Wenn wir den erstaunlichen Reichtum der Liebe Gottes, die Segnungen, die Seine Allheit in sich schließt, und das unbegrenzte Gute, womit Er Seine Kinder beständig überschüttet, erkennen lernen, füllt sich unser Herz mit einem Gefühl tiefer Dankbarkeit, und wir sehnen uns immer mehr danach, alles, was zu Seinem Ebenbilde, dem Menschen, gehört, anzunehmen und zu bekunden. Alles Gute gehört durch Widerspiegelung dem geistigen Menschen. So hat Gott für alles, was zur Freude, Gesundheit und Einmütigkeit der Menschen beiträgt, gesorgt; und in Gottes Augen ist Sein Ebenbild auf ewig vollkommen, wie Er selber vollkommen ist. Was uns not tut, ist ein klareres Erkennen dieser Wahrheit. Freudiges, vertrauensvolles Erwarten des Guten und unwillkürliches Anerkennen der herrlichen Tatsachen des Seins wird uns helfen, uns der Liebe Gottes immer bewußter zu werden und infolgedessen des Menschens wahres Sein immer mehr zum Ausdruck zu bringen. Dieses hohe Ziel, das an sich den wahren Weg des Lebens weist, weil es das eine und einzige Gemüt ausdrückt, erreicht man durch Hingebung.
„Hingebung” wird u.a. „als die Handlung einer Person, die sich dem Dienste und der Anbetung Gottes widmet und weiht”, erklärt. Laßt uns zuerst überlegen, was Gott dienen und Ihn anbeten heißt, und dann sehen, wie wir uns Seinem Dienste widmen oder weihen können! Um Gott zu dienen und Ihn anzubeten, muß man Ihn zuerst als das einzige Gemüt, als die einzige Ursache und den einzigen Schöpfer, als das Leben, die Wahrheit und die Liebe anerkennen. Fast jedermann tut dies gern und bereitwillig; aber die Anerkennung muß so echt sein, daß sie jeden Glauben an irgend eine andere Macht — alle Furcht, Besorgnis, Beängstigung und allen Zweifel, alles Mißtrauen gegen unsere Fähigkeit, recht zu tun — ausschließt; denn diese Annahmen sind Verneinungen der Allheit Gottes.
Das Verneinen der Wahrheit, die Befürchtungen und die Zweifel des sogenannten sterblichen Gemüts haben die Schöpfung Gottes nie gehindert und werden sie nie hindern, genau so zu sein, wie Gott sie schuf. Was die Furcht uns vormalt, das ganze Leid und Leiden, das wir für wahrscheinlich oder unvermeidlich oder gegenwärtig halten, ist ein Unwirklichkeitstraum, der in Wirklichkeit nie Gestalt annehmen kann, weil er keine Offenbarwerdung des göttlichen Prinzips, der Liebe, ist. Alles wirklich Bestehende bringt Gott zum Ausdruck und ist immer gut. In Gottes Augen sind Seine Ideen von dem, was die Furcht einflüstern mag, immerdar unberührt.
Gott anerkennen hat daher das Zurückweisen alles Glaubens an eine böse Macht zur Folge, nicht nur an das, was wir große und entscheidende Dinge nennen, sondern auch an die Kleinigkeiten des täglichen Lebens. Nur dadurch, daß wir allezeit wachsam sind und falsche Annahmen des Bösen, sobald und so oft wir sie entdecken, berichtigen und zurückweisen, können wir das errettende und heilende Bewußtsein der Allheit Gottes erlangen.
Gott anerkennen heißt auch, sich auf Ihn verlassen, Ihm so vollkommen und vollständig vertrauen lernen, daß wir dem Bösen und der Materie nicht mehr vertrauen. Mit andern Worten, es heißt, daß unser Vertrauen zum Wahren uns hindert, irgend welches Vertrauen zu einem Glauben an sein Gegenteil, das Unwahre, zu haben. Sich auf das in Wirklichkeit nie vorkommende Unwahre verlassen und ihm vertrauen, kann nur zu Enttäuschung führen. Dennoch veranlaßt das sogenannte sterbliche Gemüt die Menschen, es zu tun. Es geht sogar soweit, daß es manchmal vorgibt, die Zustände seien so bedenklich oder so gefährlich, daß es töricht wäre, der Wahrheit weiter zu vertrauen! Trotzdem sollte es jedem denkenden Menschen klar sein, daß es umso notwendiger ist, sich vollständig auf das zu verlassen, was nicht nur immer erretten kann, sondern was auch tatsächlich immer errettet, je bedenklicher der Zustand zu sein scheint; denn die Allheit Gottes, des Guten, hindert den Irrtum immer, wahr zu sein. Laßt uns daher beten, daß wir uns dieser herrlichen Wahrheit des wirklichen Seins immer bewußt sind!
