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Die Versuchung überwunden

Aus der Oktober 1931-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In unserem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” betont Mary Baker Eddy immer wieder die Notwendigkeit, dem Beispiel Christi Jesu sowohl im geistigen Wachstum als auch in der Erfahrung zu folgen. Indem sie zeigt, wie vollständig dieses Bemühen sein muß, schreibt sie auf Seite 26: „Jesus erspart uns nicht eine einzige individuelle Erfahrung, wenn wir seinen Geboten getreulich folgen”.

Einen großen Teil der individuellen Erfahrungen Jesu bildeten Fälle, in denen er dem mesmerischen Einfluß sterblicher Annahmen — den in jeder Art und Weise auftretenden Übeln — entgegentrat und sie überwand. Nach Matthäus nahmen diese Erfahrungen, nachdem ihm seine Gottessohnschaft bestätigt worden war, mit seiner Versuchung in der Wüste ihren Anfang. Im 3. Kapitel des Evangeliums Matthäi lesen wir: „Und da Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser; und siehe, da tat sich der Himmel auf über ihm. ... Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe”.

Wenn das Entfalten des scheinbaren Geheimnisses Gottes, des Guten, das geläuterte und emporgehobene Denken des Schülers der Christlichen Wissenschaft berührt, empfängt er die Botschaft der göttlichen Offenbarung vom Wesen des Menschen: „Dies ist mein lieber Sohn”. Dies ist eine individuelle Erfahrung: die Offenbarung der Gottessohnschaft des wirklichen Menschen, seines Einsseins mit Gott. Sie kommt nicht durch die Materie oder die materiellen Sinne und kann nicht durch sie kommen, sondern wird im Bewußtsein des einzelnen geistig erkannt.

Es steht geschrieben, daß Jesus unmittelbar nach der göttlichen Anerkennung „in die Wüste geführt wurde, auf daß er von dem Teufel versucht würde”. In der Wüstenerfahrung fastete Jesus vierzig Tage und vierzig Nächte. Dürfte dies nicht so ausgelegt werden, daß er den Vorstellungen des Bösen widerstand und jedem an ihn herantretenden materiellen oder körperlichen Anspruch dadurch entgegentrat, daß er die sterbliche Annahme vollständig und wirksam leugnete? Aber selbst nach diesem Siege machte sich der Versucher immer noch durch drei Einflüsterungen vernehmbar: „Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden”; „Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab [von der Zinne des Tempels]”; und: „Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest”.

Einem Schüler der Christlichen Wissenschaft schienen diese drei Einflüsterungen drei verschiedene Versuchungen zu bedeuten: die erste suchte Jesus einzureden, mit seiner göttlichen Erkenntnis und Kraft anscheinend normale körperliche Bedürfnisse zu befriedigen; die zweite, mit seiner Erkenntnis und Kraft öffentlich zu prunken; die dritte, mit seiner Erkenntnis und Kraft sich zeitliche Macht und zeitlichen Besitz zu verschaffen. Haben Schüler der Christlichen Wissenschaft, die sich aufrichtig bemühen, Jesus nachzufolgen, nicht oft, sei es für sich oder für andere, denselben Einflüsterungen entgegenzutreten?

Kann man aus diesen Worten nicht außerdem eine in der Redewendung „bist du” versteckte, noch viel listigere Einflüsterung herauslesen? Mit andern Worten: War die Versuchung nicht etwas mehr als die offenkundige Einflüsterung, seine göttliche Kraft zu selbstischen Zwecken anzuwenden? War damit nicht im Grunde beabsichtigt, ihm Zweifel an seiner Gottessohnschaft einzuflößen, die Offenbarung seiner wahren Beziehung zu Gott in Frage zu stellen? „Bist du Gottes Sohn”!

Findet der Schüler der Christlichen Wissenschaft nicht, daß diese Versuchung in mancherlei Formen oft wiederkehrt? Durch die in der Bibel und in unserem Lehrbuche gelehrte Wahrheit erlangen wir, zuerst in der Theorie und dann in zunehmendem Maße in der Praxis, einiges Verständnis der erhabenen Wirklichkeiten des Seins — der Allheit Gottes, des Einsseins des Menschen mit dem göttlichen Vater-Mutter — und erkennen die daraus folgende Nichtsheit des Bösen. Aber die unserem Bewußtsein allmählich sich entfaltende Offenbarung der Wahrheit entfernt nicht in einem Augenblick alle Erscheinungsformen und Annahmen des sogenannten sterblichen Gemüts, die uns bisher in der Gewalt hatten, aus unserer Erfahrung. Daher hören wir wohl immer noch die Einflüsterung des Zweifels an der Gottessohnschaft des Menschen.

Es ist beachtenswert, daß sich Jesus in keine Auseinandersetzung mit dem Versucher einließ, sondern jede neue Form böser Einflüsterung sofort zurückwies. Von seinem göttlichen Recht — dem Recht seiner Erkenntnis des wahren Seins — Gebrauch machend, weigerte er sich, sich vom Bösen bestricken zu lassen, indem er ihm gebot: „Hebe dich weg von mir!” Die Versuchung verstummte dann, „und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm”, d.h. es erwies sich, daß alle seine Bedürfnisse in geistiger Weise vollständig befriedigt waren. So wies er schließlich jede Einflüsterung zurück, daß es außer Gott etwas gebe, worauf er sehen, worauf er sich verlassen oder woran er glauben soll.

In der Christlichen Wissenschaft lernen wir böse Einflüsterungen durch das Verständnis der Wahrheit zurückzuweisen. Ein unverzügliches Ablehnen des Irrtums, ein bestimmtes Aufgeben des materiellen Denkens ist beim Zerstören der an uns herantretenden falschen Ansprüche unbedingt notwendig. Als die Söhne Gottes haben wir das Recht und die Macht, böse Annahmen als unwirklich abzulehnen. Und in dem Maße, wie wir des Menschen geistiges Einssein mit Gott tatsächlich erkennen, sind wir imstande, diese Ablehnung wirkungsvoll zu machen.

Wir bedürfen keiner materiellen Kundwerdung, um die ewige Tatsache der Gottessohnschaft des Menschen zu beweisen. Tritt, wie es zuweilen vorkommt, Widerwärtigkeit in Form von Krankheit, Mangel oder Furcht an uns heran, so hat es vielleicht den Anschein, daß unser Erkennen der Wahrheit der Allheit Gottes und der daraus folgenden Nichtsheit des Bösen beim Zerstören des Irrtumsanspruchs etwas Materielles tue. Tatsache ist jedoch, daß geistiges Erkennen das Dienen von „Engeln” ist, die Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 581) u.a. als „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen”, erklärt. Diese Engel — geistige Gedanken — beweisen die Nichtsheit des Bösen oder der Sünde, der Krankheit, des Mangels, der Furcht und des Todes und enthüllen die Gegenwart der Harmonie, des Himmels.

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