Eine der schönen Befreiungsgeschichten in der Bibel ist im 20. Kapitel des zweiten Buchs der Chronik berichtet. Wir lesen dort, daß Josaphat, als ihm gemeldet wurde, daß eine große Menge wider ihn ziehe, sich auf die Verteidigung vorbereitete, indem er sich sofort im Gebet an Gott wandte. Er begann sein Gebet damit, daß er vor der Gemeinde die wunderbaren Beweise der befreienden Macht Gottes, die sie miterlebt hatten, aufzählte, und schloß es mit den Worten: „In uns ist nicht Kraft gegen diesen großen Haufen, der wider uns kommt. Wir wissen nicht, was wir tun sollen; sondern unsre Augen sehen nach dir”.
Auf unserer mentalen Reise von der Materie zum Geist kann es vorkommen, daß wir unter dem Druck schwieriger Umstände kaum wissen, was wir tun sollen. In solchen Lagen haben wir wie Josaphat das Vorrecht, uns rückhaltlos an Gott zu wenden und mit dem selbstlosen Gebet: „Unsre Augen sehen nach dir” vertrauensvoll auf Ihn zu harren. Als der König dies erklärte, mußte er erkannt haben, daß unbedingter Verlaß auf Gott die einzige Befreiungsmöglichkeit bot. Die Antwort auf sein Gebet war Gottes Verheißung durch den Mund Jahasiels: „Ihr werdet nicht streiten in dieser Sache. Tretet nur hin und stehet und sehet das Heil des Herrn, der mit euch ist”.
Vollständig auf Gott vertrauen heißt menschliches Planen, wie ein Problem zu lösen ist, aufgeben. Wenn eine Notlage eintritt, sind wir zuweilen geneigt, zu planen, wie ihr entgegenzutreten ist, und dann jede Anstregung zu machen, die Lösung auf diese Art herbeizuführen. Sind dann die Ergebnisse nicht unserem Planen gemäß, so glauben wir wohl, der Beweis sei uns nicht gelungen. Der wirkliche Beweis besteht jedoch darin, daß wir uns fähig zeigen, Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigennutz aufzugeben und mit dem Gesetz Gottes bewußt eins zu bleiben. Wenn unser Blick auf Gott gerichtet ist, werden wir die richtigen Schritte tun.
Nur das eine sehen, schließt die Macht des Beweisens in sich und ist die Folge des Gehorsams gegen Gott und Seine Gesetze. In diesem Zusammenhang schreibt Mrs. Eddy (Miscellaneous Writings, S. 116): „Nie euren Posten verlassen, nie unachtsam, nie mißmutig sein, stets bereit sein, für Gott zu arbeiten,— ist Gehorsam, heißt ‚über wenigem getreu‘ sein”. Wer im höchsten Sinne gehorsam ist, bewahrt in seinem Denken die Wahrheit über Gott, das Weltall und den Menschen. Was uns sehr not tut, ist die beständige Vergegenwärtigung der Wahrheit; denn unsere Führerin fährt fort: „Seid ihr in einem Falle ungehorsam, so verlieret ihr die wissenschaftliche Regel und ihren Lohn, nämlich ‚über viel gesetzt‘ zu werden”.
Um beständig das Gute zu sehen, müssen wir die unwahren Vorwände des fleischlichen Sinnes zurückweisen. Werden wir versucht zu glauben, daß wir arm oder krank seien, so lasset uns, anstatt die Einflüsterung anzunehmen und uns zu bemühen, aus der Knechtschaft herauszukommen, erkennen, daß der Mensch sich nie in einem solchen Zustande befunden hat. Er ist nur eine Erscheinungsform des sterblichen Traums und nicht die Wahrheit des Seins. Kehren wir den mißlichen Zustand um, ohne Rücksicht darauf, was er zu sein scheinen mag, und vergegenwärtigen wir uns unerschütterlich die entsprechende Wahrheit, so wird er wie Nebel vor dem Sonnenschein vergehen. Jedermann kann sich dies selber beweisen.
Eine Schülerin der Christlichen Wissenschaft, die wegen einer widrigen Lage beunruhigt war, bemühte sich, den Irrtum als unwirklich zu sehen; aber der Zustand wich nicht. Schließlich wurde ihr aufgedeckt, daß sie anstatt zu wissen, daß der wirkliche Mensch stets vom allgegenwärtigen Guten umgeben ist, geglaubt hatte, sie befinde sich in einer mißlichen Lage, und sich bemüht hatte, daraus herauszukommen. Als sie sich unerschütterlich an die Wahrheit hielt, daß Gottes Idee nicht von Gott getrennt ist und nie von Ihm getrennt war, begann sich die Lage zu bessern.
Sehen, daß Gott, das Gute, das All ist, und daß der Mensch in Seinem Bilde immer eins mit Ihm ist und Seine Vollkommenheit und Fülle bekundet, ist ein sicherer Schritt zur Befreiung aus Knechtschaft jeder Art. Wenn wir uns weigern, uns von Furcht beherrschen zu lassen, wenn wir unser ganzes Vertrauen auf das Gute setzen und unerschütterlich für die Wahrheit eintreten, werden wir Befreiung erleben.
Widerwärtigkeit kann dadurch schnell überwunden werden, daß man das Gute als die einzige Wirklichkeit sieht. Messen wir unsere Mißhelligkeiten und Schwierigkeiten an der Allheit Gottes, so beginnen wir zu erkennen, daß wir in Wirklichkeit keine haben; denn in Seiner Schöpfung ist kein Raum für Mißklang, da Er das All ist. In „Nein und Ja” schreibt unsere Führerin (S. 24): „Da außer Ihm keiner ist, und da Er ganz und gar gut ist, kann es nichts Böses geben”. Den Blick auf Gott und Sein Gesetz gerichtet halten, befähigt uns, Ihm trotz jedes gegenteiligen materiellen Augenscheins zu vertrauen, bringt den menschlichen Willen zum Schweigen und hilft uns, Seiner Führung demütig zu folgen.
Wenn wir nur auf das eine sehen, verstehen wir den wirklichen Menschen und seine Beziehung zu Gott. Es befähigt uns, seine Vollkommenheit und seine Einheit mit Gott zu begreifen. Dieses Denken ist vollendete Hingebung, und eine solche Standhaftigkeit im Guten tilgt den Irrtum aus unserer Erfahrung und erfüllt unsere Tage mit der freudigen Erkenntnis und Bekundung der Allmacht Gottes. Beharrliches Vergegenwärtigen der Wahrheit vertreibt den Irrtum. Durch materielle Mittel und Wege Hilfe irgend welcher Art suchen, macht unsern Verlaß auf Gott zunichte und verzögert den Beweis. Aber durch standhaftes Sichvergegenwärtigen der Macht und Gegenwart Gottes schwindet jedes scheinbare Hindernis des Fortschritts aus unserem Leben. Da Gottes Werk vollendet, vollständig und vollkommen ist, dürfen wir durch vollständigen Verlaß auf das göttliche Prinzip jetzt Gedeihen, Gesundheit und Frieden erleben. In den Psalmen lesen wir: „Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem Herrn”.
