Gott ist die einzige Macht, das einzige Gemüt. Für Seine geistige Idee, den enschen, gibt es keine Macht, keinen Schöpfer zweiten Ranges und kein geringeres Dasein als Gottes Ausdruck, nichts, was Gott unähnlich wäre. Die wahre Idee ist sich dessen, was man geistig nicht wissen kann, nicht bewußt. Daher sind die geistigen Ideen des Gemüts geborgen und beschützt und bleiben immer im Guten. Da Gott allgegenwärtig ist, weilen Seine Ideen in der Allgegenwart des Guten und können diese Allgegenwart nicht verlassen.
Da Gott zuerst kommt und das All ist, weil Er das unendliche Prinzip ist, anerkennen, ehren und lieben die Ideen des Gemüts den einen und einzigen Gott. Sie haben keine Wahl zwischen Gehorsam und Ungehorsam; denn es gehört zu ihrem Wesen, dem einzigen Gesetz, das es gibt — dem Gesetz Gottes — zu gehorchen. In der Wissenschaft des Seins gibt es nur einen Gott, und der Lobgesang der ganzen Schöpfung ist: Gott zuerst und Gott allein.
Mit Bezug auf Gott und auf das Weltall und den Menschen schreibt Mrs. Eddy in „Unity of Good” (S. 10): „Er ist vollkommen und regiert sie in der Wahrheit der göttlichen Wissenschaft, deren Anfang und Ende, Mittelpunkt und Umkreis Gott ist”. Dies beantwortet die Frage: Wo ist Gott? Gott ist überall; außerhalb Seiner Allheit gibt es keinen Raum. Da es außer der Allgegenwart des Guten nichts gibt, gibt es nur eine wirkliche Macht, die Macht des Guten. Selbstverständlich brauchen wir diese Machteinheit nicht zu schaffen; wir brauchen den Menschen nicht dem göttlichen Gesetz gehorsam zu machen; wir brauchen nicht zu veranlassen, daß eine Idee die andere liebt; denn diese Machteinheit drückt das Himmelreich aus — das Himmelreich, das, wie Jesus sagte, inwendig in uns ist, d.h. sich durch den Menschen bekundet. Die Christliche Wissenschaft hebt uns zuerst durch unbestreitbare Folgerichtigkeit, dann durch unanfechtbaren durch Beweis ermittelten Augenschein zu der geistigen höchsten Höhe im Bewußtsein empor, wodurch wir das wahre Wesen Gottes als das einzige Gemüt erkennen.
Dieses eine und einzige Gemüt, die Allmacht, duldet keine untergeordnete Macht, keine sich widersetzende Macht, keine mitwirkende Macht und keine Hilfsmacht. Dieses Gemüt kennt nur sich selber und was es schafft; es kennt nur das Gute, nur die Harmonie, den Frieden und die Ewigkeit des Guten. Es kennt nur seinen eigenen Ausdruck, nur was vollkommen und gut ist; es liebt nur seine eigene Schöpfung, denn es gibt sonst nichts zu lieben. Hierin liegt die Sicherheit und die Fortdauer dieser Ideen, die in ihrem göttlichen Hafen, dem Gemüt, dem Ursprung aller wahren Ideen, verankert sind. Keine Idee kann sich aus ihrem sicheren Hafen im Guten entfernen und hat auch kein Verlangen danach. Weil Gott, das Gute, unendlich ist, ist Er die eine und einzige Ursache alles Daseins. Gott kennt nur das Gute und dessen Entfaltung oder Ausdruck.
Der wirkliche Mensch betet den einen und einzigen Gott an und ist ganz befriedigt, daß sein Leben und Bewußtsein unendliche Gesundheit, Freude und Frieden ausdrücken. Auch hierin gibt es keine Wahl; denn der Mensch kann nur das haben, was wahr ist, was besteht; und da es nur einen Gott gibt, liebt er, was ist, und gehorcht ihm. Durch diese Liebe und Anbetung drückt der Mensch jetzt und immerdar Gott aus. Es gibt keinen Mangel an Ausdruck; denn der Mensch drückt jede Eigenschaft, jedes Merkmal des einen Gottes aus und hat daher ewiges Leben, ist unendlich intelligent, weise und stark im Guten. Durch Widerspiegelung weiß er, was Gott weiß. Der Mensch ist wunderbar und herrlich, weil er den einen Gott, den einzigen Schöpfer widerspiegelt, der alle Vollkommenheit und alles Gute ist. Wahre Anbetung erkennt, was der Mensch in seiner Beziehung zu Gott ist, und gibt Ihm alle Ehre. Wir ehren Gott, wenn wir sehen, daß göttliche Ideen nicht in der Materie sondern im Gemüt weilen. Dies heißt Gott in unserem Herzen allem voranstellen und die ewigen Wahrheiten ausdrücken.
