ohne daß notwendige Pflichten vernachlässigt werden.

Ein allmähliches Sicherheben über materielle Maßstäbe des Denkens und Handelns läßt sich nur auf eine Art erreichen: dadurch, daß wir das Wesen Gottes und das des Menschen in Seinem Gleichnis besser verstehen. Dieses tägliche Wachsen ist nur durch „absolute Hingabe der Gedanken, der Energie und des Verlangens” möglich (in dems. Buche, S. 3). Wieviel Zeit und Tatkraft doch die Menschen im allgemeinen dem Verfolgen zeitlicher Ziele widmen! Vergeistigung des Denkens wird jedoch durch sorgfältiges Einteilen unserer Zeit gefördert. Mit diesem Ziel vor Augen setzt der ernste Schüler der Christlichen Wissenschaft seine Pflicht gegen Gott und gegen sein eigenes wahres Selbst an erste Stelle; und er findet, daß er dadurch sowohl für sich selber als auch für alle, mit denen er verkehrt, unsterbliche Früchte sammelt. Ist man aber nicht sorgfältig darauf bedacht, daß das menschliche Selbst beständig mit dem Geist des Evangeliums erfüllt werde, so vergeht leicht ein Tag nach dem andern, wo man nur seine übrige Zeit und sein übriges Denken geistiger Entfaltung widmet. Kurzum, die vielbeschäftigte Hausfrau, die Mutter, der Geschäftsmann und alle, die Schüler der Christlichen Wissenschaft sind, sollten wachen, daß sie ihre für Studium und Beten bestimmte Zeit nicht unbewußt mit etwas anderem ausfüllen. Es ist viel leichter, wie Martha auf menschliche Art zu dienen als sich über sein sterbliches Selbst zu erheben, was die Christliche Wissenschaft von uns fordert. Manche Menschen sind mit dem Gold menschlichen Charakters zufrieden, das zwar köstlich aber nicht das Endziel ist.

Es ist recht und natürlich, daß jeder das Verlangen hat, die ihm obliegenden menschlichen Pflichten zu übernehmen und sie in vollkommener Ordnung, Einmütigkeit und Annehmlichkeit auszuführen; aber der göttlich geordnete Tag sollte für den Schüler der Christlichen Wissenschaft einen gewissen Teil stillen geistigen Einsseins mit Gott und planmäßigen Studierens enthalten. Wer sich Gott nähert und sein Alltagsleben seinem höchsten Verständnis des durch die Christliche Wissenschaft geoffenbarten göttlichen Prinzips gemäß ordnet, ist der beste Freund, Verwandte, Arbeiter und Nachbar.

Was können wir in dieser Hinsicht von Jesus lernen? Wenn man sich mit den Erzählungen in den Evangelien befaßt, findet man, daß er, obgleich er unter dem Volk umherging und den Menschen uneingeschränkt diente, doch viel Zeit im Einssein mit dem Vater zubrachte. „Jesus betete; er zog sich von den materiellen Sinnen zurück, um sein Herz an lichteren, an geistigen Ausblicken zu erquicken” (in dems. Buche, S. 32). Der Durchschnitts-Christliche Wissenschafter ist nun noch nicht soweit, daß er ohne angemessene Ruhe auskommen kann; daher muß er seine Zeit so einteilen, daß eine bestimmte Zeit für das Studium inbegriffen ist, damit die mancherlei geringeren Pflichten ihn nicht der heiligen, erfrischenden und äußerst notwendigen Pausen der Stille und andächtigen Denkens berauben können,— der Pausen, die ihn befähigen, den ganzen geschäftigen Tag hindurch Gottes wahrer Zeuge zu sein.

Dieses Erfüllen des menschlichen Selbst mit dem Geiste des Evangeliums bringt in unser tägliches Leben eine Kraft und eine Freude, die wahrlich ein Vorgeschmack des Himmels sind. Und sollte jemand befürchten, daß er seine menschlichen Pflichten vernachlässige, wenn er sich zu regelmäßiger Andacht Zeit nimmt, so möge er eingedenk sein, daß derjenige, der Gott dient, der treueste Diener der Menschen ist.

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