Es ist etwas Großes, dafür zeugen zu können, daß die Christliche Wissenschaft dem Tod den Stachel nimmt. Vor etwa zwei Jahren kam mein einziges Kind, eine 17jährige Tochter, bei einem Kraftwagenunfall ums Leben. Wenn jemand auf unsere glückliche Kameradschaft als etwas in der heutigen Zeit Ungewöhnliches hinwies, hatte ich oft erwidert, daß es seinen Grund darin habe, daß wir in der Christlichen Wissenschaft miteinander aufgewachsen waren. Ich hatte begonnen mich darein zu vertiefen, als sie erst einige Jahre alt war; und ihr unvoreingenommener Gedanke hatte die Bedeutung der einfachen Wahrheit oft schneller erfaßt als ich.
Angesichts des scheinbaren Verlustes des Schönsten, was die Welt mir gegeben hatte, schien mir das Leben zwecklos und qualvoll. Durch die liebevolle Hilfe Christlicher Wissenschafter und besonders einer treuen Schülerin in der kleinen Stadt, wo ich wohnte, konnte ich die ersten Tage und Wochen dieser Erfahrung in einer Weise überstehen, die eines Menschen würdig war, der sich seit vielen Jahren zur Christlichen Wissenschaft bekannte. Ich hatte das ernste Verlangen, in der Sache, die ich so sehr liebte, nicht zu versagen, und als Erste Leserin eines kleinen Schülerkreises versah ich mein Amt weiter und war nur einmal nicht auf meinem Posten — an dem Sonntagmorgen, an dem sich der Unfall ereignete.
Mit dem Verfließen der Zeit wurde die Einsamkeit wirklicher für mich, und ich war mir bewußt, daß ich mich sehr anstrengen mußte, sie zu überwinden. Während meines jahrelangen Eindringens in die Wissenschaft hatte ich bewiesen, daß Krankheit, Sünde und Mangel durch Anwendung der Christlichen Wissenschaft verbannt werden konnten, und ich wußte, daß auch Leid seine scheinbare Wirklichkeit verlieren mußte. Trotz der Einflüsterungen von Gram und Trennung ließ ich mit meiner andächtigen geistigen Arbeit nicht nach. Oft kamen mir Mrs. Eddys Worte auf Seite 66 in Wissenschaft und Gesundheit in den Sinn: „Prüfungen sind Beweise von der Fürsorge Gottes” und: „Jede weitere Stufe der Erfahrung entfaltet neue Ausblicke der göttlichen Güte und Liebe”. Die Bedeutung dieser Worte enthüllte sich mir in einfacher Weise. In einer Unterhaltung fragte mich eine Schülerin, die unter einem Gefühl von Ungerechtigkeit und Mißhandlung litt, ob ich nicht gefunden hätte, daß die Menschen gegen Christliche Wissenschafter grausam seien. Nach einigen Minuten Nachdenkens erwiderte ich, daß ich mich keines einzigen Falles absichtlicher unfreundlicher Behandlung im vergangenen Jahre erinnern könne. Mein Denken war erfüllt von den Beweisen der Liebe und der Aufmerksamkeit von Verwandten, Freunden und allen, mit denen ich in Berührung gekommen war. Ich sah, daß Zärtlichkeit, Erbarmen, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Geduld Eigenschaften Gottes waren, und ich erkannte, daß ich tatsächlich die liebreiche, beschützende Fürsorge der göttlichen Liebe erfuhr.
Ich wußte jedoch, daß das Überwinden von Leid in der Christlichen Wissenschaft kein untätiges Annehmen des Glaubens an die Unvermeidlichkeit des Todes bedeutet, und daß das Überwinden des Kummers nicht vom Verfließen der Zeit abhängt. Es ist dem Christlichen Wissenschafter geboten, sich immer zu freuen! Ich betete um Verständnis, und als ich erkannte, daß der wirkliche geistige Mensch der Schöpfung Gottes immerdar im Reich der Harmonie geweilt hat, in das nie eine Einflüsterung von Unglück gelangen kann, begann ich, Gott für die weise, liebevolle Vorsorge, die Er für die Menschen getroffen hat, zu danken. Ich dankte Ihm, daß gerade dieser betrübliche Unglücksfall eine Lüge war, etwas, was unmöglich in der liebreichen Fürsorge eines liebenden Vater-Mutter-Gottes eingeschlossen sein konnte. Ich empfand den herrlichen Frieden, den die beseligende Versicherung mit sich bringt: „Sein Arm umschließt mich und die meinen und alles” (Gedichte von Mrs. Eddy, S. 4). Ein Gefühl der Freude und stillen Glücks erfüllte mein Bewußtsein, und ich empfand wie nie zuvor Liebe und Erbarmen für die Menschheit. Ich bin nicht nur dankbar, daß ich über das Scheinbare emporgehoben wurde, sondern auch froh zu wissen, daß ich durch meine Weigerung, diese Annahme für wahr zu halten, die Sorgenlast der Welt erleichtern helfe.
Ich bin für jede Einrichtung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung dankbar und zähle meine Mitgliedschaft in Der Mutterkirche und Klassenunterricht zu meinen wertvollsten Besitztümern.
Orange, Texas.
