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Heimkehr

[Aufsatz ursprünglich in deutscher Sprache]

Aus der September 1936-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn verließ der jüngere Sohn die Heimat, nachdem er seinen Anteil des väterlichen Erbes erhalten hatte. Der materielle Sinn zauberte ihm Bilder des Glücks und des Erfolgs vor, und kein sorgenvoller Gedanke beunruhigte ihn. Trotzdem kam bald der Umschwung. Es heißt in der Erzählung, daß „er sein Gut umbrachte mit Prassen”, und daß er später „anfing zu darben”. Er vergeudete seine Güter und erkannte zu spät, daß er nicht imstande war, sich selber zu ernähren und lohnenswerte Arbeit zu tun.

Trotz seiner Fehlschläge und seiner Sünden erwartete ihn des Vaters Willkomm. Selbst als er noch in weiter Ferne war, begleitete ihn des Vaters Liebe; aber solange er auf sich selber vertraute und anscheinend glücklich war, sah er diese Liebe nicht und begehrte sie nicht. Erst als Mangel, Hunger und Reue über ihn kamen, erwachte er aus dem Sinnentraum und sehnte sich verzweifelt nach seinem Vaterhause.

Welch tiefe Lehren doch in diesem Gleichnis enthalten sind! Denn geradeso scheinen die Ereignisse einen Sterblichen oft zu bedrängen. Auch er kann in Lagen kommen, wo sein Besitz zusammenbricht, und wo Verlust, Kummer und Verzweiflung auf ihn einzudrängen scheinen. Nahm er seine Güter — Gesundheit, Kraft und Fülle — aus des Vaters Hand, ohne Dank zu sagen, und betrachtete er sie als sein persönliches Eigentum und Erbe? Glaubte er, das Recht beanspruchen zu können, nur dieser Besitztümer wegen anerkannt und geachtet zu werden? So betrog ihn der menschliche Sinn, indem dieser ihn stolz und anmaßend machte. Und als er davon trunken und blind geworden war, raubte er ihm seinen Besitz und ließ ihn arm und verachtet zurück.

So pflegt auch jeder Sterbliche wie ein müdes Kind demütig und reumütig von seinen Irrfahrten in der Materie heimzukehren. Durch Enttäuschungen und Leiden beunruhigt und entmutigt, hat er das Verlangen nach dem Frieden des wahren Bewußtseins und sehnt sich, geistige Schätze zu verstehen und zu erwerben. In „Miscellaneous Writings” (S. 203, 204) schreibt Mary Baker Eddy, unsere weise Führerin, die die Irrwege des sterblichen Denkens erkannte und durchschaute: „Die Taufe der Buße ist in der Tat ein zerknirschter Zustand des menschlichen Bewußtseins, worin die Sterblichen qualvolle Ansichten von sich gewinnen; ein Gemütszustand, der den Schleier zerreißt, hinter dem sich mentale Verunstaltung verbirgt. Tränen füllen die Augen, Seelenangst ringt, Stolz lehnt sich auf, und der Sterbliche scheint ein Ungeheuer, eine finstere, undurchdringliche Irrtumswolke zu sein; und betend auf die Kniee sinkend ruft er demütig vor Gott: ‚Hilf mir, ich verderbe‘”.

Der von Gott, dem Schöpfer, getrennte Gedanke, der sich für selbstgenügend und selbsterhaltend hält, wird arm und hilflos und verliert alles. Fähigkeiten, die man als persönlich einem innewohnend ansieht, erschöpfen sich: sie bestehen heute und fallen morgen zerstörenden materiellen Gesetzen zur Beute. Nur wenn wir diese Fähigkeiten als geistige Gaben aus unseres Vaters Hand empfangen und Dank sagen, nur wenn wir verstehen, daß Gott der Geber und der Mensch nur der demütige Empfänger ist, erweist sich unser Besitz als dauernd. Ob es sich um Gesundheit, Glück oder Geschäftsangelegenheiten handelt, in jedem Falle sollten wir unsere Verbundenheit mit Gott und unsere Abhängigkeit von Ihm fühlen; denn Er ist gegenwärtig und erhebt und heilt uns in jeder Lage.

„Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein”— des Vaters Erklärung an den älteren Bruder im Gleichnis — kann als bestimmte Verheißung für jeden Menschen angesehen werden, der seine geistige Einheit mit Gott erkennt und alles Gute durch geistige Widerspiegelung erwartet. Jesaja schreibt: „So spricht der Herr: ... O daß du auf meine Gebote merktest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen”. Der Sterbliche, der glaubt, aus sich selber klug zu sein, irrt von der bewußten Einheit mit Gott ab und gerät so in Unannehmlichkeit.

Entspringen nicht alle unsere Kämpfe im Grunde der Tatsache, daß wir uns im Denken und Handeln vom göttlichen Gemüt getrennt haben? Jesus sagte: „Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater”. Er wandelte bewußt mit Gott im geistigen Einssein, das er verstanden und bewiesen hatte, solange er unter den Menschen weilte. Auch er war Versuchungen und Kämpfen ausgesetzt; aber er blieb dem göttlichen Prinzip und seinem geistigen Ursprung treu. Jesus lehrte uns, daß wir Gottes Kinder sind; er sagte aber auch, worin die Kindschaft besteht. Er sagte: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er siehet den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn”. Bei allen seinen großen und erhebenden Werken wies Jesus auf die Macht und die Liebe des Vaters hin, der allein ihn befähigte, diese Werke zu vollbringen. Er verstand, daß er ohne Gott nichts war und nichts sein konnte, und anderseits erkannte er dankbar und demütig, daß ihm mit Gott nichts unmöglich war.

Das uns durch die Christliche Wissenschaft geoffenbarte göttliche Prinzip ist bereit, jedem von uns jeden Augenblick zu helfen. Dieses Prinzip ist die ewige göttliche Liebe, die immer gegenwärtig ist und willkommen geheißen sein will. Das göttliche Prinzip ist nie abwesend und hält das Gute nie zurück; es ist nie kalt und nie ohnmächtig. Aber wie der verlorene Sohn müssen auch wir uns nach Gott dem Vater sehnen, Ihn anerkennen und Sein Gesetz anwenden. Auch wir müssen wie er hingehen, Gott zu erfassen und Ihm zu dienen. Der heimkehrende, reumütige Sohn bat seinen Vater: „Mache mich zu einem deiner Tagelöhner”. Und der aufrichtige Sucher in der Christlichen Wissenschaft bittet, daß er mit dem Wissen und der Erkenntnis der Gegenwart Gottes gesegnet werden und Wahrheit und Güte widerspiegeln möge.

Wir können also sicher sein, daß unser Problem gelöst wird, welcher Art es auch sein möge. Ehrliches Forschen und tapferes Anwenden dessen, was wir von der Wahrheit verstehen, befähigen uns, vom natürlichen Wirken des Prinzips mehr zu erhalten, als wir benötigen und erwarten. In ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt unsere geliebte Führerin (S. 3.): „Sollen wir das göttliche Prinzip aller Güte bitten, Seine Arbeit zu tun? Seine Arbeit ist getan, und wir brauchen uns die Regel Gottes nur zunutze zu machen, um Seinen Segen zu empfangen, der uns dazu befähigt, zu schaffen, daß wir selig werden”.

Im Propheten Jeremia lesen wir: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, daß ich euch gebe das Ende, des ihr wartet. Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören”. Als der verlorene Sohn seine Charakterumwandlung erlebte und den sterblichen Sinn von Glück und Stolz vor seinem Vater niederlegte, um ihm in Demut zu dienen, fand er alles für sich bereitet. Der Vater sagte: „Bringt das beste Kleid hervor und tut es ihm an, und gebt ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße”. Das göttliche Prinzip erklärt voller Barmherzigkeit, daß nichts zu vollkommen und unmöglich ist für den, der Gott kennt und Ihm treu ist, oder der reumütig zurückkehrt aus dem fernen Land der Materialität mit ihren falschen Hoffnungen und Freuden, ihren Schmerzen und Enttäuschungen und ein neues Leben der Geistigkeit beginnt. In ihrem Werk „Rückblick und Einblick” (S. 23) schreibt unsere Führerin: „Alles Irdische muß schließlich dem Hohn des Schicksals weichen oder aber in die eine unendliche Liebe versenkt werden”.

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