Der Offenbarer Johannes berichtet folgende Botschaft an den Engel der Gemeinde zu Smyrna: „Ihr werdet Trübsal haben zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben”. Wenn wir bis zum Ende des Irrtums ausharren — seine Endlichkeit beweisen — werden wir eine Krone des Lebens empfangen, nämlich ein Bewußtsein von Leben, das ewig ist. In demselben Vers tröstet uns der Engel mit den Worten: „Fürchte dich vor der keinem, das du leiden wirst”. Wie tröstlich doch die Versicherungen der Heiligen Schrift sind! Sie ermutigen uns auszuharren, treu zu sein, tapfer zu sein, unsere Krone zu behalten, das Böse zu überwinden, an der Christusvision festzuhalten, so wie Paulus vor alters an der Vision festhielt, die ihn plötzlich auf dem Wege nach Damaskus umleuchtete. Unsere Trübsal ist „zeitlich”. Daher ermattet nicht am Wege und werdet dem ewigen Bund, dem Einssein, das Gott zwischen dem Menschen und Seinem Schöpfer verordnet hat, nicht untreu!
Durch Überwindung von Anfechtungen lernen wir neue Lehren in der göttlichen Wissenschaft. Anfechtungen sind Proben der Aufrichtigkeit, der Fähigkeit, des Verständnisses. Ist es nicht ein Zeichen, daß klarere Anschauungen von Gott und Seinem Christus vonnöten sind, wenn böse Einflüsterungen auf uns einzureden scheinen und sich vielleicht in Geldschwierigkeiten oder Krankheit bekunden? Wenn unser Bewußtsein ganz von der Erkenntnis Gottes erfüllt ist, können die Tücken des Irrtums in unserem Denken nicht Fuß fassen, auch keine Grundlage finden, von der aus sie Einwendungen erheben können. Daher ist das Auftauchen von tierischem Magnetismus, der sich in Furcht, Schmerz oder Mangel bekundet, für uns ein Mahnruf, unsere Gleichgültigkeit abzulegen, aufzuwachen und den stets erfrischenden Kampf, dem Bösen zu widerstehen und eine klarere Erkenntnis Gottes zu erlangen, wieder aufzunehmen.
Johannes sah die Zeitspanne der Anfechtung als zehn Tage. Für Christus Jesus hatten Übel keine Macht, keine Stätte, kein Gewicht, keine Zeitdauer; er vernichtete sie augenblicklich. Warum sind dann unsere Lasten schwer? Warum sind sie von langer Dauer und erstrecken sich über endlose mühselige Tage? Sind unsere Trübsale nicht dem zuzuschreiben, daß wir eines erfrischten und erneuten geistigen Blicks bedürfen? Unsere Leiden können fortdauern, wenn wir die Kraft des Gemüts nicht anwenden und uns nicht mit göttlicher Allmacht gürten. Klopft der Christus nicht immerdar an die Tür unseres Herzens, bereit, einzutreten, uns zu heilen und uns „durch die Erscheinung seiner Zukunft” wieder zu erleuchten? Höret die Erklärung des immergegenwärtigen Christus: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten”.
Wie können wir uns nun zu klareren und genaueren Anschauungen von Gott erheben? Durch „anhalten, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit”; durch tägliches und unaufhörliches Gebet um göttliche Führung und Beschützung für uns selber und für die ganze Menschheit; durch tägliches Nachdenken über die ganze Lektionspredigt im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft. Täglich müssen wir über Stellen in der Bibel und in den Schriften unserer geliebten Führerin Mary Baker Eddy, besonders in Wissenschaft und Gesundheit, nachdenken. Das Eindringen in ihre Schriften vergeistigt das Denken, und vergeistigtes Denken ist unser größter Besitz. Wenn sich das Denken vergeistigt, tauschen wir einen materiellen Gesichtspunkt gegen einen geistigen aus. Dann sehen wir alle Dinge von einem neuen und wahren Standpunkt aus; dann sind wir erfolgreich Herr über den materiellen Sinn. Wenn wir von diesem geistigen Gesichtspunkt aus arbeiten, wodurch uns die Unwirklichkeit des Bösen, der Krankheit und der Materie klar und das menschliche Bewußtsein in das Himmelreich hineingeführt wird, meistern wir sterbliche Annahmen.