Diese Gedanken, obwohl wahr und anregend, sind jedoch von geringem Wert für uns, wenn wir Gott nicht auf praktische Art anbeten. Unser Schlachtruf sollte sein: „Gott zuerst!” Und wenn wir Seiner Führung folgen, bewahrt sie uns wie eine beschützende Wolke des Tags und ein Feuer des Nachts vor der Lüge des Bösen. Diese Lebensweise ist wirksam; und je mehr Gott die eine und einzige Macht für uns wird, desto besser werden wir uns als „die Miterben derselben Verheißung” erweisen. In dieser Weise werden wir das Erste Gebot anwenden: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben”.
Einflüsterungen des Bösen möchten sich in unser Bewußtsein eindrängen; aber sie könnten nicht den Anschein erwecken, als ob sie sich eindrängten, wenn Gott einzig und allein anerkannt würde. Wenn wir Gott, das Gute, lieben, können wir die Sünde und das Böse nicht lieben oder fürchten. Wenn wir der Reinheit den ersten Platz in unseren Neigungen einräumen, werden wir kein Verlangen nach etwas Unreinem haben und ihm auch kein Gehör schenken. Wir stehen unter der Herrschaft dessen, was wir als Macht, Liebe, Wunsch oder Furcht anerkennen. Aber jenseits alles Glaubens an die falschen Darstellungen des Irrtums fließen die tiefen Ströme wahres Seins, wo der Mensch im Gemüt geborgen ist.
Jedes menschliche Wesen glaubt bis zu einem gewissen Grade die Einflüsterungen des Bösen, daß der Mensch nicht die vollkommene Idee des göttlichen Gemüts sei; denn der Mesmerismus behauptet, daß Gott nicht die einzige Macht und Gegenwart sei. Wenn wir diesen Glauben an das Böse bloßstellen, müssen wir uns davor hüten, daß wir nicht fortfahren, das Böse als wirklich zu sehen. Wenn wir diesen Punkt recht sehen, werden wir nicht versuchen, uns von einem falschen Zustand zu befreien, indem wir ihn zuerst für wirklich halten. Wenn wir zugeben, daß wir krank oder in Not seien, verneinen wir, daß Gott das Einzige ist, und daß der Mensch vollkommen ist und keine Unvollkommenheit bekunden kann. Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 391): „Wenn der Körper anscheinend sagt: ‚Ich bin krank‘, so bekenne dich niemals schuldig”. Solches Zugeben räumt dem Irrtum die erste und Gott die zweite Stelle ein, und so werden die Bekundungen des Bösen nicht vernichtet.
Vor kurzem bezeugte ein Mann in einer christlich-wissenschaftlichen Kirche, daß er 13 Jahre lang erfolglos versucht habe, durch eigenes Bemühen und die Bemühungen anderer die Gewohnheit des Rauchens zu überwinden. Er hatte 30 Jahre lang geraucht, schämte sich der Gewohnheit, hielt sie aber für sehr wirklich. Eines Tages dämmerte es in seinem Denken, daß er als das Kind Gottes nie geraucht hatte und daher nicht von etwas geheilt zu werden brauchte, was er in der Wirklichkeit seines Seins nie getan hatte. Die Heilung fand augenblicklich statt. Eine Zergliederung zeigt, daß er zuerst erfolglos war, weil er einen Irrtum über sich zugegeben und dann versucht hatte, von etwas frei zu werden, was er für wirklich gehalten hatte. Bei seiner falschen Auffassung begann er mit dem Zugeben des Irrtums und fuhr natürlich mit dem Irrtum fort; als er sich aber an Gott wandte und behauptete, was von ihm als Gottes Ebenbild ewig wahr ist, war er sofort geheilt.
Die Bibel enthält viele Erklärungen, daß Gott die einzige Macht und Gegenwart ist, und der Schüler der Christlichen Wissenschaft macht zu seiner Erleichterung und Ermutigung oft Gebrauch davon. Wie herrlich der Psalmist eine solche Erklärung ausdrückt: „Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit”!
