Im letzten Vers des 1. Kapitels des 1. Buchs Mose lesen wir: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut”. Und auf Seite 525 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” gibt uns unsere Führerin Mary Baker Eddy die klare Versicherung: „Alles Gute oder Wertvolle hat Gott gemacht. Alles Wertlose oder Schädliche hat Er nicht gemacht — daher dessen Unwirklichkeit”. Diese Tatsache verstehen und anwenden, heißt alles, was in unserer täglichen Erfahrung nicht „sehr gut” ist, zunichte machen; denn ein Sinn, der die Dinge anders als gut sieht, ist ein falscher Sinn, der vernichtet und durch die Wahrheit ersetzt werden muß.
Der Mensch ist der Ausdruck Gottes. Daher müssen wir unser wahres Selbst in Gottes guter Schöpfung beweisen, indem wir Güte ausdrücken, so gut wir es können. Wir brauchen nicht um etwas Unbestimmtes oder Unmögliches, scheinbar weit Entferntes zu kämpfen, das Gott schicken oder nicht schicken kann, um uns zu heilen und uns zu helfen. Wir müssen das göttliche Prinzip widerspiegeln, nicht uns durch einen falschen Traum von Persönlichkeit an andere wenden. Wir müssen alles, was wir lernen, in die Tat umsetzen, nicht uns auf das Verständnis eines andern verlassen. Vor allem müssen wir alles, was wir bis jetzt von der Wirklichkeit des Seins verstehen, leben und ausdrücken und immer ernstlich danach trachten, mehr zu lernen.
In der Christlichen Wissenschaft arbeiten, heißt nicht bloß eine Besserung menschlicher Zustände erfahren, wie wir sie in besserer Gesundheit, reichlicherer Versorgung, größerer Freudigkeit usw. sehen. Es ist das ehrfurchtsvolle Streben, verstehen zu lernen, was Gott ist, und was Sein Reich und Seine Gerechtigkeit sind. Es heißt, sich von der materiellen Welt ab- und der geistigen Wahrheit sich zuwenden. Es heißt, den falschen Glauben an ein von Gott getrenntes Selbst, das erfolgreich oder erfolglos, gesund oder krank, freudig oder traurig ist, aufgeben und dafür finden, daß das wahre Sein die Widerspiegelung oder der Ausdruck Gottes ist. Wenn wir die Unwahrheit und Verwirrung der Annahme von Leben in der Materie zum Schweigen bringen und uns mit dem wahren Beweggrund, Gerechtigkeit — die Wahrheit des Seins — zu lernen, von ganzem Herzen an Gott wenden, betreten wir den goldenen Weg der göttlichen Wissenschaft und finden darauf alle unsere Bedürfnisse befriedigt. Dann werden die Versuchungen und Trugvorstellungen des persönlichen Sinnes wie ein Traum vergehen, und wir werden zum Bewußtsein alles Guten, Schönen und Nützlichen — alles dessen, was Gott für Seine Kinder vorgesehen hat — erwachen.
Wenn wir die Tatsachen des Seins auf unsere täglichen Erfahrungen anwenden lernen, werden wir finden, daß es kein Mißlingen, keinen Mangel an Gutem, keine Enttäuschung gibt; denn der Mensch ist der Ausdruck Gottes, der tatsächliche Ausfluß des Guten, Gottes, des Vaters. In der Materie gibt es kein wirkliches Glück, keine echte Gesundheit, nichts Gutes; denn das sogenannte Leben in der Materie ist nur eine falsche Anschauung. Die Annahme oder Trugvorstellung eines Daseins in der Materie hat keine Beständigkeit, da sie sich auf kein wirkliches Gesetz stützt. Daher die wirre Ungleichheit von Reichtum bei den einen und Armut bei den anderen, von Erfolg bei den einen und Mißerfolg bei den anderen.
Wenn wir dagegen beginnen zu sehen, daß dieser Zustand der Dinge mit „dem Reich Gottes und ... seiner Gerechtigkeit” nicht übereinstimmt, und uns von dieser bösen, törichten Täuschung abwenden, öffnen wir unsere Tür dem Licht der Wahrheit, das alles Gute enthüllt, was Gott für uns bereitet hat. Und wenn wir Gottes allharmonischen Plan wahrhaft verstehen lernen, finden wir, daß in diesem Verständnis unsere Versorgung, unsere Gesundheit, unser Erfolg und unser Glück eingeschlossen sind; denn die Liebe ist das Prinzip aller Wirklichkeit.
