Schüler und Studenten hört man oft fragen: „Wie sollen wir es mit den Fächern halten, die mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft im Widerspruch stehen?” Die Antwort auf diese Frage ist durch gewissenhaftes Sichvertiefen in die Christliche Wissenschaft zu finden. Die christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschulen und die christlich-wissenschaftlichen Organisationen auf Universitäten und Hochschulen sind in dieser Hinsicht besonders hilfreich, weil sie Schülern Gelegenheit bieten, sich eingehend darüber zu unterrichten, wie sie die Schwierigkeiten, denen sie besonders in der Schule und auf der Hochschule begegnen, meistern können.
Vor Beantwortung der Frage ist es hilfreich zu erwägen, welche Fächer den Lehren der Christlichen Wissenschaft entgegengesetzt sind. Gewisse sogenannte Wissenschaften fallen einem sofort ein, weil sie auf der Voraussetzung beruhen, daß die Materie wirklich und unzerstörbar sei. Bei genauer Betrachtung findet man jedoch, daß fast alle Schulfächer mehr oder weniger auf derselben Grundlage beruhen. Selbst Kunst und Schrifttum verfolgen größtenteils den Zweck, die sogenannten materiellen Sinne zu befriedigen; und in der Christlichen Wissenschaft wissen wir, daß diese Sinne über die Materie falsches Zeugnis ablegen.
Diese Erkenntnis, daß also fast alle Schulfächer wesentlich von der geistigen Lehre der Christlichen Wissenschaft abweichen, könnte einen glauben lassen, daß sich ein Christlicher Wissenschafter bei seiner Ausbildung auf das beschränken sollte, was das Gesetz fordert. Daß eine solche Schlußfolgerung unhaltbar ist, leuchtet sofort ein, wenn wir in Betracht ziehen, daß unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy verlangt, daß die Bücherwarte in den Lesezimmern Der Mutterkirche und die Leser in den christlich-wissenschaftlichen Zweigkirchen neben anderen Befähigungen „eine gute Bildung haben” müssen (Kirchenhandbuch, Art. III, Abschn. 6; Art. XXI, Abschn. 2).
Ebenso fordert sie (Art. VIII, Abschn. 14), daß die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften „gut redigiert und auf der Höhe der Zeit gehalten werden”. Hierüber gibt sie auch in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” klare Anweisung, wenn sie schreibt (S. 195): „Akademische Bildung rechter Art ist vonnöten. Beobachtung, Erfindung, Studium und schöpferisches Denken erweitern den Horizont; sie sollten dazu beitragen, daß das sterbliche Gemüt über sich selbst hinaus wachse, über alles, was sterblich ist”. Diese Erklärung kann durch weitere Stellen, die mit Hilfe der Konkordanzen zu ihren Schriften zu finden sind, gestützt werden.
Die Notwendigkeit, gut gebildet zu sein, bedingt also, daß Christliche Wissenschafter ihre Schularbeit zufriedenstellend tun. Ausgezeichnete Arbeit kann der Schüler leisten, wenn er sich darüber klar ist, daß er sie durch die Intelligenz vollbringt, die das eine höchste, unendliche Gemüt widerspiegelt.
Durch das Verständnis der Christlichen Wissenschaft nehmen wir einer Arbeit gegenüber eine ganz andere Haltung ein als ohne diese Hilfe. Die wahre Haltung darf nicht Unterwerfung sein; sie muß Herrschaft sein. Diese Herrschaft bewahrt man sich nur dann, wenn man stets der Tatsache eingedenk ist, daß die Fächer, die man lernt, nicht die in der Christlichen Wissenschaft geoffenbarten ewigen geistigen Wahrheiten des Seins sind, sondern daß man sich wegen ihrer Nützlichkeit im gegenwärtigen Alltagsleben mit ihnen befaßt, und daß sie insofern von Wert sind, als sie „dazu beitragen, daß das sterbliche Gemüt über sich selbst hinaus wachse, über alles, was sterblich ist”.
Schulfächer können sehr leicht scheinbar einen viel größeren Einfluß auf die Schüler haben, als sie sich bewußt sind. Dieser falsche Einfluß kann sich darin zeigen, daß sie sich verleiten lassen zu glauben, sie hätten keine Zeit, für ihre geistige Nahrung dadurch zu sorgen, daß sie sich täglich in die Lektion im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft vertiefen, die Gottesdienste und Vorträge besuchen und die Zeitschriften lesen. Diese falsche Vorstellung von Werten und von Notwendigkeit geht manchmal so weit, daß sie Studenten von den christlich-wissenschaftlichen Organisationen auf Universitäten — gerade von dem Zweig der christlich-wissenschaftlichen Bewegung, der zu dem Zweck ins Leben gerufen ist, ihnen ihre im Zusammenhang mit der Schularbeit auftauchenden Probleme lösen zu helfen — fernhält. Diese falsche Vorstellung wird jedoch leicht und natürlich durch das immer wirkende Gesetz Gottes berichtigt, wenn die Schüler bestrebt sind, dadurch geistige Herrschaft zu behaupten, daß sie ihr Denken mit Seinem Gesetz in Übereinstimmung bringen.
Sind wir des Unterschieds zwischen Weisheit und Wissen eingedenk, so hilft uns das, uns diese wahre Herrschaft zu bewahren. Weisheit und Verständnis sind mit geistigen, gottähnlichen Eigenschaften im Bunde, während unsere Führerin Wissen mit den Annahmen der materiellen Sinne in Verbindung bringt und es u. a. als „das Gegenteil von der geistigen Wahrheit und dem geistigen Verständnis” bezeichnet (Wissenschaft und Gesundheit, S. 590). In diesem Lichte sehen wir, daß Salomo die Antwort auf unsere Frage in den Sprüchen zusammenfaßt, wo er schreibt: „Nimm an Weisheit, nimm an Verstand; vergiß nicht und weiche nicht von der Rede meines Mundes. Verlaß sie nicht, so wird sie dich bewahren; liebe sie, so wird sie dich behüten. Denn der Weisheit Anfang ist, wenn man sie gerne hört und die Klugheit lieber hat als alle Güter”.
