Ein hervortretender Zug der Christlichen Wissenschaft ist der Nachdruck, den sie auf den Gehorsam gegen die Zehn Gebote, die Verkörperung des Sittengesetzes, legt. Zu allen Zeiten ist mehr oder weniger klar erkannt worden, daß sittliche Aufrichtigkeit für alle, die sie unterstützen und betätigen, von Wert ist. Dies war besonders Mose klar, dessen Gerechtigkeitserkenntnis zu den Zehn Geboten führte, die die Hebräer annahmen, wie wenn sie von Gott selber kamen. Niemand bezweifelt den Wert der Zehn Gebote für die Israeliten, die Mose von der Knechtschaft Ägyptens befreit; denn diese Gebote bewahrten ihnen ihre Gottergebenheit, halfen ihnen, gerecht und rücksichtsvoll miteinander zu leben und die lasterhaften Neigungen zu zügeln, die zu ihrem Unheil geführt hätten, wenn sie ihnen gefrönt hätten.
Außerdem bedeutete Gehorsam gegen die Zehn Gebote für die Gehorsamen ein gewisses Maß von Gesundheit und Freudigkeit, das ihnen andernfalls versagt geblieben wäre. Mose war ein großer Freund seines Volkes, ein großer Führer und ein großer Befreier. Während die Menschheit ihn darum in gutem Andenken behalten wird, wird die Tatsache besonders lebendig in Erinnerung bleiben, daß er der Verkünder des Sittengesetzes war, das die Menschen durch alle Zeiten hindurch beständig an ihre Pflicht gegen Gott und gegeneinander erinnern wird. Heute ist das Befolgen der Zehn Gebote so notwendig, so wesentlich wie je zuvor. Unter Bezugnahme auf das fünfte, das sechste, das siebente und das achte Gebot schreibt Mrs. Eddy auf Seite 67 in „Miscellaneous Writings”: „Gehorsam gegen diese Gebote ist für Gesundheit, Glück und Langlebigkeit unerläßlich”.
Gute Sitten führen also stets zu Glück, Gesundheit und Langlebigkeit. In der christlich-wissenschaftlichen Ausübung zeigt es sich, daß ein sittlicher Fehler die Wiederherstellung der Gesundheit hindert. Was ist unverkennbar nötig? Daß der Kranke sittlich in Ordnung komme. Sobald eine sittliche Schwäche aufgedeckt und das Unwahre oder Unwirkliche des Bösen durch das Verständnis der Vollkommenheit des wirklichen Seins erkannt wird, bekundet sich Heilung. Und mit der Gesundheit kommt auch Harmonie. Wenn jemand auf diese Art geheilt wird und er den Wert sittlich richtigen Denkens erkannt hat, ist es natürlich, daß seine Ehrfurcht vor den Zehn Geboten wächst, und daß er sich mehr denn je in sie vertieft und in Übereinstimmung mit ihnen zu leben trachtet.
Welche Wirkung hat Bösestun auf den Übeltäter? Den abgestumpften oder verhärteten Sünder mag sein fortgesetzter unregelmäßiger Lebenswandel nicht zu beunruhigen scheinen; aber das trifft sicher nicht auf die Mehrzahl der Menschen zu. Vielmehr leiden viele sehr infolge ihrer Sünden. Es würde in der Tat unmöglich sein, alles seelische und körperliche Leiden und Kranksein, das schon aus dem Bösestun hervorging, abzuschätzen. Die Übertretung des fünften Gebots: „Du sollst nicht töten”— welche Pein sie schon nach sich gezogen hat! Die Übertretung des sechsten Gebots: „Du sollst nicht ehebrechen”— wieviel Reue und Leiden daraus hervorgegangen ist! Die Übertretung des siebenten Gebots: „Du sollst nicht stehlen”— was für Gewissensbisse die Folge waren, wenn das Erwachen kam! Und wie oft Buße zu Besserung und Heilung geführt hat!
Wenn wir über das Leiden, das Ungehorsam gegen das Sittengesetz zur Folge hat, nachdenken, fragen wir uns, wie wir die Kinder am besten schützen können. In der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule werden sie unter „den ersten Lektionen” (Kirchenhandbuch, Artikel XX, Abschn. 3) die Zehn Gebote (2. Mose 20, 3–17) gelehrt und dabei aus den Wert sittlichen Lebens hingewiesen, während ihnen gleichzeitig gezeigt wird, daß Sitten eine geistige Grundlage haben. Der Unterricht ist jedoch nicht auf die Sonntagsschule beschränkt; denn es ist die Pflicht der Eltern oder der Vormünder, die Kinder mit inniger Liebe vom Wert eines reinen und guten Lebens zu überzeugen und die Notwendigkeit des Gehorsams gegen die Zehn Gebote zu betonen. Die Sonntagsschule und die Eltern sollten zur Ausführung dieses Ideals zusammenarbeiten.
Unsere Führerin trat unerschrocken mit der Forderung sittlicher Aufrichtigkeit vor die Welt. „Der Vortragende, der Lehrer oder der Heiler, der tatsächlich ein Christlicher Wissenschafter ist”, erklärt sie (Anfangsgründe der Göttlichen Wissenschaft, S. 11, 12), „hält vor allem die Zehn Gebote und betätigt die Bergpredigt”. Er weiß, daß das Böse unwirklich ist, weil Gott, das Gute, unendlich ist, und daß daher das Böse keine Macht hat, ihn zu verlocken oder zu veranlassen, ihm zu frönen. Die Lehre der Christlichen Wissenschaft legt auf die Zehn Gebote von neuem Nachdruck, und die Schüler dieser Wissenschaft erkennen sie als das Bollwerk der Freiheit und den Zusammenhalt der Zivilisation.
