Nach einer neuzeitlichen Übersetzung lautet der 30. Vers im 22. Kapitel des 2. Buchs Samuel: „Mit deiner Hilfe kann ich einer Truppe entgegentreten; mit Gottes Hilfe kann ich über eine Mauer springen”. Wir hoffen, daß niemand in die Lage kommt, einer Heerestruppe entgegentreten zu müssen; aber Knaben und Mädchen, Männer und Frauen begegnen täglich Truppen anderer Art.
Diese Truppen bestehen aus den Lügen des sogenannten sterblichen Gemüts, aus falschen Befürchtungen und Versuchungen. Im allgemeinen erkennt sogar der junge Schüler der Christlichen Wissenschaft Krankheit als einen Feind, der überwunden werden muß. Ist er weise, so befolgt er, wenn ihm dieser Feind entgegentritt, den Rat der Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 417): „Halte die Tatsachen der Christlichen Wissenschaft aufrecht — daß Geist Gott ist und deshalb nicht krank sein kann; daß das, was Materie genannt wird, nicht krank sein kann; daß alle Ursächlichkeit Gemüt ist, das durch geistiges Gesetz wirkt. Dann behaupte deinen Standpunkt mit dem unerschütterlichen Verständnis von Wahrheit und Liebe, und du wirst den Sieg gewinnen”.
Aber manchmal sind diese gegnerischen Truppen nicht so leicht zu erkennen. Sie mögen z. B. vorgeben, freundliche und hilfreiche Winke zu sein, daß Freunde, an denen uns gelegen ist, nicht mit uns verkehren wollen, wenn wir unsern christlich-wissenschaftlichen Maßstab nicht ein wenig herabsetzen und tun, was andere tun, die vielleicht so gut wie nichts über Gott und wie man Ihm dient, wissen. Diese Lügen wollen uns einreden, daß wir eigentlich sehr viel vermissen, oder daß dieser oder jener Irrtum harmlos sei. Aber der Christliche Wissenschafter weiß, daß kein Irrtum harmlos ist, und daß uns nur das Gute Freude, Befriedigung und Vervollkommnung bringen kann. Durch Gedanken, die die Liebe, das Gemüt, Intelligenz widerspiegeln, kann man allen Irrtümern, die das menschliche Bewußtsein bedrängen mögen, entgegentreten, widerstehen und sie vernichten.
Sollte jemand je versucht sein zu glauben, es stehe ihm eine Schwierigkeit bevor, die so groß und massig wie eine Mauer aussieht und die seine Freude und Freiheit zu hemmen, ihn einzuschließen, seine rechten Bestrebungen zu begrenzen und ihn vom Guten zu trennen scheint, so sollte er die biblische Versicherung beherzigen: „Durch Gottes Hilfe kann ich über eine Mauer springen”. Die Allmacht der göttlichen Liebe ist nie abwesend, sondern stets bei uns, daß wir sie anwenden können, und sie kann den Glauben an jeden bösen Traum zerstören.
Viele Dinge scheinen uns zuweilen wie eine Mauer im Wege zu stehen. Eine solche Mauer kann vielleicht der Glaube sein, daß wir in Gegenwart anderer nichts vorstellen, keinen Eindruck machen oder befangen seien. Und je mehr wir an diese Mauer glauben, desto höher scheint sie emporzuragen. Sie kann jedoch durch das Wissen überwunden werden, daß Gott Sein Kind zu keinem andern Zweck geschaffen hat, als um Ihn auszudrücken, und daß es nichts gibt, was das von Gott Geplante stören könnte. Das wirkliche Kind Gottes ist allezeit intelligent, eindrucksvoll, liebenswürdig und unbefangen. Jedermann kann sich diese Wahrheit vergegenwärtigen und so damit beschäftigt sein, Gottes anziehende Eigenschaften auszudrücken, daß er den Glauben an ein falsches Selbst vollständig vergißt.
Ferner kann die Mauer, die wir erschreckend hoch vor uns emporragen zu sehen glauben, eine gefürchtete Schulprüfung in einem besonderen Fache sein. Aber mit Gottes Hilfe kann man die zu Erfolg und vollständiger Herrschaft nötige Intelligenz beweisen. Wir wissen, daß der Sohn Gottes das unendliche und unfehlbare Gemüt widerspiegelt. Daher stehen uns alle Ideen, alle Erleuchtung und Unterweisung, die für eine Lage nötig sind, augenblicklich zur Verfügung.
Keine materielle Annahme, keine Furcht, keine Krankheit, kein Umstand irgend welcher Art kann den Fortschritt des jungen Christlichen Wissenschafters aufhalten, der unter allen Umständen Gottes gegenwärtige Hilfe sucht, beansprucht und sich vergegenwärtigt. Dadurch kann man alle Irrtumsmauern überwältigen, überspringen. Und was für ein freudiges, regsames, freies und schnelles Überwinden das Wort „springen” andeutet!
Und so findet der Schüler, wenn er sich in die Christliche Wissenschaft vertieft und, was ebenso wichtig ist, das Gelernte anwendet, daß er allen Irrtumstruppen, allen Begrenzungsmauern furchtlos entgegentreten und sie glänzend und vollständig überwinden kann, wenn er die Ermahnung seiner Führerin: „Unternimm nichts ohne Gottes Hilfe!” in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 197) immer befolgt.
