In Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn verließ der jüngere Sohn die Heimat, nachdem er seinen Anteil des väterlichen Erbes erhalten hatte. Der materielle Sinn zauberte ihm Bilder des Glücks und des Erfolgs vor, und kein sorgenvoller Gedanke beunruhigte ihn. Trotzdem kam bald der Umschwung. Es heißt in der Erzählung, daß „er sein Gut umbrachte mit Prassen”, und daß er später „anfing zu darben”. Er vergeudete seine Güter und erkannte zu spät, daß er nicht imstande war, sich selber zu ernähren und lohnenswerte Arbeit zu tun.
Trotz seiner Fehlschläge und seiner Sünden erwartete ihn des Vaters Willkomm. Selbst als er noch in weiter Ferne war, begleitete ihn des Vaters Liebe; aber solange er auf sich selber vertraute und anscheinend glücklich war, sah er diese Liebe nicht und begehrte sie nicht. Erst als Mangel, Hunger und Reue über ihn kamen, erwachte er aus dem Sinnentraum und sehnte sich verzweifelt nach seinem Vaterhause.
Welch tiefe Lehren doch in diesem Gleichnis enthalten sind! Denn geradeso scheinen die Ereignisse einen Sterblichen oft zu bedrängen. Auch er kann in Lagen kommen, wo sein Besitz zusammenbricht, und wo Verlust, Kummer und Verzweiflung auf ihn einzudrängen scheinen. Nahm er seine Güter — Gesundheit, Kraft und Fülle — aus des Vaters Hand, ohne Dank zu sagen, und betrachtete er sie als sein persönliches Eigentum und Erbe? Glaubte er, das Recht beanspruchen zu können, nur dieser Besitztümer wegen anerkannt und geachtet zu werden? So betrog ihn der menschliche Sinn, indem dieser ihn stolz und anmaßend machte. Und als er davon trunken und blind geworden war, raubte er ihm seinen Besitz und ließ ihn arm und verachtet zurück.
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