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Das richtige Gleichgewicht

Aus der Oktober 1934-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als gleichmütiger Mensch wird gewöhnlich jemand angesehen, der bei der Erledigung seiner menschlichen Angelegenheiten gesundes Urteil walten läßt,— jemand, der nicht von einem Extrem ins andere fällt; jemand, der sich beim Bestimmen eines Vorgehens nicht überstürzt, um sich später vielleicht genötigt zu sehen, auf dem eingeschlagenen Wege zurückzugehen; jemand, der seine Schritte nicht so lange aufschiebt, daß sie, wenn sie unternommen werden, die Wirkung verlieren; jemand, der im Umgang mit anderen eine hohe Auffassung von Redlichkeit zum Ausdruck bringt.

Stellt man Betrachtungen über das Gleichgewicht an, so denkt man unwillkürlich an eine Waage. Ein Christlicher Wissenschafter sucht jenen Bewußtseinszustand zu erlangen, der trotz seiner Übereinstimmung mit der unbedingten Wahrheit über Gott und den Menschen auch von dem Sinn der Dinge im menschlichen Leben Kenntnis nimmt. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß das für das menschliche Wohlergehen nötige Gute dem Menschen von Rechts wegen gehört und ihm nicht entzogen werden kann. Daher erweist es sich, daß bei dem Streben, wahren Gleichmut zu erlangen, die Christliche Wissenschaft unentbehrlich ist.

Wohl keine biblische Geschichte veranschaulicht diesen Gegenstand besser als die bekannte Erzählung, wie Christus Jesus das Volk mit einigen kleinen Broten und Fischen speiste. Für den Meister war es nicht bloß eine Frage der Mehrung von Broten und Fischen, um einem Bedürfnis abzuhelfen. Christus Jesus war sich der Unbegrenztheit der Güte Gottes so bewußt, daß für ihn das Problem nicht bloß darin bestand, eine große Zahl Männer, Frauen und Kinder mit einem kleinen Nahrungsvorrat zu speisen. Anstatt der Einflüsterung, daß in Wirklichkeit kein Gleichgewicht zwischen Versorgung und Bedarf vorhanden sei, Gehör zu schenken, war er sich der Gegenwart der unendlichen Güte Gottes und auch dessen bewußt, daß Versorgung und Bedarf im Gleichgewicht befindliche Bekundungen des göttlichen Gemüts sind. Diese Auffassung vom immer gegenwärtigen und unbegrenzten Guten überwog in seinem Bewußtsein die Einflüsterung von Mangel so sehr, daß er sein „Übergewicht auf der Seite des Guten”, wie Mrs. Eddy auf Seite 104 in „Miscellaneous Writings” schreibt, in Anspruch nehmen konnte, was zur Folge hatte, daß seine klare Erkenntnis des Reichtums Gottes den um ihn Versammelten in einer Weise bekundet wurde, daß sie es verstehen konnten.

Wer die Frage nicht im Lichte der Christlichen Wissenschaft erwogen hat, dem mag es sinnwidrig scheinen zu erklären, daß Versorgung und Bedarf oder Angebot und Nachfrage einander gleich seien, und dann zu sagen, daß man ein „Übergewicht auf der Seite des Guten” erlangen soll. Jeder scheinbare Widerspruch rührt daher, daß man vergißt, Angebot und Nachfrage als dem göttlichen Gemüt innewohnend, mit andern Worten, nicht als materiell sondern als geistig zu betrachten. Die Materie ist begrenzt. Soviel auch von ihr anscheinend vorhanden sein mag, das Angebot ist immer begrenzt. Ist die Nachfrage auch nur ein klein wenig größer als das Angebot, so ist das Gleichgewicht gestört. In der Christlichen Wissenschaft hat man es jedoch nicht mit der begrenzten Materie, sondern mit den unbegrenzten Ideen des Guten zu tun. Da die Christlichen Wissenschafter beständig Einflüsterungen des Irrtums oder der Begrenzung verneinen und zerstören und Ideen des Guten anerkennen und bestätigen, haben sie ein „Übergewicht auf der Seite des Guten”, mit andern Worten, im Bewußtsein ernster, tätiger Christlicher Wissenschafter sollte, wenn der Irrtum sich Anerkennung zu verschaffen sucht, das Gute die Einflüsterungen des Bösen so stark überwiegen, daß ihre Erkenntnis der Gegenwart des Guten dem Bösen den Eintritt verweigert, gerade wie das Licht die Finsternis ausschließt.

Jedermann hat im jetzigen Augenblick Gelegenheit sich zu bemühen, ein „Übergewicht auf der Seite des Guten” zu erlangen. Der Irrtum mag einwenden, daß wir in dieser Richtung zu arbeiten beginnen können, sobald dieses oder jenes Problem gelöst sei. Solange wir aber warten, bis alle Probleme gelöst sind, ehe wir beginnen, unser rechtes Übergewicht auf der Seite des Guten zu erlangen, werden wir vielleicht finden, daß sich das Ausarbeiten unserer Probleme lange hinzieht. Um ein Problem zu lösen, sollten wir uns des Guten so bewußt sein, daß es die Einflüsterung des Bösen überwiegt. Unsere Führerin schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 46): „Es ist möglich, und es ist des Menschen Pflicht, das Schwergewicht seiner Gedanken und Handlungen so auf die Seite der Wahrheit zu legen, daß er sich stets in der Waagschale mit seinem Schöpfer befindet; daß er Ihm zwar nicht gleichwertig ist, aber in der göttlichen Wissenschaft in jedem Punkte die volle Bedeutung dessen versteht, was der Apostel meinte, als er erklärte: ‚Derselbe Geist gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi‘”.

Der Gleichmut eines Menschen ist daher eine Frage von weit größerer Bedeutung, als ihr auf den ersten Blick wohl beigemessen wird; denn ein „Übergewicht auf der Seite des Guten” ist in Wirklichkeit ein Bewußtseinszustand, der von der Gegenwart, Macht und Allheit des Guten so durchdrungen ist, daß das Böse und der Irrtum als unbedingtes Nichts erkannt werden.


Niemand braucht eine Bescheinigung des Rechts, Gutes zu tun; aber je mehr du weißt, desto besser solltest du zu dienen wissen.—Great Thoughts.

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