Dann geben wir gern einen Sinn von eigener Tätigkeit, der sich vielleicht seinen Weg zu sogenanntem Erfolg auf Kosten anderer erzwingt, auf und erkennen, daß wir aus uns selber nichts tun können, daß wir aber durch Widerspiegelung des immer tätigen Gemüts, das Gott ist, mit aller wahren Tätigkeit eins sind. So legen wir den falschen Sinn von Gesundheit ab, der manche scheinbar mit Kraft gesegnet sieht, während sie anderen fehlt, und sehen dafür das wahre Bild der ganz lieblichen Schöpfung Gottes, worin wir unsere Gesundheit und unsere Kraft im Bewußtsein alles Guten finden. Dann können wir uns buchstäblich aus dem Traum eines Krankenbetts oder aus der Verzweiflung über Mißerfolg oder Mangel in das freudige Verständnis des Bekundens aller schönen Eigenschaften Gottes erheben; denn gerade das tut der Mensch ewig.
Von diesem geistigen Standpunkte aus finden wir, daß die Wahrheit und die Freiheit der Schöpfung Gottes immer mehr dämmert, bis wir die tatsächliche Allgegenwart Gottes und Seiner vollkommen guten Offenbarwerdung und daher das Nichtvorhandensein alles dessen, was dem geistig Guten unähnlich ist, erkennen. So werden wir Schritt für Schritt aus Träumen erwachen und finden, daß nicht nur eine menschliche Lage besser geworden ist, sondern daß auch unser Verständnis so gewachsen ist, daß gerade diese Versuchung, dieses falsche Bewußtsein uns nie mehr berühren kann. Wie freudig wir dann danach trachten, mehr Gutes zu lernen und auszudrücken! Es hat nichts zu sagen, was die Versuchung ist oder vielmehr welchen Namen sie hat. Sie ist tatsächlich weder hier noch sonstwo; denn nur Gott, das Gute, ist gegenwärtig. Wenn wir scheinbar überbürdet sind, wenn wir uns in Armut oder einer schwierigen Lage befinden oder von Grausamkeit umgeben sind, wenn wir scheinbar krank sind, im Sterben liegen, im Gefängnis sitzen, wenn wir von Erdbeben, Feuer, Überschwemmung oder irgend einer andern Widerwärtigkeit heimgesucht werden, können wir ruhig aber bestimmt den falschen Sinn durch den wahren verdrängen; denn Gott schuf keine dieser Störungen und Sein Ebenbild erfährt sie nicht.
Um unser Denken für die Aufnahme geistiger Wahrheit vorzubereiten, ist es zuweilen hilfreich, uns eine völligere Freiheit in unserem täglichen Leben vorzustellen; jedes Hemmnis, jedes Hindernis, jede Schwierigkeit, sei es scheinbar ein Umstand, eine Person oder das eigene Ich, als beseitigt und uns selber als frei zu sehen, frei zu kommen und zu gehen, frei zu reden, frei unsern Wirkungskreis zu suchen und die Mittel zu haben, überall hinzugehen, wo wir hingehen müssen, und uns strahlend gesund und kräftig zu sehen. Was sollten wir tun? Was sollte also unser höchster Beweggrund, unsere höchste Anregung sein?
Wenn wir dies andächtig erwogen haben, können wir sehr demütig beten, daß Gott uns die Augen öffnen möge, wie Er sie dem Diener Elisas öffnete, damit auch wir sehen können, daß die Wahrheiten auf seiten unserer glückseligen Freudigkeit, Nützlichkeit und unseres Erfolgs viel zahlreicher sind als die Irrtümer, die gegen uns zu sein scheinen; und daß wir buchstäblich frei sind, uns alle diese guten Dinge, die dem Menschen in Gottes Ebenbild immer gehört haben und immer gehören werden, jetzt zu verwirklichen. Das Böse, das Hindernis, das Hemmnis, alles, was Fortschritt und Nützlichkeit aufzuhalten sucht, ist weder Person, Ort noch Ding. Was ist es dann? Nur ein falscher Annahmezustand, den wir gegen das wahre geistige Bewußtsein eintauschen können. Es steht tatsächlich nichts im Wege. Und wenn wir beten, daß uns die Augen geöffnet werden mögen, damit wir die Regierung der Liebe verstehen, werden wir uns frei finden, alles, was „sehr gut” ist, auszudrücken. Denn „außerhalb des materiellen Sinnes der Dinge ist”, wie unsere Führerin auf Seite 489 in Wissenschaft und Gesundheit erklärt, „alles Harmonie”.
