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Einigkeit der Menschen und Völker

Aus der September 1934-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wohl noch nie war die Welt als Ganzes anscheinend in solchem Aufruhr. Trotz aller Zeit- und Raumbegrenzungen vermindernden Erfindungen der Naturwissenschaft, die doch einigen sollten, fürchten sich die Völker immer noch voreinander und sind mißtrauisch gegeneinander. Es sind kleinere Kriege im Gange, und es gehen Gerüchte von größeren Kriegen; und der vor einigen Jahren so zuversichtlich vorausgesagte Weltwohlstand scheint in weiter Ferne zu liegen.

Völkerberatungen folgen einander Monat für Monat und Jahr für Jahr; doch das Ziel — dauernder Weltfriede, Ordnung und Wohlstand — scheint uns zu entweichen. Der Grund hiefür ist nicht Mangel an allgemeinem Verlangen nach Frieden und Wohlstand oder Mangel an Idealisten und Führern, die diese Ziele zu erreichen suchen. Wie kommt es dann, daß so wenig beständiger Fortschritt gemacht wird?

Die Christliche Wissenschaft allein zeigt uns die Grundirrtümer und das Heilmittel dafür, weil sie zum Unterschiede von den gewöhnlichen menschlichen Verfahren dem Übel auf den Grund geht. Denen, die durch die Christliche Wissenschaft nicht aufgeklärt sind, scheint das Weltall materiell zu sein und die Menschheit aus Sterblichen zu bestehen, die alle materielle begrenzt und beschränkt und körperlichen Ursprungs sind. Daher scheint ihr Denken und Handeln fast vollständig von der menschlichen Vorstellung von Ererbung und den Überlieferungen des fleischlichen Gemüts beherrscht zu sein, so daß sie in Rassen, Kulturen, Religionen und Sprachgruppen eingeteilt sind, die alle mehr oder weniger von Furcht, Argwohn, Wettbewerb oder bestenfalls von Gleichgültigkeit gegeneinander beseelt sind. Manche Leute mögen sich unbestimmt nach menschlicher Einigkeit sehnen; werden sie aber auf die Probe gestellt, so drängt sich leicht Rassen- und Volksbewußtsein an die Oberfläche und stößt die Pläne für Einigkeit und Verbesserung um.

Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß die Verwirrung in dieser falschen Vorstellung vom Wesen des Menschen und des Weltalls wurzelt; daß in Wahrheit der Mensch geistig ist und seinen Ursprung nicht in der Materie sondern im Geist hat; und daß Friede, Einigkeit und Wohlstand in dem Maße dauernd auf Erden aufgerichtet werden, wie das Problem als rein mental erkannt und der Mensch wissenschaftlich als das Kind des einen Vaters, des Geistes, das die christusähnlichen Eigenschaften des einen Gemüts widerspiegelt, erfunden wird.

Das heißt nicht, daß die Menschen und Völker ihre Eigenart nicht behalten werden. Sie behalten sie; aber ihre Eigenart wird nicht Furcht oder Haß, sondern intelligente Liebe gegen andere Menschen und Völker ausdrücken, da sie doch auch zu Gottes Familie gehören. Paulus lehrte die Athener die Wahrheit, als er sagte: „Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, ... hat gemacht, daß von einem Blut aller Menschen Geschlechter auf dem ganzen Erdboden wohnen. ... Denn in ihm leben, weben und sind wir”. Mrs. Eddy erklärt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 467) dieselbe Wahrheit noch genauer, wenn sie schreibt: „Man sollte es von Grund aus verstehen, daß alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater, ein Leben, eine Wahrheit und eine Liebe haben. Die Menschheit wird in dem Maße vollkommen werden, wie diese Tatsache sichtbar wird, der Krieg wird aufhören, und die wahre Brüderschaft der Menschen wird begründet werden”.