Geistiges Verständnis ist eine Gabe Gottes. Es kommt zu uns, wenn wir darauf vorbereitet sind, den himmlischen Besucher zu empfangen. Arbeitet, wartet, betet, damit der Gedanke immer empfänglicher wird für dieses geistige Innewerden, das Gott uns täglich und stündlich sendet, uns zu führen, zu ermutigen, zu heilen und zu erhöhen! Täglich müssen wir einen klareren Sinn von der Nichtsheit der Materie erlangen. So wird sich dann Krankheit nicht lang hinziehen, noch wird Armut sich einnisten. Und wie können wir einen klareren Sinn von der Nichtsheit der Materie erlangen? Indem wir ihr jede Wirklichkeit absprechen und erkennen, daß der Geist allen Raum ausfüllt, ewig gegenwärtig ist. Der Geist ist unendlich; daher nimmt die Materie keinen Raum ein. Der Schöpfer des Weltalls erschafft nichts, was Ihm unähnlich ist. Die Materie und Gesetze der Materie sind nichts weiter als Trugvorstellungen, Trugbilder. Der Mensch ist völlig geistig; er kann mit der Materie keine Gemeinschaft haben, noch können materielle Wirkungen wie Schmerz, Furcht, Krankheit sich seiner bemächtigen. Krankheit und Sünde können den Geistiggesinnten so wenig berühren, wie Finsternis sich der Sonne nähern kann. Immer wieder verneint Mrs. Eddy im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” den Glauben an die Wirklichkeit der Materie. In der Konkordanz zu Wissenschaft und Gesundheit sehen wir, wie oft die Verfasserin die Materie verwirft und ihre Machtlosigkeit erklärt. In dem Maße, wie wir uns zu einer höheren Auffassung von der Allheit Gottes und der Nichtsheit der Materie erheben, werden Krankheit und das Böse für uns unwirklich.
Das Christliche Wissenschafter hat den einen höchsten Wunsch, die Herrlichkeit und Zugänglichkeit Gottes zu erkennen und widerzuspiegeln. Er nimmt sich Zeit zum Beten. Er kann es sich nicht leisten, sein Denken weltlichen Angelegenheiten zuzuwenden, ehe er sich täglich zuerst sei harmonisches Einssein mit der Seele vergegenwärtigt hat. Seine erste Pflicht ist, sich der Harmonie bewußt zu sein; dann werden die Angelegenheiten des täglichen Lebens zum Besten zusammenwirken; keine Verluste, keine Streitigkeiten, keine Rückwirkungen des Bösen werden vorkommen, und das Gesetz der Liebe wird sich als immer unwiderstehlich wirksam erweisen. Herrscht geistige Harmonie im Bewußtsein, so können wir im Verkehr mit unseren Freunden die Freuden des Gedankenaustauschs mit Genuß und Nutzen erleben. Wie treffend uns doch Mrs. Eddy das wahre Verfahren vorhält (Miscellaneous Writings, S. 340): „Nur durch beharrliche, unablässige, aufrichtige Mühe — dadurch, daß du dich weder zur Rechten noch zur Linken wendest und kein anderes Streben oder Vergnügen suchst, als was von Gott kommt, kannst du die Krone der Getreuen erlangen und tragen”.
Die Wissenschaft sagt zu uns: Laß kein Gefühl von Last fortbestehen; widerstehe ihm und vergegenwärtige dir deine Herrschaft und deine immergegenwärtige Harmonie; widerstehe mit aller Macht den Anmaßungen des Bösen und des Mißklangs. Weigere dich, dich belasten zu lassen; weigere dich, das Böse zu fürchten. Führe alle deine geistigen Hilfsmittel gegen eine aufdringliche Annahme ins Feld; laß sie nicht ein, dann wird ihre Anmaßung vergehen, ihr Vorwand zusammenbrechen. Erhalte dein Bewußtsein klar, dann werden Gottes Engel deine Hüter sein. Freue dich immer über das Gesetz der Freiheit, das ein Geschenk Gottes ist. Weise den Vorwand zurück, daß menschliche Übel nicht überwunden werden können. Gib nie auch nur einen Augenblick Unfähigkeit zu. Verständige dich sofort mit dem Gegner; leugne seine Ansprüche und erliege ihnen nie.
