Die Christliche Wissenschaft zieht eine klare Scheidelinie zwischen selbstloser Liebe als der Widerspiegelung der göttlichen Liebe, die an heilender Kraft reich ist, und rein menschlicher Selbstlosigkeit, die allen Menschen, von denen manche ungebührlich anspruchsvoll sein können, zur Verfügung steht. Diese zeitund gedankenraubende sogenannte Freundlichkeit wird leicht mißbraucht und kann sowohl den Selbstlosen als auch diejenigen, an die sie irrtümlich verschwendet wird, berauben. Der Christliche Wissenschafter darf sich daher mit Recht vor einer rein menschlichen, nicht vom göttlichen Prinzip geleiteten Selbstlosigkeit in acht nehmen. Es ist auffallend, daß gewöhnlich der auf menschliche Art Freundliche mit Schmeichelei und persönlicher Dankbarkeit überschüttet wird. Wird dies nicht aufgedeckt, so kann es einen in selbstzufriedenen Stillstand einlullen; denn das nachgeahmte Gute kann leicht das geistige Wachstum und sogar auch das Verlangen danach ersticken.
Der Christliche Wissenschafter sollte immer die anregende Erklärung vor Augen haben, daß „ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre”; denn es ist klar, daß tausend vergeudete Jahre nicht so viel geistiges Wachstum aufzuweisen hätten wie ein nützlich zugebrachter Tag. Was uns allen not tut, ist jenes tägliche Abnehmen an Materialität, wodurch wir ein Gefäß werden „dem Hausherrn bräuchlich”.
Mrs. Eddy schreibt auf Seite 254 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Das menschliche Selbst muß mit dem Geist des Evangeliums erfüllt werden. Gott fordert von uns, daß wir heute diese Aufgabe mit Liebe auf uns nehmen, das Materielle so schnell wie tunlich aufgeben und das Geistige ausarbeiten, das für das Äußere und Tatsächliche bestimmend ist”. Heute und jeden Tag sollte der Schüler der Christlichen Wissenschaft Gott bewußt näher kommen und mehr Gottähnlichkeit beweisen. Geistiges Wachstum kann nicht erlangt werden, wenn es rein menschlichem Dienen untergeordnet wird. Ein großes Bedürfnis ist regelmäßiges Eindringen in die Bibel, in die Schriften unserer Führerin und in die genehmigten christlich-wissenschaftlichen Schriften. Ist das Verlangen nach diesem Eindringen erweckt, so wird sich immer Zeit dafür finden, ohne daß notwendige Pflichten vernachlässigt werden.
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