Webster erklärt das Zeitwort neiden u.a. wie folgt: „sich sehnen nach; stark verlangen nach; begehren”; und ein Teil der Erklärung für begehren lautet: „sich ungebührlich sehnen nach (etwas, was einem andern gehört)”. Man sieht also, daß in gewissem Sinne Neid und Begierde sinnverwandt sind.
Offenbar war es diese Art Neid, die Jesus zu rügen suchte, als nach dem Evangelium des Lukas „einer aus dem Volk zu ihm sprach: Meister, sage meinem Bruder, daß er mit mir das Erbe teile”. Nachdem Jesus gefragt hatte: „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschichter über euch gesetzt?” fuhr er, offensichtlich zum Nutzen aller Anwesenden, fort: „Sehet zu und hütet euch vor dem Geiz; denn niemand lebt davon, daß er viele Güter hat”.
Durch den Glauben getäuscht, daß das Leben in der Materie sei, und daß die Materie das Leben erhalte, und blindlings die Einflüsterung annehmend, daß ein Überfluß an Dingen Befriedigung gewähre, sind Sterbliche, die selber nicht viel haben, oft neidisch auf diejenigen, die viel haben. Diesen Irrtum deckte Jesus in dem erwähnten Falle auf, und er warnte seine Zuhörer davor.
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