Wir können Gott nicht anbeten und Ihm dienen, wenn wir das erste Gebot nicht halten sondern andere Götter haben — an eine andere Macht als an die eine unendliche Allmacht glauben. Die bloße Behauptung, daß wir nur einen Gott haben, genügt nicht; wir müssen diese Erklärung leben und unsern Glauben durch unsere Liebe und unsern Gehorsam beweisen.
Unsere geliebte Führerin Mrs. Eddy schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 117): „Gehorsam ist der Sprößling der Liebe”. Und einige Zeilen weiter unten erklärt sie, daß wir „in dem Maße, wie wir lieben, weise arbeiten”. Gott lieben heißt das Gute lieben, und Gutes zum Ausdruck bringen heißt Freude bereiten. Liebe zu Gott, dem Guten, verleiht ein wunderbares Gefühl der Führung und des Schutzes, weil uns die Liebe zum Guten der unendlichen Möglichkeiten des Guten und der liebreichen, wachsamen Fürsorge Gottes bewußter werden läßt. Liebe zu Gott, dem Guten, hindert uns, das Böse zu lieben, und läßt uns behutsam, wachsam die bösen Einflüsterungen des sogenannten sterblichen Gemüts aufdecken und zurückweisen. Liebe zu Gott drückt sich unwillkürlich durch hingebungsvolles Betätigen des Guten, Wirklichen und Bleibenden aus.
Diese Liebe zu Gott, dem Guten, ist nicht schwer zu erlangen. Sie ist eine Gabe Gottes für alle Seine Kinder. Sie ist daher immer bei uns, wird göttlich erhalten und ist der Leitstern unseres Lebens. Laßt uns nicht sagen oder denken, daß wir nur wenig Liebe zu Gott haben; laßt uns auch nicht bekümmert sein oder uns selber verdammen, weil wir sie scheinbar nicht haben, sondern laßt uns den Glauben an Lieblosigkeit als falsche Einflüsterung zurückweisen! Liebe zu Gott, dem Guten, wohnt dem wahren Bewußtsein inne. Gott gibt uns alles, was wir brauchen, um glücklich, harmonisch und gesund zu sein. Wenn wir dies erkennen, kommen die Herrlichkeiten des ewigen Seins immer mehr zum Vorschein.
Laßt uns keine Bedenken hegen, alles, was gut ist, alles, was Gott widerspiegelt, für uns zu beanspruchen! Laßt uns die geistige Wahrheit ergreifen! Dies ist uns jedoch nur dann möglich, wenn wir sie anerkennen, wenn wir in Gedanken von dem Standpunkte der Vollkommenheit des Menschen als des Ausdrucks Gottes, des vollkommenen Gemüts, ausgehen. Wenn wir wirklich das Verlangen haben, uns der Anbetung und dem Dienste Gottes zu weihen, dürfen wir nicht vergessen, daß wir Gott nie etwas Unvollkommenes weihen können; denn Er kennt die Unvollkommenheit nicht. Nur Vollkommenes kann in Seiner Gegenwart bestehen; nur Gottähnliches, Wahres kann sich Gott nähern. In der Bibel lesen wir, daß die Israeliten geheißen wurden, Gott ein Lamm, „daran kein Fehl ist”, zu opfern; denn nur etwas Fehlerloses kann Gott geweiht werden. Denken wir von uns als sündhaft, krank und unglücklich, so schließen wir uns von der Gemeinschaft mit Gott aus. Die Wahrheit fordert, daß wir täglich unser wirkliches, geistiges Selbst besser erkennen lernen, damit das Gute, das Gott uns gibt, immer mehr offenbar werde.
Wir können nie mehr tun als Gott widerspiegeln. Dies tun, heißt das höchste, heiligste und glücklichste Leben führen; denn es ist der Weg zur Gesundheit, zur Heiligkeit und zum ewigen Leben. Gott hat diese Segnungen dem Menschen in Fülle und Vollkommenheit verliehen; unsere Aufgabe ist es, uns dessen bewußt zu bleiben. Aber dies erfordert Arbeit des Denkens: wir müssen unser Bewußtsein so rein und so klar halten lernen, daß wir an nichts Unwahres über uns oder andere glauben oder es äußern.
Wir sollten uns oft am Tage fragen: Zeugen wir für das Gute oder für das Böse? Setzen wir unser Vertrauen nur auf Gott, das Gute? Wenn wir auch nur den geringsten Glauben an das Böse entdecken, laßt uns ihn sofort verneinen und als unwirklich austreiben! Dies kann nicht gründlich genug geschehen. Gedankenarbeit macht das Böse nicht machtlos, weil das Böse nie wirkliche Macht oder wirkliches Dasein hatte und nie haben wird; sondern Gedankenarbeit hilft uns dieser Tatsache bewußt und gegen die falschen Einflüsterungen des Bösen wachsam bleiben. Richtige Gedankenarbeit und das Erklären der Wahrheit hält das Denken Gott geweiht; denn Gedankenarbeit tun, heißt klarere Ansichten über Gott, die Wahrheit, bekommen und alles, was die Wahrheit als unwirklich enthüllt, verneinen.