Die Christliche Wissenschaft, die enthüllt, daß Gott das allumfassende Gute ist, ist das einzige Heilverfahren, das nicht versucht, für oder gegen das Böse etwas zu tun. Andere Verfahren versuchen, das für wirklich gehaltene Übel zu ändern, zu verbessern, zu berichtigen oder zu entfernen. Wenn diese Verfahren versagen, mag man zu der frohen Botschaft der Christlichen Wissenschaft erwachen, daß der Irrtum wegen der Allheit Gottes, der unendlichen Gegenwart des Guten, unwirklich ist, kein Dasein hat. Wir nehmen diese Wahrheit durch Anwendung unserer Religion an, und die guten Ergebnisse sind der Tatsache zuzuschreiben, daß es nur einen Gott gibt. „Der Christliche Wissenschafter hat sich in den Dienst der Verminderung des Bösen, der Krankheit und des Todes gestellt und wird sie durch das Verständnis ihrer Nichtsheit und der Allheit Gottes oder des Guten überwinden”. Wenn wir immer an diese Worte unserer Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 450) denken, werden wir an die Allheit Gottes glauben, die Unwirklichkeit des Bösen sehen und seine völlige Nichtsheit, d.h. daß es kein Leben, keine Intelligenz und kein Dasein hat, beweisen.
Es bestehen zwei Gefahren: erstens, das Böse zu lieben, zweitens, es zu fürchten oder zu hassen. Beide lassen uns das Böse wirklich erscheinen. Denken wir z.B. an die gegenwärtigen Verwaltungs- und Wirtschaftsprobleme. Sehen wir sie als wirklich, glauben wir, daß sie die Macht haben, zu schaden und Unrecht zu tun, und sehen wir ruhig zu, bis wir bei einer Wahl für eine Änderung der Lage stimmen können? Jeder Bürger kann das tun; wir aber müssen mehr tun. Denn als Christliche Wissenschafter haben wir die Pflicht, den wissenschaftlichen Weg der Heilung oder Verbesserung einzuschlagen, der in dem Wissen besteht, daß das Böse nicht wirklich ist. Wir müssen unsere mentale Arbeit für unser Land und für die Welt tun, und sie wird in dem Maße von Wert sein, wie wir die mächtige Gegenwart des Guten und die tatsächliche Abwesenheit jeder Annahme einer entgegengesetzten Macht oder Gegenwart beweisen. Sollen wir die Wahrheit nur zur Heilung von Krankheit anwenden, bei anderen menschlichen Problemen aber die schlimmen Zustände für wirklich halten und daher versäumen, ihre Unwirklichkeit zu beweisen?
Ziehen wir die Aufhebung des Alkoholverbots in Betracht. Zu viele haben diesen Zustand für wirklich gehalten, haben ihn nicht geistig sondern menschlich bekämpft und haben Gott und Seine Allheit vergessen. Wenn jemand zu einem Christlichen Wissenschafter käme, um sich von der Trunksucht heilen zu lassen, würde der Ausüber sicher nicht über den traurigen Anblick klagen. Vielmehr würde er den Zustand wissenschaftlich als unwirklich sehen, und die Heilung würde als Ergebnis des Verständnisses der geistigen Tatsachen über den Menschen erfolgen. Ebenso müssen wir die Unwirklichkeit des Gesamtproblems falschen Verlangens und der damit verknüpften Sklaverei sehen. Dies bedeutet nicht, daß wir die Alkoholfrage übersehen dürfen, sondern wir müssen ihre Wirklichkeitsvorspiegelung wissenschaftlich verneinen. Die Welt wird von ihren Übeln erst dann frei werden, wenn sie alle durch die Christliche Wissenschaft auf Grund der Allheit Gottes als unwirklich bewiesen sind.
Um Harmonie in die menschlichen Angelegenheiten zu bringen, müssen die Familien-, Kirchen- und Geschäftsprobleme vom Standpunkt der Allheit des Guten und der Nichtsheit des Bösen aus behandelt und gelöst werden. Dabei dürfen wir das Böse nicht als persönlich sehen, sondern müssen es als unpersönlich sehen; denn nur so vergeht es und zerrinnt es in nichts. Kommt Gott in unserer Liebe, in unserem Leben zuerst, so werden wir das Gute so ausdrücken, daß wir freudig ausrufen werden: „Es freue sich alles Volk und rufe: Wie groß und gut ist unser Gott”!