Was hat es zu sagen, wenn sich die Heilung verzögert und der Feind anmaßender als je scheint? Der Kampf mit bösen Annahmen stärkt unsern sittlichen Charakter; und wenn wir den Weisungen der geistigen Führung gewissenhaft folgen, werden wir aus der Wüste der Knechtschaft in das gelobte Land der Freiheit geführt. Wir gewinnen Zuversicht und Kraft, wenn wir mit dem Bösen ringen und es besiegen. Wie oft wir beim Rückblick auf eine schwere Erfahrung frohlockend wahrnehmen, wie sehr wir während dieser Erfahrung geistig gewachsen sind, und was für eine Flut von Licht in das Bewußtsein einströmte, als jener Sieg gewonnen und der Feind überwunden war!
Ein Christlicher Wissenschafter ist Herr seiner Angelegenheiten. Er weiß, da er nicht wegen der Sünden anderer zu leiden braucht. Das göttliche Gesetz beschützt die Gerechten, und nicht der Gerechte, sondern der Sünder leidet für seine eigenen Sünden. Daher sagt die Wissenschaft wiederum: Stehet fest, wenn ihr bestürmt werdet; schützt euch mit der unverletzbaren Rüstung geistiger Gedanken, so werdet ihr geborgen sein, mögen auch Neid und Eifersucht euch noch so sehr zu schaden versuchen. Diese Anstürme, diese Kämpfe geben uns reichlich Gelegenheit, unsere geistigen Waffen anzuwenden und blank zu halten. Wir gewinnen durch diese Angriffe Zuversicht, Mut, Ausdauer und einen hohen Sinn von Gottes Liebe und Schutz. Die hingebenden Christlichen Wissenschafter, die die Tätigkeiten unserer großen Sache weiterführen, haben ihre Lorbeeren auf manchem Schlachtfeld gewonnen, von dem die Schwachen und Abtrünnigen in Bestürzung geflohen sein mögen. Höret den eindringlichen Mahnruf des Apostels Paulus: „Um deswillen ergreifet den Harnisch Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget”.
Ebenso können wir uns selber und anderen sagen: Weigere dich bis zum äußersten, zuzulassen, daß Schwäche oder Hinfälligkeit in deinem Bewußtsein Fuß fassen. Der göttliche Antrieb, der alle Dinge neu macht, belebt und erneuert dich. Sieh zu, daß du dir immer der göttlichen Tatkraft bewußt bist, dann wirst du den Weg, der zur Harmonie führt, nie zu lang oder zu steil finden. Geh vorwärts, weil Gott dir die Kraft dazu gibt. Von der göttlichen Kraft gestützt, werdet ihr euch nie auf Arzneien oder Betäubungsmittel verlassen, um den Körper aufrecht zu erhalten, weil ihr wisset, daß das Gemüt stützt und belebt.
Frohlocket stets im allgegenwärtigen Guten. Freude ist ein glückliches, freies und fröhliches Kind. Freude ist das Kind der Liebe und kennt nur das Gute. Seid jede Stunde dankbar für die Liebe Gottes, die in euer Herz gegossen ist. Ein dankbares Herz ist ein lobpreisendes Herz. Dankbarkeit ausdrücken bedeutet, daß wir uns der Gegenwart und des Schutzes der Liebe bewußt sind. Dankbarkeit kommt in Lob- und Dankliedern zum Ausdruck. Ein dankbares Herz ist nie selbstsüchtig, sondern opfert alles, damit die Liebe allerhaben regieren kann. Als Gottes Ausdruck seid ihr erneuert wie der Morgen, frisch wie der im Sonnenschein funkelnde Tau. Der Erzvater David erklärte: „Er ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken, da vom Glanz nach dem Regen das Gras aus der Erde wächst”.
