Einige mit Gesinnungstreue sinnverwandte Ausdrücke sind Pflichttreue, Aufrichtigkeit, Ergebenheit und Beständigkeit. Wir verbinden in unserem Denken wahre Gesinnungstreue mit dem Guten. Da sie gut ist, muß sie von Gott, der das Gute ist und alles Gute umfaßt, eingegeben sein. Für den geistigen Sinn gibt es nichts als das Gute. Da Gott gerecht ist, konnte Er nichts erschaffen, was nicht gut ist. Christus Jesus unterwies den Schriftgelehrten in Gesinnungstreue, als er sagte: „ ‚Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte‘. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst‘ ”. Es könnte keine Untreue geben, wenn man diesen weisen Rat beherzigte. Da eine solche Gesinnungstreue eine gute Eigenschaft ist, sollte sie von der ganzen Menschheit herangebildet werden.
Selbstlosigkeit, Mut, Demut, Geduld, Mildtätigkeit und Liebe sind mit Gesinnungstreue nah verwandt. Ja, man kann sie sich unmöglich getrennt vorstellen. Man kann das Denken eines Menschen nicht als gesinnungstreu bezeichnen, der einen Freund oder eine Sache, die er angeblich unterstützt, nachteilig beurteilt oder solchem Urteil Gehör schenkt.
Niemand möchte sich nachsagen lassen, daß er in falscher Treue an dem Glauben festhalte, daß zweimal zwei fünf sei. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft entdeckt, daß die Grundlage alles wirklich Bestehenden der Geist, Gott, ist. Er findet, daß Folgern auf rein materieller Grundlage schließlich dort anlangt, wo Ungewißheit herrscht. Nimmt er dann die Christliche Wissenschaft an, so erhebt sich sein Denken zum Geistigen, und sein Blick wird sich so erweitern, daß er entdeckt, daß Gott, das unendliche Gemüt, das All in allem ist. Von diesem erhabenen geistigen Gesichtspunkte aus lernt er verstehen, daß jedem Ausdruck von Treue die in der Christlichen Wissenschaft geoffenbarte Treue gegen Gott, die Wahrheit, das Prinzip, zugrunde liegt.
Versteht man, daß es keine andere Macht oder Gegenwart als Gott gibt, daß der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes ist, und daß „wir in ihm leben, weben und sind”, so kann es keine Gesinnungsuntreue geben. Weil Jesus der Wahrheit, Gott, immer treu war, ist er für alle Zeiten und alle Völker das Vorbild. Nicht menschlicher Scharfsinn oder menschliches Erkenntnisvermögen, sondern geistiges Verständnis befähigten ihn, zu sagen: „Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze”. Dasselbe Verständnis befähigte Mary Baker Eddy, in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 183) zu erklären: „Das göttliche Gemüt verlangt mit Recht des Menschen ganzen Gehorsam, seine ganze Neigung und Stärke. Kein Vorbehalt wird für irgendeine geringere Pflichttreue gemacht”.
Unser Meister sagte: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz”. Ein Schüler der Christlichen Wissenschaft hat unbegrenzte Gelegenheiten, sich gesinnungstreu zu erweisen. Liebt er Gott und seine Mitmenschen wirklich mehr, so beweist er, daß die Christliche Wissenschaft eine gewaltige Macht für das Gute ist. Auf irgend einem der Arbeitsgebiete dieser großen Bewegung mitwirken, heißt viel für die Welt tun und erfordert Treue. Mit wachsendem geistigem Verständnis wird Gesinnungstreue für den Schüler immer selbstverständlicher, weil er mit dem Guten vertrauter wird. Er sieht ein, daß er nicht zwei Herren dienen kann, und sein geistiges Wachstum wird die Tatsache enthüllen, daß es in Wirklichkeit nur einen Meister, Gott, das Gute, gibt. Er verabscheut Untreue, weil sie keine Spur des Guten hat, weil sie ein Zeichen von Unwissenheit ist und kleinliches und unwürdiges Wesen verrät. Er lernt den Menschen als geistig vollkommen, als die Widerspiegelung Gottes sehen. Er lernt verstehen, daß er, um der Wahrheit treu zu sein, stets bestrebt sein muß, seiner ganzen Umgebung sichtbare Beweise der Freude, der Dankbarkeit, des Friedens und der Gesundheit zu geben. Er findet, daß er für die geistige Wahrheit stets empfänglich und stets bereit sein muß, zu sagen: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!”
Gesinnungstreue ist keine untätige sondern eine tätige Eigenschaft. Sie gleicht nicht dem Bewußtseinszustand des Knechtes, der seinen Zentner vergrub, sondern dem des Knechtes, der Gebrauch davon machte, um andere Zentner damit zu gewinnen, und dem sein Herr das Lob erteilte: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!”
In „Rückblick und Einblick” (S. 50) stellt Mrs. Eddy folgende Erklärung auf, die keinen Zweifel darüber bestehen läßt, was vom Schüler der Christlichen Wissenschaft erwartet wird: „Unter Treue bei Schülern verstehe ich: Treue zu Gott, Unterordnung des Menschlichen unter das Göttliche, unbeirrte Gerechtigkeit und strenges Festhalten an der göttlichen Wahrheit und Liebe”.
Wenn wir durch den geistigen Sinn der Dinge genügend Weisheit und Verständnis erlangt haben, um Gott und Seine Werke recht zu erkennen, und wenn wir willige und nützliche Werkzeuge für das Gute in Seinen Händen werden, ist unsere Stellung, unsere Arbeit und unser Lohn gesichert.
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