Dauernder menschlicher Fortschritt fängt in der Tat erst dann an, wenn wir uns bemühen, von diesem wissenschaftlichen und metaphysischen Standpunkte aus zu denken und zu handeln, indem wir selbstlos wünschen, ebenso anderen Menschen und Völkern wie uns selber und unserem eigenen Volke zu helfen. Denn nur dann ist es uns möglich, nicht nur für uns selber sondern auch für andere die täuschenden, zerstörenden, weltlichen und bestrickenden Vorwände des fleischlichen Gemüts aufzudecken und zurückzuweisen oder zu brechen,— die Vorwände, daß die Menschen und Völker unvereinbar getrennt seien, daß Selbstsucht einem Menschen oder einem Volke helfen könne; daß ein unsern Nachbar schädigendes wirtschaftliches Vorgehen uns selber Wohlstand bringen könne; daß die Unterdrückung persönlicher Rechte oder der Freiheit des Denkens ein Volk groß machen könne; daß Krieg etwas Edles, gegenseitiges Dienen aber Schwäche sei; daß wir persönlich oder als Volk keine Verantwortung dafür haben, daß das Verbrechen im Zaum gehalten und eine Bewegung zur Aufrichtung einer friedlichen und gerechten Welt unterstützt werde; daß die Kräfte des Bösen so furchtbar seien, daß Beratungen versagen anstatt stetig zu einer Welteinheit starker, aufrichtiger, fortschrittlicher, selbstloser und einander helfender Völker zu führen.

Gerade dieses Verständnis der Unwirklichkeit des Anspruchs der Materie und des Bösen, das Verständnis der Allgegenwart und Macht des einen und einzigen Gemüts, des Lebens, der Wahrheit und der Liebe unterscheidet das Herantreten des Christlichen Wissenschafters an diese Weltprobleme von dem des menschlichen Idealisten. Ohne dieses geistige Verständnis der Wahrheit des Seins kann das Vorherrschen von Spaltung, Furcht, Haß, Habgier und Krieg unter den Menschen nicht aufhören.

Aber in dem Verhältnis, wie die Menschen durch die Christliche Wissenschaft auf Christi Jesu Weise vom Standpunkte des Reiches Gottes, der Tatsachen des Seins, aus denken lernen und den sich widersetzenden Irrtum Weltlichkeit durch ihre rege, verständnisvolle Liebe nicht nur zu ihrem eigenen Volke sondern auch zu anderen Völkern brechen, werden wir finden, daß Menschen und Völker allmählich von ihrer Furcht, ihrem Argwohn und ihrem Trennungssinn frei werden, sich wahre Größe und Charakterstärke aneignen und einsehen lernen, daß es möglich ist, harmonisch zusammenzuleben als eine Familie unter einem Gesetz, dem Gesetz jenes Gemüts, „das auch in Christus Jesus war” (engl. Bibel), und das Streitigkeiten nicht durch menschlichen Willen und Gewalt, sondern durch Vernunft und Gerechtigkeit schlichtet und so dem Krieg ein Ende macht.

Unsere Führerin schreibt (Handbuch, Art. I, Abschn. 9): „Regierung beruht auf Gesetz”, und „ohne ein geeignetes Regierungssystem und eine richtige Art des Vorgehens sind Völker, Einzelwesen und Religion schutzlos”. Diese alle Menschen und Völker in dauerndem Weltfrieden schützende und einigende Verfassung einer gerechten Welt wird in dem Maße in Erscheinung treten, wie wir die feindseligen Einwände des tierischen Magnetismus, der sich heute anmaßt, in internationalen Angelegenheiten so tätig zu sein, überwinden und die Eigenschaften des einen Gemüts — Reinheit, geistige Stärke und Ruhe, Selbstlosigkeit und Liebe — bekunden.

„Dieser menschliche Begriff von der Gottheit gibt”, was auch die Sinne sagen mögen, „dem göttlichen Begriff Raum, wie der materielle Persönlichkeitsbegriff dem unkörperlichen Begriff von Gott und Mensch als dem unendlichen Prinzip und der unendlichen Idee Raum gibt — als dem einen Vater mit Seiner weltweiten Familie, vom Evangelium der Liebe getragen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 576, 577).

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