Ihr seid nie müde; ihr seid nie matt. Blicket nach dem Licht, dann wird Stärke von der göttlichen Quelle in euer Bewußtsein einströmen! Ein unendlicher Vorrat von Stärke, Lebenskraft, Neuheit, Mut ist stets vorhanden. Wo ist die Quelle dieser Fülle von Lebenskraft? Nicht im menschlichen Körper, nicht in der Materie. Stärke wohnt in Gott, und diese Stärke gehört uns auf ewig. Wenn man sich der erneuernden Wahrheit des Gemüts bewußt ist, verschwindet Müdigkeit. Gott wirkt immer; daher kann der Mensch nie ermüden, nie ermatten. Dem Menschen Gottes bereitet Tätigkeit Freude, wie ein starker Mann sich freut, an einem Wettlauf teilzunehmen. Seht die Sterne in ihren Bahnen, die Sonne in ihrem Kreislauf! Sie stehen nie still, sie sind nie müde. Achtet auf das Rauschen des Windes, wie unermüdlich er hin und her weht; auf die riesigen Wolken. die aus dem Meer Wasser ziehen und es als erfrischenden Regen auf das dürre Land fallen lassen — wie frei sie am Himmel dahinziehen! Die Ströme fließen dahin; sie sind nie müde. Verkündet die Natur nicht mit tausend Stimmen, daß Gott und Seine Schöpfung nie ermüden? Weist die Verheißung der Natur nicht auf die Kraft hin, die das Alter nicht schwächen und Krankheit nicht zerstören kann? Jesaja verkündigte freudig: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, ... daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden”. Und unsere weise Führerin sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 249): „Laßt uns die göttliche Energie des Geistes empfinden, die uns in die Neuheit des Lebens bringt, und die nicht anerkennt, daß eine sterbliche oder materielle Kraft fähig ist, zu zerstören”.
Wie können wir dies alles tun? Was ist das Geheimnis unserer Gelassenheit, unserer Freude und unseres Friedens in einer Welt von Unordnung, Furcht und Umsturz? Was wir haben, ist in der Tat ein Geheimnis — das Geheimnis der Frömmigkeit, das Geheimnis, unsichtbare Dinge zu sehen. Wir hören mit dem geistigen Ohr, und wir sehen mit dem geistigen Auge; und was sehen wir? Wahrlich die Dinge, die dem sterblichen Sinn von Anbeginn der Welt verborgen waren: die Wesenheit oder Wirklichkeit der erhofften Dinge! Wir schreiten zuversichtlich vorwärts, wir fallen in keine Fallgrube, in keine Schlingen der Verzweiflung.
Bleibet treu, und alles wird gut werden. Leget den Glauben an menschliche Verfahren und Meinungen ab und gründet euren Glauben auf den Geist, dann wird er wachsen und zur Gewißheit erstarken. Wie erhebend das Leben von Männern und Frauen ist, die den Blick auf die ewigen Dinge des Geistes gerichtet halten und in ihrem Fortschritt himmelwärts weder innehalten noch vom rechten Wege abweichen! Diese treuen Arbeiter bringen das Himmelreich auf die Erde. Mag die Anfechtung auch noch so schwer sein, ihr habt den Glauben, den Mut, das Verständnis geistiger Dinge, womit ihr eure Stellung behaupten und vorwärts und höher gehen könnt. Die göttliche Liebe wacht über euch, und die Engel der Liebe sind bereit, euch zu beraten, zu behüten und zu führen.
Es gibt keine höhere Freude als mit den Engeln Seiner Gegenwart Hand in Hand zu gehen. Die Welt der Sterblichen ist verworren; alte Annahmen brechen zusehends zusammen. Wir sehen in allen diesen Schwankungen die Zeichen des Kommens des Menschensohnes. Wir fürchten uns nicht; wir freuen uns, daß die lange Nacht des Materialismus vergeht und der neue Tag anbricht. Christliche Wissenschafter, höret die Worte unserer Führerin (Miscellaneous Writings, S. 340): „Sei tätig, so ist dein Erfolg, wenn er auch noch so langsam ist, sicher: Mühe ist Sieg, und — du bist über wenigem getreu gewesen”!
Die beste Handlung ist die, die den meisten Menschen die größte Freude bereitet.
