Wir lesen im 2. Brief an die Korinther: „Seid vollkommen, tröstet euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam! so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein”. Hieraus ersehen wir, daß wir „einerlei Sinn” haben müssen, um in Frieden zu leben. Seelenfrieden ist jener ungeteilte Bewußtseinszustand, worin das Vertrauen auf Gottes Güte keine Anerkennung von Mißtrauen, Neid, Haß oder irgend etwas anderen Zerstörendem duldet. Durch die Pforten des Denkens kommen Gottes Botschaften, und wenn wir nur auf diese hören, werden wir in allem, was wir recht sehen, Gottes vollkommenen Ausdruck finden.
Neben unseren bewußten Anstrengungen, das göttliche Gesetz in unserem Leben zu verwirklichen und zu beweisen, drängt sich uns ein unwahres Geflüster von Unvollkommenheit und von Kriegsgerüchten auf. Auf diese Art versucht das sterbliche Gemüt, uns unter das Joch seines wesenlosen Schattens zu bringen. Wenn wir auf den Einwand horchten, würde es uns dazu führen, über die Möglichkeiten des Fortschritts der Christlichen Wissenschaft in der ganzen Welt Vermutungen zu hegen. Es würde uns einflüstern, daß manche Länder besser geeignet seien als andere, die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft zu empfangen, während wieder andere vom geistigen Licht weit entfernt seien. Bei solchem Folgern sind wir uns selber ein Gesetz; denn in dem Maße, wie wir uns verführen lassen, die Nachahmung im eigenen Bewußtsein zu tragen, schreiben wir einer Lüge eine Grundlage zu. Zeit spielte bei der Bekehrung des Paulus keine Rolle. Er war unterwegs, eine Verfolgungsmission auszuführen; als er aber seinem Bestimmungsort näher kam, wurde seine Absicht durch die Offenbarung der Wahrheit vollständig umgestoßen.
„Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden”, lautete die Botschaft des Paulus an die Römer. Bei eingehenderem Zergliedern könnten wir nach der Bedeutung der beiden Wörter „alle Menschen” fragen, und was es heißt, mit Leuten, die wir nie gesehen haben und von denen wir kaum etwas wissen, in Frieden zu leben. Laßt uns also den Sachverhalt prüfen, um zu entdecken, mit wem wir, genau genommen, leben. Zuerst werden wir vielleicht finden, daß wir mit uns selber leben, daß das menschliche „ich” und „mich” an erster Stelle kommt und sehr viel Zeit und Denken fordert. Vielleicht schließen wir auch Gleichgesinnte ein. Was aber den übrigen Teil der Welt betrifft, leben wir da nicht größenteils mit Vorstellungen, die wir uns aus spärlichen und oft irrigen Berichten gebildet haben?
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß es hingebungsvolle Arbeit und die Widerlegung von Behauptungen, die des Menschen Erbe der Vollkommenheit vor uns verbergen würden, erfordert, friedlich mit Menschen anderer Nationalitäten und Lebensgewohnheiten, anderer Sprachen und Denkweisen zu leben. In unserem täglichen Leben sind wir bestrebt, in allen Menschen, mit denen wir in Berührung kommen, das Gute zu sehen; und ungeachtet aller Irrtumseinflüsterungen begrüßen wir freudig das Gute als das, was über alles Wirkliche wahr ist. Wie bei den einzelnen Menschen dürfen wir auch bei Völkern nicht beides, Gutes und Böses, sondern nur Gutes als wirklich und als die einzige Macht sehen, die wir als die Macht geistig rechten Denkens walten lassen können. Das Böse an sich ist ohnmächtig, ganz gleich, ob es uns mit falschem Denken über uns selber versucht, sich durch falsche Handlungen anderer Leute bekundet oder ein Volk oder mehrere Völker als Werkzeug zu benützen sucht. Die rechten Denker in jedem Lande bilden den wahren Charakter ihres Vaterlandes. Indem wir unser Denken mit dem allumfassenden Gesetz des göttlichen Prinzips in Übereinstimmung bringen, können wir die Anschläge des sterblichen Gemüts durch die Macht der Wahrheit unschädlich machen helfen.
Wir wissen, daß die menschliche Sprache allein nicht ausreicht, das Verständnis der Völker untereinander zu fördern; aber geistige Eigenschaften wie Liebe, Wahrheit, Ehrlichkeit, Dankbarkeit, Geduld, Demut usw. gehören der ganzen Welt, da sie nicht durch Rassen-, Glaubens- oder Sprachgrenzen beschränkt sind. Wenn wir eines dieser unschätzbaren Besitztümer demütig in die Tat umsetzen, ergibt sich als natürliche Folge, daß wir die anderen fördern. Die wenigsten von uns können sich aus erster Quelle über andere Völker unterrichten. Daher müssen wir in den Nachrichten, die aus verschiedenen Quellen zu uns kommen, die Spreu vom Weizen trennen und durch Beweisen der Wahrheit der Worte Jesu: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch” die Wahrheit der Worte der Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 574) erkennen: „Dieses geistige Bewußtsein ist daher eine gegenwärtige Möglichkeit”.
Paulus schreibt in seinem Briefe an die Galater: „In Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch unbeschnitten sein etwas, sondern eine neue Kreatur. Und wie viele nach dieser Regel einhergehen, über die sei Friede”. Keine bloße materielle Änderung wird je menschlichem Hadern ein Ende machen. Tiefer als die bewegte Oberfläche der Dinge liegt die treibende Gedankenkraft, und nur durch Entstehung „einer neuen Kreatur” in Christo kann Frieden kommen. Die Christlichen Wissenschafter in der ganzen Welt arbeiten für diese Erkenntnis und verbinden „nach dieser Regel” jedes Volk in Frieden.
„Erfülle die dir am nächsten liegende Pflicht”, von der du weißt, daß sie eine Pflicht ist. Die zweite Pflicht wird dann schon klarer sein.
