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Freude

[Besonders für junge Leute geschrieben]

Aus der Dezember 1936-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschulklasse von Mädchen der Oberrealschule fragte eine Schülerin: „Wie kommt es, daß ich, sooft ich irgendwohin gehe, um mich zu vergnügen, kein Vergnügen finde?” Nach andächtigem Nachdenken erinnerte sich die Lehrerin, daß sie von einer Familie gehört hatte, deren Angehörige beim Verlassen des Hauses zueinander zu sagen pflegen: „Gib viel Vergnügen!” anstatt: „[Habe] viel Vergüngen!” Als sie dies anführte, hellte sich das Gesicht der Schülerin auf, und sie sagte: „Ich verstehe”. Sie hatte augenblicklich erkannt, daß man geben muß, um zu empfangen. Christus Jesus brachte diesen Gedanken seinen Jüngern klar zum Bewußtsein, als er zu ihnen sagte: „Gebt, so wird euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird man euch wieder messen”.

Wie oft uns die Freude genommen zu sein scheint, wenn ein erwarteter Brief nicht eintrifft, der Besuch eines Freundes sich verzögert, das Problem, Arbeit zu finden, nicht gelöst ist oder der Kauf eines Gegenstandes aufgeschoben werden muß! Aber was für unsagbare Segnungen unser harren, wenn wir uns über den Glauben erheben, daß Freude von materiellen Dingen abhänge! Wenn wir sehen können, daß Freude von Gottes unendlicher Liebe zum Menschen untrennbar ist, erkennen wir, daß Freude nicht materiell, nicht von materiellen Zuständen abhängig, sondern geistig ist. Wir sehen, daß sie unbegrenzt ist, und daß sie immer in Fülle für alle vorhanden ist. Da Freude unendlich ist, steht sie immer zur Verfügung; und da sie ewig ist, braucht man nicht zu fürchten, sie zu verlieren. Da Freude eine der liebevollen Gaben ist, die Gott dem Menschen gibt, sind wir berechtigt, in Seinem Dienste so viel Freude anzuwenden, wie wir brauchen. Christus Jesus, unser Wegweiser, sagte seinen Jüngern, daß ihnen niemand ihre Freude nehmen könne.

Um uns dieser herrlichen Eigenschaft, dieser Gabe der Liebe, zu erfreuen, müssen wir sie natürlich anzuwenden wissen. Wir müssen verstehen, daß Furcht und Zweifel, Entmutigung und Enttäuschung keine Macht über die Freude haben, da „Freude nicht in Leid verwandelt werden kann, denn Leid ist nicht der Herr der Freude”, wie unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy auf Seite 304 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt. Betrachten wir die Stellen über „Freude” in den Konkordanzen zu Mrs. Eddys Schriften, so enthüllen sich uns im Zusammenhang mit dieser Eigenschaft viele wissenswerte Dinge. Wir finden z.B., daß Freude wirklich ist, daß sie sündlos ist, und daß sie durch Gutesdenken und Gutestun zu uns kommt. Aus der Bibel lernen wir, daß Freude, ebenso wie Liebe und Friede und Güte, eine der Früchte des Geistes ist.

Jemand suchte einst, als sie noch nicht Schülerin der Christlichen Wissenschaft war, eine Anstellung als Lehrerin. Weil sie die Stellung erst suchte, als das Schuljahr schon begonnen hatte, war sie wegen der begrenzten Möglichkeiten von Furcht erfüllt; denn sie sah, daß die meisten Stellen schon besetzt waren. So vergingen die Tage erfüllt von Zweifel, Furcht und Besorgnis, statt daß sie von der Freude, der Zuversicht und der Freiheit erfüllt waren, die das Wissen bereitet, daß Gott unendliche Mittel hat, die Menschheit zu segnen. Es dauerte daher mehrere Monate, bis sie eine Stellung fand. Einige Jahre später, nachdem sie inzwischen Schülerin der Christlichen Wissenschaft geworden war, sah sie sich wieder vor ein ähnliches Problem gestellt. Diesmal war es jedoch in wenigen Wochen nach Beginn des Schuljahres gelöst; denn sie war nicht verzagt, sondern erwartete freudig, daß jeder Tag rechte Ideen enthüllen würde, die sie zur Lösung des Problems würde anwenden können.

So lernt der Schüler der Christlichen Wissenschaft, daß Freude etwas ist, was durch rechtes Denken und rechtes Leben zu uns kommt. Ist er bei Freunden, so kommt Freude zu ihm, wenn er die Bedürfnisse derer, mit denen er verkehrt, zu befriedigen sucht. Dies kann schon durch ein Wort der Ermutigung, einen liebevollen Blick oder durch einen freundlichen Händedruck geschehen. Ist er allein, so kommt Freude zu ihm, wenn er sich über falsche Annahmen wie Selbstsucht, Ungeduld, Groll und Eigensinn erhebt, die sich in sein Bewußtsein einzudrängen suchen.

So können wir, sooft wir unser Verständnis beweisen sollen, daß Freude geistige und nicht materiell ist, uns immer vergegenwärtigen, daß, wie es in einem Liede heißt,

„Er kommt und gibt dir Freude statt Betrübnis,
Schönheit statt der Asche vergangener Jahre;
Er bringt dir volles Entgelt für jede Träne,
Und Zuversicht statt aller deiner Befürchtungen”.

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