Wenn unser ganzes Denken der Anbetung Gottes geweiht ist, wenn wir Ihn allezeit anerkennen, Ihm dienen und Ihn preisen, werden wir uns Seiner Gegenwart und Seiner Güte und Liebe bewußt und werden in der lebendigen Wirklichkeit Seiner Allheit weilen. Dann werden wir wahrnehmen, wie liebevoll Gott über Seine Widerspiegelung wacht und Seine von sterblichen Annahmen unberührten vollkommenen Ideen erhält. Heiligkeit, Einmütigkeit, Gesundheit werden als Eigenschaften des göttlichen Gemüts durch den Menschen widergespiegelt und sind in Gottes Obhut immer vollkommen und geborgen.
Laßt uns immer den Mut haben, die Wahrheit des Seins zu behaupten, auch wenn das sogenannte sterbliche Gemüt etwas ganz anderes behauptet! Nur dadurch, daß wir wissen, daß Gottes Idee, der Mensch, jetzt vollkommen ist, und daß jede Tätigkeit des Menschen harmonisch ist, weil sie von dem göttlichen Gemüt regiert wird, können wir wahres Heilen verwirklichen. In Wirklichkeit gibt es keine Materie, die krank, entzündet, verletzt oder geschwächt sein könnte. „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung; denn Gott ist Alles-in-allem”, erklärt Mrs. Eddy auf Seite 468 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”.
Kämpft man mit einer Krankheit, so sollte man sich darüber klar sein, daß es eine Scheinwirkung des sterblichen Gemüts ist, und daß man nur die falsche Einflüsterung zurückzuweisen braucht, indem man die Wahrheit des geistigen Seins annimmt. Es mag manchmal einen Kampf kosten, die Wahrheit zu verwirklichen; um aber geheilt zu werden, muß man sie verwirklichen. Nur das sterbliche Gemüt widersetzt sich der Wahrheit. Wir müssen immer vom Standpunkte des vollkommenen Gottes und des vollkommenen Menschen aus arbeiten. Der wirkliche Mensch braucht nicht gesund gemacht zu werden, weil er schon vollkommen ist. Und dieses Verständnis behaupten, heißt sich der geistigen Wahrheit weihen.
Gott in allen unseren Gedanken anerkennen, uns Seinem Dienste weihen, arbeiten, daß wir Sein Reich aufgerichtet sehen und daß Sein „Wille geschehe auf Erden wie im Himmel”, heißt göttliche Führung beweisen. Wenn wir das Verlangen haben, Gott zu ehren und Seine Allheit anzuerkennen, sind wir geborgen, und wir werden befähigt, zu wissen, was wir den ganzen Weg entlang zu tun und wie wir recht zu denken haben. Hingabe an Gott hilft uns den rechten Weg wählen und uns an die Regierung des göttlichen Prinzips halten.
Das dem Dienste Gottes geweihte Bewußtsein lernt Gott, nicht dem Selbst, dienen; es kennt den unaussprechlichen Frieden, der die Folge der Überzeugung ist, daß man recht handelt und Gott für Seine Kinder für verantwortlich hält. Es beseitigt Sorge und Unruhe, und so finden wir, daß ein hingebungsvolles Leben ein freies und glückliches Leben ist, ein Leben, das unendliche Hilfsmittel und Möglichkeiten widerspiegelt, weil es dem allmächtigen, immergegenwärtigen Guten geweiht ist und von ihm erhalten wird.
Hingebung an Gott ist auch vollkommener Schutz, wie uns unsere Führerin in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 (S. 1) versichert: „Seid überzeugt, daß Gottes ausgestreckter Arm euch nie fehlen wird, solange ihr in Seinem Dienste steht!” Wenn wir unser Leben Gott weihen, führen und leiten uns Seine Engel, geistige Gedanken. Wir brauchen nicht zu fürchten, daß es uns an irgend etwas Gutem mangeln werde, wenn wir alle unsere Neigungen auf Gott richten. Wir brauchen keine Bedenken zu hegen, unsere materiellen Anstrengungen aufzugeben, um unseres Schutzes sicher zu sein. Wenn wir annehmen, was Gehorsam gegen Gott uns bringt, werden wir bleibende Freude und Geborgenheit finden.
Das Böse hat über den, der sein Leben Gott weiht, keine Gewalt, weil Hingebung jenes Verständnis und jene Überzeugung der Wahrheit verleiht, die Jesus in vollem Maße hatte. Es heißt von ihm in der Bibel, daß er „die Teufel nicht reden ließ”, d.h. daß er keine bösen Einflüsterungen zu Wort kommen ließ. Wenn wir in seinen Fußtapfen wandeln wollen, dürfen auch wir die Teufel nicht mehr zu Wort kommen lassen; und wir bringen sie durch Anerkennung und Anbetung Gottes, durch Hingebung, zum Schweigen.
