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Bartimäus

Aus der September 1934-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nach einer Konkordanz bedeutet Bartimäus „der Sohn des Vollkommenen”. Der Blinde, der „am Wege saß und bettelte”, ist das Urbild des Zustandes der ganzen Menschheit, solange das menschliche Bewußtsein nicht durch das Licht der Christlichen Wissenschaft erleuchtet ist. Er war sich nicht bewußt, daß er in Wirklichkeit ein „Sohn des Vollkommenen”, ein Erbe Gottes, des Guten, war. Bis Bartimäus dem Bericht des Markus gemäß gesagt wurde, daß Jesus vorüberkommen würde, hatte er anscheinend keine Anstrengung gemacht, sich aufzuraffen, sondern war einfach am Wege gesessen und hatte auf materielle Art Versorgung gesucht, indem er sich auf die Mildtätigkeit der Vorübergehenden verließ.

Was hatte er von Jesus von Nazareth gehört, das seine Teilnahmlosigkeit verschwinden ließ und jenen sehnsüchtigen Ruf nach Hilfe hervorrief: „Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein!”? Hatte ihn nicht dieselbe liebliche Hoffnungsbotschaft erreicht, die heute zu manchem Geknechteten durch die Christliche Wissenschaft kommt? Jesus sandte Johannes dem Täufer die überzeugende Botschaft: „Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt”.

Was für eine ewig unveränderte und unveränderliche frohe Botschaft für die ganze Menschheit die Versicherung doch ist, daß Gott die Liebe ist! Der Psalmist verkündigte sie vor alters mit den Worten: „Lobe den Herrn, meine Seele, ... der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit. ... Der Herr schafft Gerechtigkeit und Gericht allen, die Unrecht leiden”. Und heute verkündigen die Worte der Mary Baker Eddy dieselbe frohe Wahrheit in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 494): „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen”.

Ja, „immer”, und „jede menschliche Notdurft”! Es gibt keine Ausnahmen. Heute wie vor alters sucht uns jedoch der Irrtum heimtückisch davon abzubringen, einen Schritt zu unternehmen, der uns zur Erkenntnis unseres wirklichen Geburtsrechts als Sohn des Vollkommenen führt. Er sucht uns mit allen möglichen Mitteln einzuflüstern, daß wir keine Heilung finden können, und uns zu nötigen, „stillezuschweigen”,— unser Schreien nach Erlösung zum Schweigen zu bringen.

Als aber Bartimäus die Möglichkeit, von der Knechtschaft der Blindheit frei zu werden, gewahr wurde, trat er den Anstrengungen des Irrtums, ihn abzuhalten, mit einem noch beharrlicheren Verlangen nach Hilfe entgegen; denn wir lesen: „Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein!” Hatte er unwillkürlich die in Wissenschaft und Gesundheit (S. 10) klargelegte Tatsache empfunden: „Suchen genügt nicht. Ringen befähigt uns einzudringen”?

Ebenso darf der ernste Sucher von heute den Irrtumseinflüsterungen, welcher Art sie auch sein mögen, kein Gehör schenken und muß von jedem verfügbaren Mittel, durch die Christliche Wissenschaft ein klareres Verständnis des heilenden Christus zu erlangen, Gebrauch machen. Dann wird er, wie Bartimäus vor alters, überzeugt sein, daß sein Streben nicht umsonst war. Er wird in seinem Bewußtsein das „stille, sanfte Sausen” der Wahrheit vernehmen, in den Worten der Umstehenden: „Sei getrost! stehe auf, [Christus] ruft dich!”

So sehr hatte Bartimäus das Verlangen, sich zu erheben und dem Rufe Folge zu leisten, daß er sofort alles von sich warf, was ihm hinderlich sein konnte, ohne Rücksicht darauf, ob es von Wert zu sein schien oder ihm noch von Nutzen sein konnte. Das Bettelkleid war in der Tat wertlos, und bildlich gesprochen entspricht es allem, was unsern Fortschritt im Christentum hindert. Was möchte uns hindern? Materielle Heilmittel- und Gesundheitslehre, schulmäßige Gottesgelehrtheit, Gefallen an weltlichen Freuden, Mangel an Zeit und Gelegenheit, Teilnahmlosigkeit, Mutlosigkeit, Stolz, menschliche Ansichten — diese und viele andere Irrtümer können den Anspruch erheben, Herrschaft über uns zu haben. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 393) wird uns gesagt: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben”.

Die von Bartimäus unternommenen Schritte, zu Jesus zu gehen, dienten dazu, ihn auf den rechten Weg zu bringen. Er bewies dadurch einigermaßen seine gottverliehene Fähigkeit geistigen Sehens und Hörens, und indem er diese Schritte mental und physisch machte, stellte er sich dorthin, wo das Licht der Wahrheit seinen Weg aufwärts weiter erleuchten konnte.

„Was willst du, daß ich dir tun soll?” fragte der Meister. „Rabbuni, daß ich sehend werde”, antwortete der Blinde. Die Bitte des Bartimäus, daß er sehend werde, ist ein Gebet, das der ganzen Menschheit not tut. Wahres Sehen offenbart Gott, unsern Vater-Mutter, als das Leben, die Wahrheit und die Liebe, und den Menschen als Sein von Ihm untrennbares Kind, Ihn unaufhörlich widerspiegelnd und alles Gute jetzt und immerdar besitzend.

Daß Bartimäus begierig erwartete, geheilt zu werden, geht aus der ganzen Begebenheit klar hervor; und dieses Erwarten veranlaßte Jesus zu sagen: „Gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen”. Der Irrtum Blindheit hatte im Lichte von Jesu klarer Wahrnehmung der Vollkommenheit „des Sohnes des Vollkommenen” keinen Raum; daher wurde Bartimäus sofort sehend.

Wir dürfen annehmen, daß es für Bartimäus fortan nur einen Weg gab,— den Weg, den Jesus wies, den vorwärts und aufwärts führenden schmalen Weg, der die Pilger, die ihn wandeln, Schritt für Schritt dem Bewußtsein des Himmels, der Harmonie, näher bringt.

Bartimäus „folgte ihm [Jesus] nach auf dem Wege”. Was ist dieser „Weg”? Rechtes Denken und rechtes Sehen, Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen, Selbstvergessenheit und Reinheit,— der einzige Weg, der zum neuen Jerusalem führt.

Das ernste Verlangen nach klarem geistigem Sehen in Verbindung mit dem folgerichtigen Streben, „auf dem Wege” nachzufolgen, ermöglicht es jedem, zu beweisen, daß er ein „Sohn des Vollkommenen” ist, der schon jetzt in seinem rechtmäßigen Heim, dem Himmel, weilt und „den unausforschlichen Reichtum Christi” besitzt.

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